Schmeckt, aber rettet noch längst nicht alle Streuobstwiesen: Der Göppinger Apfelsaft. Foto: Michael Steinert

Der Förderverein Göppinger Apfelsaft feiert sein 15-Jahr-Jubiläum mit seinem 10. Streuobsttag. Diesen nutzen Gleichgesinnte einmal mehr zum Austausch. Im nächsten Jahr will man damit aber pausieren, um neue Ideen zu entwickeln.

Göppingen - Anton Hegele, der aus der Lokalen Agenda heraus den Göppinger Apfelsaftverein zur Rettung der Streuobstwiesen mitinitiiert hat, gibt sich an diesem Samstag nur wenig Mühe, seinen Frust zu verbergen. Dabei ist der 10. Göppinger Streuobsttag auch ein Erfolg. Gerade hat der Obstveredeler und regionale Most- und Schnapsbrennerpapst, August Kottmann aus Gosbach, seine Geheimnisse zur Herstellung eines Premiums-Mostes verraten. Immerhin knapp 50 Zuhörer verfolgten interessiert den Vortrag über Hygiene, über erlaubte Kniffe und erprobte Streuobstkombinationen für ein ganz besonderes Getränk aus heimischen Äpfeln.

Es geht nur über den Preis

Doch Anton Hegele winkte ab. Die Euphorie, mit der noch vor eineinhalb Jahrzehnten Sensen- und Baumschnittkurse zur Rettung des Lebens- und Kulturraums Streuobstwiese angezettelt worden waren, scheint verflogen. „Es nutzt alles nichts. Es geht nur über den Preis“, meint Hegele. So lange der Doppelzentner Streuobstäpfel – wie im Vorjahr – nur rund vier Euro bringt, so lange werden nur wenige Menschen noch Freude an der harten Obstlese haben, geschweige denn daran denken, ihre Bäume in Form zu bringen oder welche nachzusetzen.

Auch der Streuobsttag mutet trotz des regen Interesses an, als ob man Eulen nach Athen trage. „Es sind viele gekommen, aber es sind halt immer die gleichen Gesichter“, sagt Hegele. Jene also, die ohnehin und schon lange ihrer eigenen Moschdlust zuliebe ihre Wiesle hegen und pflegen.

Die Bio-Zertifizierung stockt

Dabei gibt sich der Förderverein Göppinger Apfelsaft alle Mühe, die Erträge in mehr als nur das säuerliche Nationalgetränk der Schwaben umzumünzen. Sortenreine Destillate sind im Angebot, allen voran der gewitzte „Göppinger Stadtbrand“, eine hochprozentige Reminiszenz aus Bittenfeldern an die verheerenden mittelalterlichen Feuersbrünste unterm Hohenstaufen. Zudem setzt der Verein alljährlich rund 40 000 Liter Bio-Apfelsaft um. Die Zertifizierung der Wiesen stockt jedoch. „Viele scheuen eben den Aufwand. Einige wenige Euro mehr für den Doppelzentner sind wohl nicht Anreiz genug“, so Hegele. Überdies bedauert er, dass bis heute kein einziger Göppinger Gastronom den Göppinger Apfelsaft auf der Karte habe.

Die Flinte ins Korn werfen wollen die Streuobstfreunde trotzdem noch lange nicht. „Es tut sich ja doch einiges“, meint Anton Hegele. Mit der Ausrufung des Streuobstparadieses habe sich in der Vermarktung einerseits und in der Betreuung der Baumwiesenbesitzer einiges verbessert. Und der Förderverein selbst will seinerseits die Vermarktung der Streuobstprodukte weiter vorantreiben.

Ein gemeinsamer Saft fürs Stauferland

Das könnte so weit gehen, dass man dafür sogar den Göppinger Apfelsaft sterben lässt. Angestrebt wird, gemeinsam mit der Lautersteiner Fruchtsaftkelterei Auer, die schon jetzt den Göppinger Saft presst und abfüllt, einen an die Touristikgemeinschaft angelehnten „Stauferland-Saft“ auf den Markt zu bringen. „Bislang gibt es viele kleine Initiativen, in Eislingen, in Geislingen, in Göppingen. Als Stauferland könnte man das auf eine breitere Basis stellen und eventuell auch den Ostalbkreis ins Boot holen“, sagt Hegele. Vielleicht überzeuge man damit dann auch die Gastronomen.

August Kottmann hat übrigens noch ein ganz anderes Geheimrezept zur Erhaltung der Streuobstwiesen parat. „Es gibt doch kaum schöneres, als wenn sie den eigenen Most oder Streuobstwein aus dem Keller anbieten – und stolz darauf sein können.“