Als die Görlitzer Synagoge 1911 geweiht wurde, lebten 700 jüdische Mitbürger in der Stadt. Foto: dpa/Matthias Hiekel

Die Synagoge von Görlitz hat die Pogrome der NS-Zeit überstanden. Nach einer aufwendigen Sanierung wird der Jugendstilbau nun als Kulturforum wiedereröffnet.

Görlitz - Nach rund 30 Jahren schrittweiser Sanierung wird die Görlitzer Synagoge am Montag als Kulturforum wiedereröffnet. Zu dem Festakt haben sich auch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) angekündigt. Wegen der Corona-Pandemie war die Eröffnung mehrfach verschoben worden. Das Gotteshaus ist die einzige Synagoge in Sachsen, die zur Pogromnacht der Nationalsozialisten im November 1938 nicht zerstört wurde.

Die Sanierung kostete rund 12,6 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres soll auch wieder der Davidstern auf der Kuppel glänzen. Für dessen Rückkehr haben die Gemeindemitglieder 70 000 Euro gespendet. In der kleinen Wochentagssynagoge gibt es auch künftig wieder Gottesdienste. Ansonsten soll die Synagoge als Kulturforum mit Veranstaltungen ein Ort der Begegnung sein.

Vertreibung im Jahr 1389

Görlitz war im ausgehenden Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz und wohl bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts Siedlungsort für jüdische Familien. Eine „Judengasse“ ist erstmals Anfang des 14. Jahrhunderts urkundlich erwähnt; auch eine „Judenbadestube“ (Mikwe) und einen „Judenkirchhof“ – vor der Stadtmauer an der Neiße gelegen – soll es damals gegeben haben. Unter König Johann von Böhmen erlangten die hier ansässigen Juden 1329 Schutz; seit 1344 ist eine „Judenschule“ (Betraum) in Görlitz urkundlich nachweisbar.

Wie in vielen deutschen Städten vertrieb man zur Zeit der großen Pest auch die in Görlitz lebenden Juden aus der Stadt; doch Jahre später kehrten sie wieder zurück. 1389 erteilte der regierende Herzog dem Görlitzer Rat das Privileg, die Stadt „judenfrei“ zu halten; damit war ihre erneute Vertreibung und wirtschaftliche Ausplünderung verbunden; der jüdische Grundbesitz – Synagoge und Friedhof – wurde konfisziert und ging in den Besitz der Stadt über. 1390 wurde diese erste Synagoge dann abgerissen.

Es dauerte mehr als 400 Jahre dauern, ehe sich Juden in Görlitz wieder niederlassen konnten; erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Beschränkungen durch die preußische Gesetzgebung aufgehoben. Im Jahre 1850 wurde die neuzeitliche Görlitzer Synagogengemeinde gegründet; die neue Görlitzer Synagoge wurde in den Jahren von 1909 bis 1911 im Jugendstil nach Plänen der Dresdner Architekten Lossow & Kühne.