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Die Bank stellt sich auf den schwierigen Finanzmarkt ein und baut dazu auch ihr Filialnetz um: Künftig gibt es weniger Serviceschalter, dafür aber mehr Beratung und digitale Angebote.

Göppingen - Obwohl die Kundeneinlagen und das Kreditvolumen der Göppinger Volksbank steigen, verdient sie immer schlechter. Der Grund ist die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Um auf längere Sicht nicht in Schwierigkeiten zu geraten, hat die Bank ein Sparprogramm beschlossen: Geplant ist, das Filialnetz in den kommenden drei Jahren umzubauen, die Zahl der Serviceschalter zu reduzieren und 30 Stellen einzusparen – das entspricht zehn Prozent des Personals. Bei der Kreissparkassen stehen für die kommenden zwei Jahre hingegen keine Kürzungen an.

Die beiden Leiter der Göppinger Volksbank, die Vorstandsmitglieder Lukas Kuhn und Hermann Sonnenschein, gehen trotz der Einschnitte davon aus, dass die Kunden in Zukunft nicht zu kurz kommen. Schließlich würden die meisten schon jetzt einen großen Teil ihrer Bankgeschäfte online erledigen. „Die Fortentwicklung der Technik hat auch das Kundenverhalten verändert, und dem wollen wir ebenfalls Rechnung tragen“, erläutert Sonnenschein.

Kein Standort wird ganz geschlossen

Statt das Personal am Serviceschalter einzusetzen, werde die Bank deshalb künftig mehr Mitarbeiter für die Beratung abstellen und die Angebote in diesem Bereich ausbauen, kündigt Sonnenschein an. So werde es auch Beratungsangebote in Filialen geben, die künftig keinen Schalter mehr hätten (siehe „Das künftige Filialnetz“). Kein Standort werde ganz geschlossen, zumindest Geldautomaten gebe es weiterhin.

Für Kunden, die ihre Überweisungen und ähnliches nicht zu Hause am Computer erledigen wollen oder die keinen Internetanschluss haben, richtet die Bank einen Telefonservice ein. Dieses Dialog-Center werde mit eigenen Mitarbeitern besetzt, erläutert Kuhn. Die Kunden könnten dort anrufen, per Passwort ihre Identität verifizieren und dann alle Dienstleistungen erhalten, die bisher am Bankschalter angeboten wurden: Überweisungen tätigen etwa oder Daueraufträge einrichten.

Außerdem führt die Bank technische Neuerungen ein, nämlich Servicestelen in den sogenannten Beratungsfilialen, über die Kunden die Servicemitarbeiter kontaktieren können, sowie die Zuschaltung von Experten per Video zu Beratungsgesprächen in den Banken. „Wenn es zum Beispiel um das Thema Altersvorsorge geht, und der Berater will noch einen bestimmten Spezialisten hinzuziehen, geht das über die Videozuschaltung“, erläutert Kuhn.

Abfindungsangebote für Mitarbeiter

Die Mitarbeiter seien bereits über die Pläne informiert worden und müssten sich keine Sorgen über ihre Zukunft machen, fahren Sonnenschein und Kuhn fort. Die 30 Stellen würden über Fluktuation, Altersteilzeit und ein Abfindungsprogramm abgebaut. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant. Insgesamt investiere die Bank 3,8 Millionen Euro in die Gebäude und die neue Technik sowie 3,7 Millionen Euro in die Angebote für die Mitarbeiter. Von 2019 an rechnet die Bank dann mit jährlichen Einsparungen von 2,7 Millionen Euro. Wie lange die Einsparungen ausreichen, um Mindereinnahmen auszugleichen, die das Zinstief künftig noch verursachen dürfte, können freilich auch Kuhn und Sonnenschein nicht sagen.

Bei der Kreissparkasse ändert sich dem Sprecher Knut Deeg zufolge zumindest in den kommenden zwei Jahren kaum etwas. Die Bank will zwar ebenfalls ihr Beratungsangebot ausbauen, Stellenstreichungen sind aber nicht geplant. Stattdessen werden die Schalterzeiten verkürzt und die Beratungszeiten verlängert, und die Bank prüft, die Preise einzelner Dienstleistungen zu erhöhen. Außerdem ist bereits seit einiger Zeit geplant, die Filialen am Göppinger Rosenplatz und im Reusch zu einer größeren am Nordring zusammenzufassen. Diese soll als „Innovationsfiliale“ fungieren und neue Techniken wie Videoberatung und Internetdienstleistungen anbieten, einen herkömmlichen Bankschalter soll es aber auch noch geben. Wann der neue Standort öffnet, ist noch unklar. Zurzeit verhandelt die Bank wegen des Standorts mit der Stadt.

Das künftige Filialnetz

Dienstleistungszentren:
Fünf Filialen werden ausgebaut und bieten ein komplettes Paket aus Beratung, Serviceschalter, erweiterten Öffnungszeiten und SB-Angeboten. Es handelt sich um Ebersbach und Göppingen/Poststraße (2017), Geislingen/Stuttgarter Straße und Donzdorf (2018) sowie Eislingen (2019).

Beratungsfilialen:
Die Beratungsfiliale Plus bietet Beratung, Serviceschalter mit halbierten Öffnungszeiten und SB-Angebot. Im Jahr 2018 werden die Filialen in Geislingen/Karlstraße, Amstetten, Böhmenkirch, Uhingen, Bad Boll, Süßen und Göppingen/Marktstraße entsprechend umgewandelt. In den reinen Beratungsfilialen gibt es keinen mit Personal besetzten Schalter mehr, sondern nur SB-Angebote und Beratung. Geplant sind diese Filialen in Salach (2017), Gingen, Bad Überkingen, Reichenbach, Zell, Albershausen, Heiningen, Adelberg und Wäschenbeuren (2018) sowie in Holzheim (2019).

SB-Filialen:
Alle bisher bestehenden Standorte mit Geldautomaten bleiben erhalten. Hinzu kommen Aufhausen, Dürnau und Schlat (2017) sowie Kuchen Hausen, Nenningen, Wißgoldingen, Hattenhofen, Faurndau, Jebenhausen und Bartenbach (2018).