Viele Helfer haben schon schlechte Erfahrungen bei Einsätzen gemacht – sie wurden beleidigt, bedroht und ähnliches. Foto: Lichtgut/ Rettig

Notfallseelsorger und Hilfskräfte wünschen sich bei einem Gottesdienst mehr Mitgefühl für deren Einsatz. Was bei solchen Situationen immer wieder vorkommt, ist kaum zu fassen.

Beschimpft, bespuckt, beleidigt – was Mitarbeiter von Rettungsdiensten und der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im ökumenischen Blaulichtgottesdienst in der Stiftskirche von ihrem Berufsalltag und ihren Einsätzen berichten, muss jeden nachdenklich machen. Der DRK-Notfallsanitäter Michael Paul bringt es bei seiner Ansprache auf den Punkt: „Wir erwarten keinen besonderen Dank. Aber was wir alle verdient haben, ist Respekt.“

Immer wieder Respektlosigkeit

Die Respektlosigkeit gegen Mitarbeiter der Rettungsdienste, der Feuerwehr oder Polizei scheint immer mehr um sich zu greifen. Zum Teil mit fatalen Folgen. Nicht zufällig knüpft denn auch am Montagabend der Blaulichtgottesdienst der Stuttgarter Notfallseelsorge an das Motto der derzeit laufenden SSB-Plakatkampagne an: „Respekt fängt bei Dir an!“. An dem diesjährigen gemeinsamen Gottesdienst nahmen Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten, Katastrophenschutz, SSB, Ordnungsamt, Bundeswehr und der Notfallseelsorge teil.

„Nicht in den Rücken fallen“

Der Diakon Andreas Groll, der seit Oktober 2021 als erster Katholik die Stuttgarter Notfallseelsorge leitet, betont in seiner Predigt in Anspielung auf die SSB-Plakate „Fall mir nicht in den Rücken“, „dass die Einsatzkräfte darauf vertrauen wollen und müssen, dass ihnen niemand in den Rücken fällt und sie den Rücken frei haben und nicht zurückblicken und Angst haben müssen“. Den Gottesdienst der bei der Feuerwehr angegliederten Notfallseelsorger zelebrierten in diesem Jahr der evangelischen Stadtdekan Søren Schwesig sowie der stellvertretende katholische Stadtdekan Matthias Haas.

Es gibt auch berührende Szenen

Robert Macke von den Johannitern berichtet in seiner Fürbitte, dass es neben vielen belastenden Erlebnissen während der Notfalleinsätze auch zu manch berührenden Szenen komme: „Mit Menschen, die sich unterstützen, sich einander zuwenden, einander Zuneigung und Nähe geben“. Heinz Bartling vom Roten Kreuz betont, „dass auch wir Helfer in der Lage sein müssen, uns selbst zurückzunehmen und unseren Mitmenschen den nötigen Raum zu geben, damit Situationen nicht unnötig eskalieren“.

Im Rahmen des Gottesdienstes wurden 13 neue Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen gesegnet und in ihr Amt eingeführt. „Beim Blaulichtgottesdienst dürfen Einsatzkräfte innehalten. Nicht leisten müssen, sondern empfangen. Bedrückendes loslassen, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Blaulichtfamilie zur Ruhe kommen“, so Andreas Groll.