Umstrittener Internetriese: Google gilt Kritikern als frauenfeindlich. Zu Recht? Foto: AP

Google steht wegen seiner frauenfeindlichen Gehaltspraxis schon lange in der Kritik. Jetzt geht der Konzern mit einer Studie an die Öffentlichkeit. Ihr Ergebnis: Frauen werden besser bezahlt als Männer. Das hat skurrile Folgen.

New York - Ist Google doch besser als gedacht? Die Firma war in den vergangenen Jahren unter Beschuss geraten, weil sie Frauen und Männer ungleich behandelt. Erst im vergangenen Jahre reichten Angestellte und ehemalige Angestellte eine entsprechende Klage gegen den Internet-Giganten ein. Googles interne Daten ergeben ein ganz anderes Bild.

Im vergangenen Jahr, gab der Konzern bekannt, waren es die Männer, die bei der Bezahlung benachteiligt werden. Folglich beschloss man, den Google-Männern 2019 insgesamt 9,7 Millionen Dollar mehr an Gehältern zu zahlen.   Google zeigte sich von der eigenen Untersuchung überrascht: Das sei „ein Trend, den man nicht erwartet hatte.“ Schließlich scheinen die Zahlen zu belegen, dass die Firma die Kritik der vergangenen Jahre erhört hat und sogar mehr tut, als nötig.

„Google muss mehr tun“

  Das Echo auf diese scheinbar guten Nachrichten war allerdings nicht ganz so, wie von Google erhofft. Medien wie die New York Times und das Wired Magazin erhoben massive Zweifel an den hauseigenen Statistiken.  Google habe die Bezahlung auf der jeweiligen Hierarchieebene verglichen. Im Fall der Ingenieure des „Level 4“ würden die Frauen tatsächlich besser verdienen.  Die Zahlen bezogen sich aber nicht auf die Gehälter des Jahres 2018, sondern auf die geplanten Vergütungen 2019 – also nach den geplanten Änderungen zugunsten von Frauen. Kritiker glauben, die Statistik diene nur dafür, diese Änderungen erst gar nicht einzuführen.

  Zudem, so bemängeln die Skeptiker, gingen die Rechnungen am Kern des Problems völlig vorbei. So richtet sich die Sammelklage der Google-Mitarbeiterinnen dagegen, dass sie bei gleicher oder sogar besserer Qualifikation von Anfang an niedriger eingestuft wurden als die Männer.   Die für 2019 beabsichtigte Angleichung hätte diese Praxis nicht geändert. Nun fällt sie möglicherweise ganz aus. Um die Öffentlichkeit von einem wirklichen Wandel der Firmenkultur zu überzeugen, muss Google laut den Kritikern deutlich mehr tun. „Das Gehalt von 8000 Männern an zu heben, ist nicht das richtige Signal“, sagt der Anwalt Jim Finberg, der die weiblichen Angestellten in der Sammelklage gegen Google vertritt. „Es wird Zeit, wirklich etwas  zu tun.“