Mehr Zeit für Kinder soll eine Erhöhung der Kindergarten-Gebühren ermöglichen. Foto: dpa

Die Stadt möchte die Elternbeiträge erhöhen, doch im Gemeinderat gibt es Widerstand. Dabei sind die Gebühren wesentlich niedriger als in vielen anderen Kommunen – und blieben es auch nach einer Erhöhung.

Göppingen - Immer wieder muss die Leiterin des Referats Kinder und Jugend, Ulrike Haas, Eltern aus anderen Kommunen abwimmeln, die ihr Kind gerne in einen Göppinger Kindergarten schicken würde. Denn in kaum einer Kommune im Kreis oder in der Region seien die Gebühren so niedrig, sagt Haas. Die Stadt hat den Satz seit einigen Jahren nicht erhöht und liegt mittlerweile 29 Prozent unter der Empfehlung des Landes für einen regulären Kindergartenplatz. Für unter Dreijährige kostet ein Platz Haas zufolge mit derzeit 120 Euro sogar weniger als die Hälfte der empfohlenen 263 Euro. Über die günstigen Gebühren bahnt sich jetzt Streit im Gemeinderat an.

Die Stadt möchte den Regelsatz von 80 Euro um 15 Prozent auf 92 Euro erhöhen. Damit läge sie immer noch unter den vom Land empfohlenen 103 Euro. Analog sollen auch die anderen Betreuungsgebühren um 15 Prozent angehoben werden. Mit den Einnahmen möchte die Kommune vier zusätzliche Stellen in ihren Einrichtungen finanzieren. Diese sollen geschaffen werden, damit die Leiter der Kindergärten für Verwaltungs- und Organisationsaufgaben teilweise freigestellt werden können.

Die Anforderungen sind in den vergangenen Jahren gestiegen

Denn, so argumentiert die Kommune, die Anforderungen an die Verwaltung der Einrichtungen hätten sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht. Die Organisation der Ganztagsbetreuung, der Betreuung unter Dreijähriger, die Beratung von Eltern und neue Qualitätsstandards seien eine große Herausforderung für die Kindergartenleiter. Damit die Bewältigung der neuen Verwaltungsaufgaben nicht zu Lasten der Kinder geht, will die Kommune ihren Leitern von Kindertagesstätten für jede Gruppe mit Ganztagsangebot eine Freistellung von 15 Prozent gewähren. Für den Kindergarten Seefried, in dem es sieben Gruppen, davon fünf mit Ganztagsbetreuung gibt, wäre das beispielsweise eine Freistellung von 75 Prozent.

Für die Zeit, in der die Kindergartenleiter sich um die Verwaltung kümmern, sollen neue Mitarbeiter eingestellt werden. Insgesamt geht es in den städtischen Kindergärten um vier Stellen, die dafür neu geschaffen werden müssten.

Viele Stadträte sind gegen die Gebührenerhöhung

Bei den Stadträten kommt der Plan, den Leitern mehr Zeit für die Organisation einzuräumen und dafür neue Mitarbeiter einzustellen, gut an. Die Gebühren wollen sie aber nicht erhöhen Im Sozialausschuss haben einige Stadträte angekündigt, bei der Debatte im Gemeinderat an diesem Donnerstag gegen den Vorschlag zu stimmen.

Ulrike Haas hofft jetzt, doch noch eine Mehrheit zu gewinnen. Aus ihrer Sicht sprechen die Zahlen für sich, die sie für die Debatte zusammengetragen hat: „Die Aufgaben sind in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen, die Angebote wurden ausgeweitet, die Qualität wurde verbessert, die Personalkosten sind gestiegen – nur die Gebühren sind gleich geblieben“, argumentiert sie. Im Jahr 2015 etwa habe die Stadt 1,3 Millionen Euro Einnahmen aus Kindergartengebühren gehabt und von Bund und Land 6,3 Millionen Euro Zuschüsse erhalten, aber 10 Millionen Euro allein für die städtischen Kindergärten ausgeben müssen. Hinzu kämen weitere acht Millionen Euro Transferleitungen an die Kindergärten freier Träger.

Bei den Kreisstädten in der Region würde Göppingen sogar nach einer Erhöhung zusammen mit Waiblingen die günstigsten Regelsätze vorweisen: In Ludwigsburg zahlen die Eltern für einen Kindergartenplatz für ein drei- bis sechsjähriges Kind derzeit 108 Euro. In Esslingen sind es 98 Euro und in Böblingen 103. In Waiblingen sind die Gebühren gestaffelt. Familien mit mittlerem Einkommen (38 501 bis 51 000 Euro) zahlen 86 Euro beziehungsweise 102 Euro (51 001 bis 64 000 Euro) und Gutverdiener (mehr als 64 000 Euro) zahlen 119 Euro .