Übernachten im Schäferwagen auf der Hiltenburg: Das im vergangenen Sommer eingeführte Angebot ist nur eine von vielen Ideen, mit denen die Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf Gäste in den Landkreis Göppingen lockt. Foto: Ines Rudel/Archiv

Obwohl die Arbeit der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf von allen Seiten gelobt wird, macht der Göppinger Kreistag nur 12 000 Euro für mehr Personal locker. Die CDU hatte 50 000 Euro gefordert – diese Summe hält der Landrat für zu hoch

Kreis Göppingen - Das Kopfschütteln etlicher Kreisräte ließ sich nachvollziehen. Stellenweise wurde sogar der Begriff Peanuts bemüht. Da wird in stundenlangen Sitzungen um den Haushalt für das Jahr 2020 mit einem Gesamtvolumen von 320 Millionen Euro gerungen. Und zum Schluss feilscht man um 50 000 Euro. Mit dem zusätzlichen Geld soll bei der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf (Esa) das Personal auf zwei Stellen erhöht werden, um die Tourismusentwicklung – eines der vom Göppinger Kreistag festgezurrten Leuchtturmthemen – einen weiteren Schritt voranzubringen.

Dass die Esa eine lobenswerte Arbeit leistet, darin waren sich die Sprecher aller Fraktionen bereits in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses einig gewesen. Und daran kamen auch in der großen Runde keine Zweifel auf. Vom achtwöchigen „Sommer der Verführungen“ bis zum Trans-Alb im Nordic Walking, vom Benefiz-Ultralauf „Alb-Traum 100“ über den Etappen-Wanderweg Albtraufgänger, von der Tourismuswerbung auf der CMT bis zum Albtraufsäckle mit regionalen Produkten: Überall mischt die Esa mit, ist Teil des Organisationsteams und kooperiert mit den jeweiligen Partnern.

Ausschuss hatte die Aufstockung bereits beschlossen

Hinzu kommt die tagtägliche Service- und Beratungsarbeit, die von mittlerweile 31 der 38 Göppinger Kreiskommunen in Anspruch genommen wird, die Gästevermittlung an Übernachtungs- und Gastronomiebetriebe sowie alles andere, was Reisenden ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich macht. Die Zusammenarbeit mit Holger Bäuerle, dem Tourismusmanager des Kreises, läuft vorbildlich. Allerdings ist Esa-Geschäftsführerin Isabell Noether längst am Limit des Machbaren angekommen, kann weder ihre Überstunden abfeiern noch ihren Urlaub nehmen.

All das ist weder für die Verwaltung noch für die Kreisräte neu, und so ist, zumindest theoretisch, auch allen klar, dass die jetzt 1,4 Stellen nicht länger ausreichen. Doch ganz so einfach war es dann offensichtlich doch nicht, Ja zur personellen Aufstockung zu sagen. Der zuständige Ausschuss hatte dies zwar noch mit großer Mehrheit final beschlossen gehabt.

Landrat Wolff spricht von Überfinanzierung

Landrat Edgar Wolff hob das Thema kurzfristig aber doch noch einmal auf die Tagesordnung der Kreistagssitzung. Seine Begründung: Das Geld, das die Esa zur Verfügung habe, reiche bereits für die Finanzierung von 1,8 Stellen aus, so dass bereits 12 000 Euro genügen würden, um auf zwei Stellen aufzustocken. „Eine Überfinanzierung wird den anderen Themen in unserem Haushalt nicht gerecht“, betonte Wolff und unterstrich diese Ansicht mit einem schwer durchschaubaren Zahlenpaket.

Während Hans Zeeb (Grüne) ebenfalls von Überfinanzierung“ sowie von einer „dauerhaften Freiwilligkeitsleistung“ sprach und Georg Gallus (FDP) vorschlug, „Leistungen extern einzukaufen“, konnte Hans-Rudi Bührle (Freie Wähler) die Einschätzung des Landrats nicht teilen. „Frau Noether braucht eine adäquate Stellvertretung. Sie soll neue Projekte entwickeln und keine Albtraufsäckle verpacken.“ Wer durch solche Dinge überlastet sei, komme einfach nicht zu konzeptioneller Arbeit.

Sperrvermerk für die restlichen 38 000 Euro

Marius Hick, dessen CDU-Fraktion den Antrag auf weitere 50 000 Euro für die Esa gestellt hatte, sah das genauso. „Es geht um Planungssicherheit und darum, verlässlich arbeiten zu können. Auf Sponsorengelder und Verkaufserlöse zu hoffen und damit Personalstellen zu finanzieren, das geht einfach nicht“, erklärte er.

Am Ende segnete der Kreistag den Vorschlag des Landrats dennoch ab. So werden für die Personalaufstockung bei der Esa nur 12 000 Euro freigegeben. Die restlichen 38 000 Euro kommen mit einem Sperrvermerk in den Etat 2020.