Ausgezeichnet: Bei einer internationalen Erfindermesse in Nürnberg bekam Michael Siegloch eine Goldmedaille. Foto: /Krsticevic/Hofmeier

Eigentlich ist der Ingenieur Michael Siegloch in der Automobilindustrie daheim. Doch jetzt hat er mit einer Erfindung Aufsehen erregt, die eher auf dem Golfplatz daheim ist.

Stuttgart - Eigentlich ist der Ingenieur Michael Siegloch in der Automobilindustrie daheim. Doch jetzt hat er mit einer Erfindung Aufsehen erregt, die eher auf dem Golfplatz daheim ist.

Herr Siegloch, spielen Sie Golf?

Leidenschaftlich.

Blöde Frage, wer sonst käme auch auf die Idee, einen Golftrolley zu erfinden, der nicht umfallen kann.

Die erste Idee hatte ich vor mehr als zehn Jahren, aber die wäre damals noch gar nicht umsetzbar gewesen, weil die technischen Komponenten noch viel zu teuer waren. Um die Entstehung zu erklären, muss ich kurz ausholen: Meine Frau ist Österreicherin, sie kommt aus dem schönen Seefeld, wo ihr Vater 1969, in meinem Geburtsjahr, einen Golfplatz mitgegründet hat. Da das Gelände dort sehr hügelig ist, ist mein Trolley öfter umgefallen. Also habe ich mich nach einem Gefährt für meine Golfschläger umgeschaut, das nicht kippen kann, und musste feststellen, dass es so etwas nirgends gibt.

Da hat Sie der Ehrgeiz gepackt.

Das kann man so sagen. Mir war klar, dass man dazu ein selbst balancierendes System benötigt. Ähnlich wie bei Segways. Nur müsste es in alle Richtungen funktionieren. So ein Segway kann ja seitlich kippen. Also kam ich, vereinfacht gesprochen, auf die Idee, zwei ausbalancierende Systeme als Kreuz übereinanderzulegen, so dass sich der Golftrolley in alle Richtungen austarieren kann.

Klingt einfach.

Ist es vom Gedankengang her auch. In der konkreten Umsetzung ist es schon komplex. Aber das wollte ich unbedingt hinbekommen. Schon deshalb, weil mir anfangs ein Bekannter gesagt hat: „Das geht eh nicht.“ – „Okay“, habe ich dann geantwortet, „dann muss ich dir zeigen, wie ,geht nicht‘ funktioniert.“ Meine große Vision ist, dass auf Golfplätzen zukünftig überwiegend zweirädrige Golftrolleys rumfahren und sich via GPS auf dem Platz orientieren. Das erste Ziel aber ist, sie sollen dem Golfer hinterherfahren können und eben nicht umfallen.

Für Ihre Erfindung wurden Sie mit dem Artur-Fischer-Erfinderpreis ausgezeichnet und jetzt auch auf der Erfindermesse iENA in Nürnberg. Waren da viele Golfer in der Jury?

Nein, ich glaube, gar keiner. Aber einer kam hinterher auf mich zu und meinte: Das System fände er klasse, das könnte man auf ganz viele andere Bereiche auch anwenden. Aber es gab auf der Messe viele Golfer, die fanden das Ding mega. Einer teilte mir mit, dass er seinen Golfbag immer durch die Gegend trägt, weil es ihm häufig umfällt. Wenn das Ding rauskommt, werde er es auf alle Fälle kaufen.

Wie lang muss der gute Mann warten?

Schon noch etwas. Ich habe zu Hause zwei Prototypen stehen, einen kleinen mit zwei Achsen, der nur 40 Zentimeter hoch ist, und einen großen, der aber nur in eine Richtung ausbalanciert. Die muss man gewissermaßen miteinander verheiraten, dann hat man einen voll funktionsfähigen Prototypen, eine Art Vorserienmodell. Das werde ich mithilfe von Studierenden einer Fachhochschule umsetzen. Ich denke, das Teil dürfte nächsten Sommer fertig sein. In der Zwischenzeit bin ich dran, nach Gleichgesinnten und Investoren Ausschau zu halten.

Es gibt schon Interessenten?

Ja, ich habe im Lauf der Jahre nur positive Reaktionen erhalten und hatte schon Kontakt mit unterschiedlichsten Leuten. Es gibt also Interessenten. Eine klare Partnerschaft steht jedoch noch aus.

Zur Person

Michael Siegloch
wurde 1969 in Bad Mergentheim geboren. Er ist Diplomingenieur und hat an der Fachhochschule Heilbronn Produktionstechnik/Fertigungstechnik studiert. Siegloch ist passionierter Golfer und seit 26 Jahren in der Automobilindustrie tätig. Angefangen hat er als Produktionsplaner. Dann übernahm er verschiedene Aufgaben im Finanzwesen, im Vertrieb und im Marketing. Seit 20 Jahren lebt er in Stuttgart.