Schulleiter Wolfgang Medinger strahlt mit dem neuen Fassadenanstrich um die Wette. Foto: factum/Granville

Der erste Bauabschnitt der Sanierung des Goethe-Gymnasiums ist fertig, die Schule ist wieder im alten Zuhause. Dort wird nun mit moderner Ausstattung unterrichtet.

Ludwigsburg - Ein bisschen nach neuem Anstrich riecht es immer noch in den Kunstsälen des Goethe-Gymnasiums, wenngleich sich Schüler und Lehrer ihr generalsaniertes Gebäude bereits im September angeeignet haben. Wenn Schulleiter Wolfgang Medinger seinen Blick durch die Räume unter dem freigelegten, nun Tageslicht durchfluteten Dachstuhl gleiten lässt, malt er seine Impressionen zum „neuen Goethe“, als schneide er es auf die Musenräume zu, in schillernden Farben. Dann fallen Attribute wie „sagenhaft“, „großartig“ oder „legendär“. Kein Zweifel: der Wiedereinzug in das Schulhaus, das nach außenhin eigentlich nur von Rosa nach Lichtgrau gewechselt, aber fast sein komplettes Innenleben verändert hat, ist das Sahnehäubchen auf der Schulleiterkarriere des 65-Jährigen. „Hier“, sagt Medinger, „können wir gymnasiale Bildung vermitteln, die ins Europa der Zukunft passt.“

Maßgeschneidert und Maßstäbe setzend

Maßgeschneidert auf das rund 700 Schüler und 74 Pädagogen zählende Gymnasium auf dem Innenstadt-Campus, Maßstäbe setzend für künftige Technik- und Medien-Schulausstattungen in der Stadt: So präsentiert sich das Gebäude aus dem Jahr 1952 nach dem Umbau. Bei der Modernisierung, die 23,3 Millionen Euro kostet, galt es, die Charakteristika des Bauwerks zu erhalten. „Die Treppen in dieser luxuriösen Breite: Sowas würde heute nie mehr gebaut werden“, meint Medinger, während er mit beflügeltem Schritt die Stufen hinuntereilt. Ein Aufzug macht das Haus nun auch barrierefrei.

Im Erdgeschoss zeigt der Direktor, welche Verbindungen beim Konzept des Stuttgarter Büros Drei Architekten Altes mit Neuem einging. Das altehrwürdige Foyer mit seiner scharfen Akustik ist geblieben, die riesige Leuchtsonnen-Lampe wurde restauriert und mit LED-Leuchten versehen. Der zentrale Musiksaal wurde technisch aufgerüstet und mit Konzertsaal-Akustik versehen, während das alte Eichenparkett erhalten und frisch aufpoliert wurde. Das Element Eiche zieht sich auch durchs ganze Schulhaus – etwa bei den Wandbänken in den Gängen. „Dass die Kinder auf dem Boden herumlungern, ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Medinger.

Whiteboards sind Standard

Kreidetafeln sind passé: Sämtliche Klassenräume sind mit interaktiven Whiteboardsausgestattet. „Bei Fächern mit Realitätsbezug sind die ziemlich praktisch“, sagt der 17-jährige Kursstufenschüler Frederick – der dennoch gerade mit einem echten Buch in der Bank sitzt. In der generalüberholten Schule fühlen sie sich wohl, erzählen er und die Schülerinnen Hannah, 17, und Elisa, 15. Die ergonomischen Stühle, die Naturwissenschaftsräume mit modernsten Standards, der Sprudler im Aufenthaltsraum: Viele Details fallen ihnen ein, die ihre Schule nun attraktiver macht.

Dadurch dass das Gymnasium nun auch die einstigen Räume der Justinus-Kerner-Schule zur Verfügung hat – mit ihr teilte sie sich früher das Gebäude –, kann sie sich nun über fünf Stockwerke ausbreiten. Das bescherte ihr zusätzliche Räume. Etwa den ehemaligen Musiksaal der früheren Haupt- und Werkrealschule. Oder drei nagelneue Proberäume für Instrumentalisten. Kein Wunder, dass Wolfgang Medingers Stimme beim Erzählen im reinsten Dur schwingt.

Der Löwenanteil ist geschafft

Mit den sanierten 13 600 Quadratmetern ist der Löwenanteil des Projekts, das laut Oberbürgermeister Werner Spec einen großen Schritt bei der zeitgemäßen Gestaltung der Ludwigsburger Schullandschaft bedeutet, geschafft. Eine rundum erneuerte Haustechnik, neue Elektro- und Heiztechnik, ein neues Lüftungssystem, Brandschutzvorkehrungen, Fassaden- und Dachsanierung: Das Goethe-Gymnasium hat das meiste hinter sich. Denn wenn nun in einem zweiten Bauabschnitt der Gebäudeteil in der Alleenstraße saniert wird, ist Medingers Schule nur noch mittelbar betroffen. „Wir sind vollständig aus unseren Interimsquartieren zurückgezogen“, betont er. Die nun noch zu sanierenden Räume im zweiten Bauabschnitt seien für eine flexible Nutzung aller Schulen auf dem Innenstadtcampus gedacht.

Der Direktor hält’s dennoch mit Goethe: „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, und zu jung, um ohne Wünsche zu sein.“ Vermessen mag er nicht sein nach der Generalsanierung. Einen „ebenso beherzten Ausbau einer sicheren Ost-West-Radwegeverbindung“ wünscht er sich trotzdem.