Die Zahl derer die sich im Landkreis selbständig machen steigt seit drei Jahren an. Foto: Pascal Thiel

Trotz oder gerade wegen im Landkreis ebenso ie in der gesamten Region der guten Konjunktur wagen immer mehr den Schritt in die Selbstständigkeit.

Göppingen - Zum dritten Mal in Folge hat die Zahl der Unternehmensgründungen im Kreis Göppingen zugenommen. Damit, so berichtete der Präsident der IHK-- Bezirkskammer, Wolf Ulrich Martin, habe sich nach jahrelangem Rückgang bei den Existenzgründungen eine klare Trendwende eingestellt, die – etwas zeitverzögert gegenüber der Entwicklung in der gesamten Region Stuttgart – im vergangenen Jahr erstmals auch bundesweit feststellbar gewesen sei. Die Trendwende sei insofern ungewöhnlich, als in den Jahren zuvor sowohl bundesweit als auch hier im Kreis konjunkturelle Krisenzeiten als typische Gründerzeiten galten. „Heute ist das umgekehrt“, stellte Martin fest.

Wolf Ulrich Martin: „Gute Konjznktur macht neugierig“

Gegründet wird nicht trotz, sondern gerade wegen der guten Konjunktur, lautet eine Erkenntnis aus dem im IHK-Pressegespräch vorgestellten Gründungsmonitor 2018. Es ist der vierte seiner Art im Kreis Göppingen . Die Konjunkturlage mache offenbar neugierig, sagte Martin: „Existenzgründer erkennen in einem starken wirtschaftlichen Umfeld vor allem ihre Marktchancen für die eigene Unternehmensgründung.“

Auffallend sei, dass jede dritte Firmengründung zunächst nebenberuflich erfolge, sagte der stellvertretende IHK-Geschäftsführer Gernot Imgart mit Blick auf die Statistiken. Positiv wirke sich auf das wachsende Interesse an Selbstständigkeit dabei auch die öffentliche Aufmerksamkeit für Start-up-Unternehmen oder das Thema Digitalisierung aus. Aus Sicht vieler potenzieller Unternehmensgründer verringere zudem die gute Beschäftigungslage die Furcht vor einer eigenen Gründung. Denn im Falle des Scheiterns bestünden gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt wieder einen guten Angestelltenjob zu finden, vor allem für Fachkräfte.

Mit 94 Prozent der Gründer schätzen vier Prozent mehr als im Vorjahr die Rahmenbedingungen für Existenzgründungen im Kreis als gut ein. Andererseits gelten fehlende finanzielle Eigenmittel, mangelnde Kundenkontakte und Rechtsprobleme als die größten Hemmnisse auf dem Weg zur eigenen Firma. Immerhin vier Prozent der Gründungswilligen sehen fehlende oder teure Gewerbeflächen als ein ernsthaftes Problem. Das Thema Bürokratie, so berichtete Gernot Imgart, scheine – anders als in vergangenen Jahren – kaum mehr eine Rolle zu spielen.

Der durchschnittliche Firmengründer ist 41

Der durchschnittlich Firmengründer im Kreis, so die Statistik, ist 41 Jahre alt. Die potenziellen Selbstständigen sind nicht nur gut vorbereitet, wenn sie zur Beratung bei der IHK kommen, sondern sie weisen in der Regel auch ein gutes Bildungsniveau auf – 30 Prozent von ihnen sogar einen akademischen Hintergrund. Mit 16 Prozent ist der Anteil der Existenzgründer mit Migrationshintergrund deutlich rückläufig.

Als Konsequenz aus den Erkenntnissen des aktualisierten Gründermonitors wolle die IHK-Bezirkskammer Göppingen künftig noch intensiver auf die unterschiedlichen Fördermöglichkeit hinweisen, so Imgart. Die Gelegenheiten für Kunden- und Geschäftskontakte würden durch Netzwerkveranstaltungen oder andere Plattformen ausgebaut, wie zum Beispiel einem „Business-Speeddating“ , wie es die Wirtschaftsjunioren Göppingen bereits organisiert haben. Beim Businesscheck würden außerdem künftig die im Einzelfall bestehenden rechtlichen Risiken ganz gezielt angesprochen, um Unsicherheiten auf diesem Gebiet zu vermeiden.