Das neue Parkhaus vor der jetzigen Klinik am Eichert soll bereits Ende dieses Jahres fertig sein. Foto: Horst Rudel

Die Entwurfsplanung für den Neubau der Göppinger Klinik am Eichert wird vom Kreistag ausdrücklich begrüßt. Insgesamt soll das Projekt etwa 360 Millionen Euro kosten. Jetzt geht es darum, das Sozialministerium von dem Konzept zu überzeugen.

Göppingen - Große Kräne, Bagger sowie Bau- und Baubürocontainer rund um die Klinik: Wer die Göppinger Eichertstraße entlangfährt, muss davon ausgehen, dass mit dem geplanten Neubau des Krankenhauses längst begonnen worden ist. Allerdings wachsen bislang nur das Parkhaus, die neue Kita und die Personalwohnungen in die Höhe, um das Baufeld für die künftige Klinik frei zu bekommen. Für das Hauptvorhaben liegt jetzt die sogenannte Gestaltungsplanung und damit auch die Kostenberechnung vor. Am Mittwochabend hat der Kreistag über diese Punkte beraten und bei zwei Enthaltungen aus der Fraktion der Freien Wähler den weiteren Schritten zugestimmt.

Insgesamt wird das Projekt mit 360 Millionen Euro zu Buche schlagen: 283 Millionen für den Klinikneubau an sich, 73 Millionen für die übrigen notwendigen Maßnahmen bis hin zur Gestaltung der Außenanlagen und zu den Abrisskosten für das bisherige Gebäude. Bereits einkalkuliert sind außerdem Baupreissteigerungen in Höhe von 13 Millionen Euro sowie 15 Millionen Euro für Unvorhergesehenes. Übernimmt das Land, wie kalkuliert, 48 Prozent der förderfähigen Kosten blieben an den Alb-Fils-Kliniken knapp 100 und am Kreis 110 Millionen Euro hängen.

Der leitende Architekt erwartet keine Überraschungen

Manfred Ehrle, der leitende Architekt vom Büro Arcass, stellte im Landratsamt die Entwurfsplanung genauer vor. „Das ist eine sehr umfangreiche Planung, von der Struktur her wie eine kleine Stadt“, betonte er. Der Komplex mit einer Gesamtausdehnung von rund 150 auf 140 Metern, der laut Plan Mitte 2023 in Betrieb gehen soll, hat eine Bruttogeschossfläche von 95 000 Quadratmetern und soll von allen vier Seiten in unterschiedlicher Weise erschlossen werden: für die Patienten und Besucher von der Eichertstraße und damit auch vom Parkhaus aus; für die Notaufnahme, die Krankentransporte sowie für die Ver- und Entsorgung über verschiedene Zufahrten entlang des Paul-Goes-Wegs.

In einem breiten Gebäudefuß werden ebenerdig die Notaufnahme, sämtliche Funktionsbereiche, die Ambulanzen und die Patientenaufnahme untergebracht. Im ersten Stock finden elf Operationssäle, die Intensivstationen, der Kreißsaal und die Dialysestation Platz. Direkt darüber sitzen die Büros der Verwaltung, die Labors und die OP-Technik. Etwas zurückgenommen und deutlich schlanker werden über vier weitere Etagen 645 Planbetten in zeitgemäßen Ein- und Zweibettzimmern verteilt: größer als bisher und mit barrierefreien, geräumigeren Bädern. Auf das Dach der Klinik, die optional erweitert werden kann, kommt ein Hubschrauberlandeplatz. Im Untergeschoss finden sich die Strahlentherapie, das Cyber-Knife, die Apotheke, die Nuklearmedizin, die Pathologie und die zentralen Dienstleistungsbereiche wie Küche, Lager und die Sterilisation.

Der Gutachter Linus Hofrichter spricht von einer „idealen Planung“

Ehrle hob bei seiner Präsentation auch auf Verlässlichkeit der Zahlen ab. Diese seien, bei einem Klinikbau erstmals in Baden-Württemberg, in dreidimensionaler Form nach dem BIM-Verfahren (Building-Information-Modelling) ermittelt worden. „Wir bauen also virtuell vor, was später wirklich gebaut wird, so dass es dabei keine Überraschungen mehr gibt“, betonte er. Erleichternd komme die einfache, kompakte und funktionale Architektur hinzu.

Wolfgang Schmid, der kaufmännische Geschäftsführer zeigte, dass die Planung von mehreren unabhängigen Gutachtern überprüft worden sei. Der Architekt Linus Hofrichter, einer von drei Experten, bezeichnete den Entwurf vor dem Kreistag dabei als „ideale Planung“. Wolfgang Schmid hob zudem auf die zu erwartende Effizienzrendite nach der Inbetriebnahme des Neubaus ab: „Diese liegt nach den Berechnungen bei vier Millionen Euro pro Jahr und würde damit in 30 Jahren den Finanzierungsanteil, den wir als Gesellschaft brauchen, abdecken.“ Deutlich wurde bei der Kreistagssitzung allerdings auch, dass über zahlreiche Details des Projekts im weiteren Verlauf noch zu reden sein wird.

Die Vision von der Schwarzen Null lebt

Im vergangenen Jahr haben die Alb-Fils-Kliniken (AFK), wie im jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht nachzulesen ist, einen Bilanzverlust von 2,6 Millionen Euro gemacht. 2015 lag das Defizit in den beiden Häusern, der Göppinger Klinik am Eichert und der Geislinger Helfensteinklinik, noch bei 2,8 Millionen Euro.

Aus Sicht der AFK-Geschäftsführung hält die positive Entwicklung damit an: 2013 lag der Abmangel noch bei vier Millionen Euro. Die insgesamt höhere Betriebsleistung der Kliniken-Gesellschaft mit steigende Fallzahlen – auch wenn der stationäre Bericht leicht rückläufig war – lässt die Verantwortlichen deshalb mit Zuversicht nach vorn blicken: 2018 soll eine schwarze Null geschrieben werden.