Dem Wohngebiet würden den Plänen der Stadt zufolge Äcker und ein Sportplatz zum Opfer fallen, der Straße ein Teil des Walds. Foto: StZ

Der Oberbürgermeister Guido Till hat Stadträte und Bürger mit seiner Idee überrascht, Äcker und Sportplätze im Dittlau in Faurndau in ein großes Wohngebiet zu verwandeln.

Göppingen - Der Oberbürgermeister argumentiert mit dem Wohnungsmangel in der Region Stuttgart und der Stadt Göppingen, mit den Chancen für die Entwicklung der Stadt und zusätzlichen Einnahmen für die Stadtkasse. Seine Gegner verweisen auf wertvolle Äcker und Naherholungsflächen, die verloren wären, würde der Plan umgesetzt. Und sie befürchten, dass der Stadtteil Faurndau unter noch mehr Verkehr leiden müsste als bisher. Es geht um das 40 Hektar große Gebiet Dittlau südlich von Faurndau in Richtung Jebenhausen. Till hat die Stadträte und Bürger jüngst mit dem Plan überrascht, dort in großem Stil Wohnungen zu bauen.

Der Plan des Oberbürgermeister sieht vor, 25 Hektar in ein neues Wohngebiet mit etwa 800 Wohnungen für 2000 Menschen zu verwandeln. Die Ackerflächen und die Sportanlagen des FV Faurndau müssten dafür allerdings weichen. Wohin der Fußballverein umziehen könnte und ob es in der Umgebung Ersatzflächen für die Bauern gäbe, ist nicht geklärt.

Die Landwirte aus dem Stadtteil formieren sich bereits gegen das Projekt, sie fürchten um ihre Zukunft. Auch viele Bürger hat Till aufgeschreckt. Denn schon heute ist zu den Hauptverkehrszeiten Dauerstau in der Faurndauer Ortsmitte. Nun befürchten die Anwohner, dass die Neubürger noch mehr Verkehr in ihren Stadtteil bringen würden.

Stadtverwaltung sieht viele Chancen

Die Stadtverwaltung hingegen sieht in dem Projekt viele Chancen. Tatsächlich, so erläuterte der Baubürgermeister Helmut Renftle jüngst im Gemeinderat, könnte das neue Wohngebiet nicht nur dabei helfen, den Wohnungsmangel zu lindern, sondern mache auch den Weg frei für ein ganz neues Verkehrskonzept, das Faurndau sogar vom Verkehr entlasten könnte. Dafür wäre die Stadtverwaltung offenbar bereit, das Naherholungsgebiet im Ödewald zu opfern. Denn durch diesen soll den Plänen zufolge eine Verbindungsstraße von der Dittlau zum B-10-Anschluss an der Öde führen.

Ursprünglich hatte die Stadt eine eigene B-10-Auffahrt für die Dittlau angestrebt, doch das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) war Renftle zufolge gegen diesen Vorschlag. Die Verkehrsbehörde argumentierte demnach, dass es dann zu viele Auffahrten auf einer zu kurzen Strecke geben würde, was die Unfallgefahr erhöhe. Stadt und RP einigten sich deshalb darauf, stattdessen den Plan mit der Verbindungsstraße durch den Ödewald weiter zu untersuchen.

Neue Achse für Nord-Süd-Verkehr

Autofahrer könnten dann aus dem Gebiet Dittlau über die Öde direkt auf die B 10 gelangen oder von der Öde nach Göppingen oder in den Stadtteil Jebenhausen fahren. Außerdem soll die Verbindungsstraße auch den Verkehr über die Öde leiten, der bisher von Jebenhausen über die St. Galler Straße durch Faurndau floss.

Die Ortsmitte würde so deutlich entlastet, argumentierte Renftle im Gemeinderat. Weil der Bund zudem im kommenden Frühjahr die Bahnbrücke an der B 297 saniere, könnte ein großer Teil des Nord-Süd-Verkehrs künftig über diese Achse fließen.

Die Stadträte hingegen bezweifelten, ob sich die Autofahrer an die Pläne der Stadt halten würden, oder ob sie nicht doch einfach weiterhin die gewohnte Strecke durch die Faurndauer Ortsmitte nehmen würden. Zwar teilten alle Fraktionen Tills Einschätzung, dass die Stadt dringend mehr Wohnraum schaffen muss, doch ob das ausgerechnet in der Dittlau geschehen muss, darüber gingen die Meinungen auseinander. Beschlossen ist freilich noch lange nichts, dazu, das betonte auch Renftle, müssen noch viele offene Fragen beantwortet werden, etwa die nach der Zukunft des Sportvereins und der Bauern.

Die Stadt hat in den vergangenen Jahren vor allem auf Nachverdichtung gesetzt. „Wir müssen aber konstatieren, dass dieser immense Aufwand nur zu 200 zusätzlichen Wohnungen führt“, berichtete Renftle. Deshalb müsse man nun auch wieder über große neue Wohngebiete nachdenken.