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Eine Sinfonie der Farben, eine bunte Erzählung des christlich-mittelalterlichen Weltbilds: Die Glasfenster der Esslinger Stadtkirche St. Dionys sind ein faszinierendes Kunsterbe aus der Zeit der Hochgotik.

Esslingen - Im Anfang waren die Stifter. Zum Beispiel der Esslinger Bürger Steinhövel mit seiner Frau Adelheid, beide auf Knien, wie es sich gehört in der Kirche. Erst recht, wenn der eigenen Niedrigkeit direkt darüber im monumentalen Medaillon der überlebensgroße Prophet Hosea erscheint. Betend richtet Herr Steinhövel den Blick gen oben zum biblischen Weisen, während sie, Frau Steinhövel, die Hände ebenfalls gefaltet, den Gatten fixiert. Eine spirituelle Dreierbeziehung, die zugleich etwas aussagt über die Hierarchie in einer mittelalterlichen Ehe. Sonst weiß man nichts über die Steinhövels – außer dass sie offenbar zu den reichen Esslinger Patriziern im späten 13. Jahrhundert zählten, konnten sie sich doch um 1280 eine ganze Bahn Glasfenster leisten und der Stadtkirche St. Dionys spendieren. Seither schweben dort 13 weitere alttestamentarische Propheten im zentralen östliche Chorfenster nach oben – lotrecht über dem Stifter- und Hosea-Bild, das ganz unten die symbolische und eben auch pekuniäre Basis bildet.