Seit dem Jahr 1992 beherbergt die ehemalige Dorfkirche das Jüdische Museum. Foto: StZ/Archiv

Das jüdische Museum in Jebenhausen wird erst im Oktober wieder geöffnet. Die Herstellung der Einrichtung für die Präsentation der neu konzipierten Dauerausstellung über die Geschichte der Juden hat sich unerwartet in die Länge gezogen.

Göppingen - Der Ostgiebel ist saniert, die angegrauten Wände im Innern sind gereinigt, doch das jüdische Museum in der ehemaligen Dorfkirche in Jebenhausen hat seine Pforten noch immer geschlossen. „Eigentlich hätten wir im Februar wieder öffnen wollen, doch die Einrichtung für die Präsentation der komplett überarbeiteten Ausstellung ist noch nicht fertig“, sagt Karl-Heinz Rueß, der Leiter der Göppinger Museen. Vom 10. Oktober an aber soll die vom Büro Ranger Design neu gestaltete Ausstellung über die Geschichte der Juden in Göppingen und Jebenhausen wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein.

Damit hatte niemand gerechnet. Auf die Ausschreibung der einzelnen Gewerke für eine zeitgemäße Präsentation der Ausstellung meldete sich entweder überhaupt kein Betrieb oder aber die Angebote waren zu teuer. „Ein, zwei Tage vor dem Abgabetermin haben wir bei einigen Firmen nachgefragt und erfahren, dass sie gar kein Angebot machen“, sagt Karl-Heinz Rueß. Er führt das auf die aktuell gute Auftragslage in dieser Branche zurück. „Das ist nicht weiter erstaunlich, das sind ja gute Leute“, sagt er. Erschwerend komme hinzu, dass die verschiedenen Firmen Hand in Hand arbeiten müssten, häufig eine Schwierigkeit bei der Terminabstimmung. Doch mittlerweile seien alle Gewerke vergeben.

Zeit nach 1945 wird stärker berücksichtigt

Metallbauer, Schlosser, Glaser und Schreiner, aber auch Fachleute für den Digitaldruck und Medien sind am Innenausbau beteiligt. Sie arbeiten streng nach Entwurf. „Das funktioniert wie bei einer Einbauküche“, erläutert Rueß. Erst wenn alles montiert sei, werde das komplette Mobiliar eingebaut. Das sei dann in ein paar Tagen erledigt. Die dafür erforderlichen Metallgerüste seien bereits angebracht. Der Termin im Oktober ist Rueß zufolge gut zu schaffen. „Wir hätten die Eröffnung vor den Ferien übers Knie brechen können, aber dann wäre über die Sommerpause alles verpufft“, sagt er. Der vielen jüdischen Feiertage wegen habe sich auch die zweite Septemberhälfte nicht für eine Wiedereröffnung angeboten.

Bereits erledigt ist die geistige Arbeit, die vor allem Karl-Heinz Rueß gestemmt hat. Die neue Konzeption legt ein großes Augenmerk auf die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die mittlerweile gut erforscht ist. So werden die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen und die Entstehung einer Erinnerungskultur eingehend beleuchtet. Stärker als bisher rückt die Ausstellung persönliche Schicksale in den Blickpunkt. Vor allem der Göppinger Stolpersteininitiative sei es zu verdanken, dass mittlerweile die Biografien vieler Opfer aufgearbeitet wurden.

Hörstationen, Filme, kurze Texte

Die Präsentation setzt auch auf neue Rezeptionswege. So sind die Texte kurz gehalten, dafür bietet die Ausstellung den Besuchern die Möglichkeit, sich an Hörstationen zu informieren oder sich zu einzelnen Themen einen Film anzusehen. Ein kurzer Auftaktfilm über die Geschichte der Juden in Jebenhausen, die bereits im Jahr 1850 endete, ist bereits fertig. Da es aus dieser Zeit keine Filmdokumente gibt, hat eine Firma aus Potsdam eine Art Zeichentrickfilm produziert. Die Stadt hat in die Überarbeitung der Schau 235 000 Euro investiert. Die Sanierung des Gebäudes kostete weitere 52 000 Euro.