Das Interesse an Gottesdiensten in rückläufig – offenbar sogar an Weihnachten, besagt eine Erhebung. In Stuttgart hat dieser Trend offenbar noch nicht durchgeschlagen.
Entgegen eines in einer Befragung festgestellten allgemeinen Trends waren viele Weihnachtsgottesdienste in der Landeshauptstadt gut besucht. Wie der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig auf Anfrage sagte, wurde in den großen Kirchen in der Stadt an Heiligabend wieder in etwa der Besucherstand von vor der Pandemie erreicht. „Auch am Christtag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, waren die Gottesdienste gut besucht“, sagte Schwesig auf der Basis einer Abfrage bei neun evangelischen Kirchengemeinden in Stuttgart. Eine Erhebung der Universität der Bundeswehr, über die der „Spiegel“ berichtet hatte, konnte der Stadtdekan aus Stuttgarter Sicht nicht bestätigen. Demzufolge ist die Zahl der Kirchenbesucher auch an Weihnachten rückläufig. Zuletzt planten nur noch 15 Prozent der Befragten an Weihnachten in die Kirche zu gehen (nach 24 Prozent 2019).
Freude über Gottesdienste ohne Beschränkungen
Matthias Vosseler, Pfarrer der Stiftskirche, der Hauptkirche der württembergischen Protestanten, betonte, das Weihnachtsgottesdienste wieder ohne Beschränkungen möglich waren: „Es war einfach schön, wieder in großer Runde und ohne Masken singen zu können. Zwei Jahre lang konnten wir an Weihnachten mit unglaublich viel Aufwand immerhin 100 bis 150 Menschen die Teilnahme ermöglichen, aber eben ohne Singen und ohne die Feier des Abendmahls.“ Beides war dieses Mal wieder Bestandteil des Gottesdienstes.
Auch Vosseler sprach von einem guten Kirchenbesuch. Für die Stiftskirche zählte er bei den drei Gottesdiensten über Weihnachten jedoch „etwas weniger Besucher als vor Corona. Bei der Christvesper um 17 Uhr war die Kirche mit knapp 1000 Menschen voll belegt, aber es standen nicht noch 200 oder 300 hinten in der Kirche oder im Eingangsbereich.“ Vom katholischen Stadtdekanat lagen am Dienstag noch keine Auskünfte zu Besucherzahlen vor.
Ökumenischer Gottesdienst an Silvester
Gemeinsam blicken die beiden großen Kirchen auf einen ökumenischen Gottesdienst an Silvester um 16 Uhr in der Stiftskirche. Dort wird ein ukrainischer Chor auftreten. Ebenso wird die in Stuttgart lebende ukrainische Krankenschwester und Fotografin Julia Melnyk da sein. Vosseler und der katholische Stadtdekan Christian Hermes geben ihr bewusst ein Forum, denn: „Leider macht der Krieg ja nicht einmal Weihnachtspause.“