Die kleine Haley Jay, 8 Jahre alt, schaut sich den Film „Ferdinand“ in einem Kinderkrankenhaus in Kalifornien an. Mit dem Erlös der Preisverleihung werden solche Veranstaltungen finanziert. Foto: AP

Fernab des Gala-Glamours profitieren kranke Kinder von den Golden Globes. Mit dem Erlös der Preisverleihung werden Filmvorführungen in Schulen, Museen und Krankenhäusern finanziert.

Los Angeles - Die neunjährige Adalyn kuschelt sich neben ihrem Vater in den Kinosessel. Mit einem Teddybären in der einen und einem Becher Popcorn in der anderen Hand wartet sie auf den Beginn des Films. Ein fünf Jahre alter Junge mit einem Infusionsständer flitzt vor seiner Mutter her in den Saal. Einige andere Kinobesucher tragen Krankenhauskittel oder sitzen im Rollstuhl.

Die Vorführung des Animationsfilms „Ferdinand - Geht stierisch ab“ in einer Kinderklinik findet zwar weitab der glanzvollen Golden-Globe-Verleihung am Sonntag statt. Und doch wird die Veranstaltung der gemeinnützigen US-Organisation Lollipop Theater Network durch die Filmgala erst möglich: Denn mit dem Erlös der jährlichen Preisverleihung werden Hunderte Filmveranstaltungen finanziert.

Fast 30 Millionen Dollar an Spenden

Der Auslandspresseverband Hollywood als Veranstalter teilt schon seit 30 Jahren den Erlös der internationalen Fernsehübertragung mit kunstorientierten gemeinnützigen Gruppen. Mit den Millionenbeträgen, die der TV-Sender NBC jährlich an Lizenzgebühren für die Ausstrahlung zahlt, hat der Verband Stipendien und Filmrestaurationen finanziert, Geräte und Ausbildung für angehende Filmemacher bereitgestellt und etliche Kinovorführungen in Schulen, Museen und Krankenhäusern ermöglicht.

Da die Hollywood Foreign Press Association (HFPA) selbst eine gemeinnützige Organisation sei, sehe sie es als Teil ihrer Aufgabe an, „die Dinge zu unterstützen, die wir für wichtig halten“, sagt HFPA-Präsidentin Meher Tatna.

Der Verband hat bislang fast 30 Millionen Dollar (25 Millionen Euro) gespendet, darunter 2,8 Millionen Dollar an Zuschüssen, die im August 2017 bei einem hochkarätig besetzten Bankett überreicht wurden. Zu den Empfängern der vergangenen zwölf Jahre gehört das Lollipop Theater, das in Kinderkrankenhäusern in den ganzen USA Vorführungen neuer Filme und andere Unterhaltungsveranstaltungen anbietet. Die HFPA unterstützte die Gruppe in den Jahren 2016 und 2017 mit 20 000 Dollar.

Filme vom Klinikbett aus ansehen

Damit konnte Lollipop 180 Veranstaltungen allein in Südkalifornien finanzieren, darunter die „Ferdinand“-Vorführung kürzlich im Kinderkrankenhaus von Orange County, wie Geschäftsführerin Evelyn Iocolano erklärt. Zu den Vorführungen werden alle paar Wochen Patienten, Geschwisterkinder und Eltern in ein für die Klinik reserviertes Kino eingeladen, Popcorn und Frozen Yogurt gibt es kostenlos.

Die Filmstudios stellen jeweils mehrere Kopien bereit, so dass sich besonders kranke Patienten die Filme auch von ihrem Klinikbett aus ansehen können, wie Laila Ayad von Lollipop sagt. Unabhängig vom Ort bekommen die Kinder eine reguläre Eintrittskarte und manchmal auch kleine Souvenirs. Im Fall von „Ferdinand“ waren das Poster, Magneten und Kuscheltiere.

„Es war so rührend“, sagt Gisselle Jay nach dem Film. Sie hat sich „Ferdinand“ zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern angeschaut, während ihr drittes Kind im Krankenhaus behandelt wurde. Die achtjährige Haleyn pflichtet ihrer Mutter bei, sowohl was den Film als auch das Angebot des Lollipop Theaters angeht: „Es war cool“, sagt sie und drückt ihr „Ferdinand“-Plüschtier an sich.

Bildungsprojekte für unterrepräsentierte Autoren

Während die Studios die Filme zur Verfügung stellen, finanziert Lollipop mit der HFPA-Unterstützung unter anderem Mitarbeiter und Logistik, wie Ayad erklärt. Für gemeinnützige Organisationen seien solche Förderungen überlebenswichtig.

Filmvorführungen für ein ganz anderes Publikum sponsert der Auslandspresseverband im Los Angeles County Museum of Art. Hier unterstützt die HFPA eine Kinoreihe der Organisation Film Independent, bei der Filmemacher und Schauspieler mit dem Kritiker und Kurator Elvis Mitchell über ihre Arbeit sprechen. „Ohne ihre Unterstützung würde das Programm schlicht nicht existieren“, sagt der Präsident von Film Independent, Josh Welsh. „Ich glaube nicht, dass die Leute wissen, wie viel die HFPA tut, um den Film und Filmorganisationen und Filmschulen zu unterstützen.“

Neben der Reihe im Kunstmuseum förderte der Verband im vergangenen Jahr mit 60 000 Dollar auch ein Bildungsprojekt der Gruppe Film Independent namens „Involve“, das sich an unterrepräsentierte Autoren wendet. Die Filmproduzentin und „Involve“-Mentorin Effie T. Brown betont, angesichts der anhaltenden Diskussion in Hollywood über Diversität und Zugehörigkeit sei das Projekt „einer der Orte, die marginalisierten Menschen wirklich eine Stimme verleihen“.

„Weil wir Filme lieben“

„Meine Karriere wäre nicht so verlaufen, wenn es das Projekt „Involve“ und die Menschen und Organisationen, die es unterstützen, nicht gegeben hätte“, sagt Brown, die selbst zu den ersten Absolventen des Programms gehörte. Sie wurde mit der Komödie „Echte Frauen haben Kurven“ und dem Comedy-Drama „Dear White People“ bekannt, das 2014 beim Sundance Filmfestival ausgezeichnet wurde.

Die HTPA hat nach Angaben ihrer Präsidentin Tatna Mitarbeiter, die darauf spezialisiert sind, mögliche Empfänger von Fördergeldern zu ermitteln und zu prüfen. Die gemeinnützigen Aktivitäten des Verbands konzentrieren sich auf Filmerziehung, -erhaltung und -würdigung. Unterstützung erhielten in der Vergangenheit unter anderen das American Film Institute, das Sundance-Institut und mehrere Filmschulen.

„Wir sind alle Journalisten, und wir engagieren uns hier, weil wir Filme lieben“, sagt Tatna über ihre HFPA-Kollegen. „Es gibt uns einfach ein gutes Gefühl, die nächste Generation von Filmemachern zu unterstützen.“