Die Stadt baut das System der Kindergartenfinanzierung neu auf. Foto: dpa/Danny Gohlke

Die Evangelische Kirche hatte gedroht, drei Kindergärten aus Geldmangel zu schließen. Das ist jetzt Dank eines neuen Konzepts zur Kindergartenfinanzierung vom Tisch. Nicht nur die Kirche profitiert davon.

Göppingen - Der evangelische Dekan, Rolf Ulmer, ist zwar vor wenigen Tagen in den Ruhestand verabschiedet worden, „aber was er da angezettelt hat, können wir als Abschiedsgeschenk betrachten“, sagte die SPD-Stadträtin Hilde Huber am Donnerstag im Sozialausschuss des Gemeinderats. Ulmer hatte sich im Sommer an die Stadt Göppingen gewandt und kritisiert, die Zuschüsse für die Kindergartenträger seien zum Teil nicht auskömmlich. Würden sie nicht bald erhöht, müsse die evangelische Verbundkirchengemeinde drei Einrichtungen schließen.

Jetzt ist klar: Der Vorstoß Ulmers hat nicht nur den evangelischen Kindergärten genutzt. Die Sozialbürgermeisterin Almut Cobet hat den Zwist zum Anlass genommen, ein Projekt umzusetzen, das sie schon lange im Auge hatte: eine komplette Neugestaltung der Kindergartenfinanzierung. Denn der Sozialbürgermeisterin war schon lange ein Dorn im Auge, dass die Träger in der Stadt aus historischen Gründen bisher völlig unterschiedliche Zuschüsse bekommen – je nach dem, wann die Verträge ausgehandelt wurden. Das geht so weit, dass große Träger wie die Kirchen für einzelne Kindergärten eine unterschiedliche Förderung bekommen. Die Bandbreite bewegt sich vom gesetzlich vorgeschriebenen Minimum von 63 Prozent der Betriebskosten bis zu fast 92,6 Prozent.

Die Stadt gibt künftig rund 250 000 Euro im Jahr mehr aus

Zusammen mit den Trägern hat Almut Cobet nun ein Konzept ausgearbeitet, mit dem künftig alle Kindergärten gut über die Runden kommen. Die Stadt muss dafür freilich mehr Geld ausgeben als bisher, einer Schätzung zufolge sind es allein im kommenden Jahr rund 250 000 Euro.

Das Konzept, dem die freien Träger zugestimmt haben, sieht folgendermaßen aus: Cobet hat den Zuschuss zu den Betriebskosten für viele Einrichtungen stark gekürzt. Künftig zahlt die Stadt nur noch das gesetzlich vorgeschriebene Minimum von 63 Prozent für Kinderkrippen und 68 Prozent für Kindergärten. Allerdings übernimmt die Stadt in Zukunft – im Gegensatz zum bisherigen Verfahren – zusätzlich 85 Prozent des Abmangels der Einrichtungen. Der Abmangel ist das Defizit, das nach dem Abzug aller Einkünfte wie Zuschüsse, Elternbeiträge und Spenden von den Betriebskosten übrig bleibt. Unterm Strich bedeutet das künftig mehr Geld für alle freien Träger.

Kindergartenträger müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen

Um die bessere Förderung zu bekommen, müssen die Kindergartenträger jedoch auch Forderungen der Stadt erfüllen. So müssen sie künftig jeden Monat Bescheid geben, inwieweit ihre Plätze besetzt sind. Das soll der Stadt, in der um die 200 Kindergartenplätze fehlen, dabei helfen, möglichst allen interessierten Eltern eine Betreuung für ihre Kinder anbieten zu können. Aus dem gleichen Grund müssen die Träger der Einrichtungen mindestens 90 Prozent ihrer Plätze an Göppinger Kinder vergeben.

Drei Kindergärten, der Waldkindergarten, der Waldorfkindergarten und die Flohkiste, können diese Forderungen nicht erfüllen. Denn sie nehmen schon immer mehr Kinder von außerhalb auf. Mit ihnen verhandelt die Sozialbürgermeisterin zurzeit individuell. Im Sozialausschuss erntete Cobet am Donnerstag viel Lob für ihr Konzept. Bevor es umgesetzt wird, muss Anfang Dezember allerdings noch der Gemeinderat zustimmen.