Golfplätze brauchen zu viel Dünger und Pflanzenschutz und haben einen hohen Wasserverbrauch – so lautet oftmals die Pauschalkritik. Stimmt das? Wir haben beim Golf- und Landclub Haghof in Alfdorf nachgefragt.
Das Gras wachsen hören – das kann selbst Eckhard Stadelmaier nicht. Aber die Redewendung kommt nahe an das heran, was sich der Golfrasenexperte im Laufe von zweieinhalb Jahrzehnten an Fachwissen angeeignet hat. Er ist der sogenannte „Headgreenkeeper“ beim Verein Golf- und Landclub Haghof (GLH) und kümmert sich derzeit mit vier Mitarbeitern um den 18-Loch-Golfplatz im Rems-Murr-Kreis. Im Gespräch mit Stadelmaier, der zudem eine Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister abgeschlossen hat, wird schnell klar: Golfplätze sind mehr als kurz geschnittene Rasenflächen. Der GLH mit Biotopen, Blumenwiesen, Bienenhotels, Totholzhaufen und Speicherseen bietet ökologische Vielfalt. Sicher mehr als ein typischer Sportpark, wo sich ein Fußballfeld ans nächste reiht.
Vorausschauendes Wassermanagement Die Anlage liegt zwischen Welzheim und Alfdorf am Rande des Schwäbischen Waldes. Der Platz ist umsäumt von Forst und Feldern. „Die Flächen für unsere Golfanlage haben wir von verschiedenen Landwirten gepachtet“, erklärt Hanni Weiler. Für die Präsidentin des Clubs besteht kein Zweifel, dass sich Golfplätze mit kluger Vorsorge beim Wassermanagement auf den fortschreitenden Klimawandel einstellen müssen. Weil die Sommer immer heißer und trockener würden, werde der Club nun einen weiteren Speichersee mit einem Fassungsvermögen von 12 000 Kubikmetern Wasser anlegen, betont die Vereinsvorsitzende. Im Herbst soll das Projekt begonnen werden. Das Vorhaben finanziert der Club aus eigenen Mitteln. Damit will er sich, was die Wasserversorgung angeht, autark machen: „Wir bewässern alles mit unseren Seen“, betont die 67-Jährige.
Laut der Pressestelle des Landratsamtes des Rems-Murr-Kreises habe der GLH bei der „Wasserentnahmemenge von Grundwasser für die Bewässerung der Golfplatzanlage in den letzten beiden Jahren“ unterhalb der kostenpflichtigen Bemessungsgrenze gelegen. Grundsätzlich steht im baden-württembergischen Wassergesetz: Bei Entnahmemengen unter 4000 Kubikmeter Wasser pro Jahr entfalle das Entgelt wegen Geringfügigkeit, so das zuständige Landratsamt.
Plädoyer für mehr Eigenwasservorsorge Greenkeeper Stadelmaier findet: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Man braucht auf alle Fälle eine Eigenwasservorsorge.“ Die topografisch höher liegenden Speicherseen werden beim GLH von einem tiefer liegenden Wasserspeicher mitversorgt: „Das Wasser, das wir unten im Tal am Loch 18 zu viel haben, das füllen wir um und bringen es in die weiter oben liegenden Teiche ein“, erklärt der Platzpfleger. Das Ziel müsse sein, das notwendige Nass für den Platz ganzjährig vorzuhalten. Das Brauchwasser aus der öffentlichen Leitung zu nehmen, so Stadelmaier, sei künftig weder finanzierbar noch sei es gesellschaftlich vermittelbar.
Eine regelmäßige Sauerstoffkur tut dem Rasen gut Was den Rasen angeht, so hat Stadelmaier in seinen 26 Berufsjahren ein Händchen entwickelt. „Das A und O der Golfrasenpflege ist, dass man genug Sauerstoff in den Boden bringt“, erklärt er. Deswegen sticht sein Team mit Maschinen großflächig immer wieder kleine Löcher in den Rasen, lässt Luft hinein und stanzt ein wenig Erde heraus. Gegen das Austrocknen werden die Minilöcher mit Sand befüllt. Ein wichtiger Aspekt ist, den Rasenfilz unter der Grasnarbe einzudämmen: „Ich kann zwar den Filz nicht gänzlich verhindern, aber ich kann ihn mit einer reduzierten Düngung in Schach halten“, erklärt Stadelmaier.
Der erfahrene Rasendoktor handelt im Prinzip wie ein Präventivmediziner: „Man muss schon im Entstehen erkennen, was daraus werden kann. Strikt nach Schema F vorzugehen, hilft oft nicht weiter“, sagt er. Fungizide gegen Pilzerkrankungen setze er in der Regel nur auf den sogenannten Grüns ein. Diese Grüns befinden sich am Ende jeder Spielbahn, wo die Golfer mit dem Putter ihre Bälle einlochen. Auf den Abschlagsflächen – den sogenannten Tees – verwende er Fungizide eher selten, in Ausnahmefällen aber schon, sagt der Greenkeeper. Golfplätze unterliegen nicht der Düngemittelverordnung: „Es gibt jedoch Empfehlungen, wie der Boden zu untersuchen und zu düngen ist“, heißt es beim Landratsamt. Für die Grüns und Abschläge verwendet Stadelmaier auch Nährstoffkapseln. Diese Langzeitdünger geben bis zu sechs Wochen lang ihre Nährstoffe in den Boden ab. Neben Granulat gibt es auch Flüssigdünger, der übers Grasblatt wirkt.
Ein Golfplatz ist weit mehr als die Grüns und die Spielbahnen Der weit größere Flächenanteil eines Golfplatzes besteht aber in der Regel aus naturbelassenen Räumen. Beim GLH zählen dazu Blumenwiesen, Steinhügel, Totholzhaufen und vor allem der Rough-Bereich. Das sind diejenigen Grasflächen, die von Stadelmaiers Team nur zweimal pro Jahr gemäht werden: Das abgemähte Gras wird landwirtschaftlich verwertet. Früher habe man das hohe Gras später gemäht und im Herbst zu Haufen zusammengetragen. Aber dies sei problematisch: „Denn so entstehen Sickersäfte, die ins Erdreich eindringen. Die jetzige Verwendung als Pferdeheu ist dagegen eine ökologisch saubere Lösung“, sagt Eckhard Stadelmaier.
Auf dem GLH befinden sich auch zwei Biotope. „Dort lassen wir große Bereiche wachsen, damit Tiere einen Unterschlupf finden und dort überwintern können.“ Tothölzer bieten zudem Platz für Vögel und Insekten. Ein Bienenhotel gibt es auch. Die 900 Clubmitglieder dürfen sich über einen clubeigenen Honig freuen: „Am Waldrand von Bahn 15 stehen die Bienenkästen. Ein Imker kümmert sich darum“, sagt Präsidentin Hanni Weiler. Und selbst Wasserschildkröten und Fische seien in den Biotopbereichen zu finden. Dass die Fairways im Hochsommer auch mal ausgedörrt aussehen – geschenkt, das ist kein Problem für die Mitglieder. Dann heißt halt die ökologische Maxime: „Braun ist das neue Grün.“