Mit dem Mountainbike auf einer eigenen Strecke den Hohenstaufen hinab oder mit dem Surfbrett auf die Fils – warum nicht, sagt die SPD. Auf dem Eisbach in München (rechtes Bild) können Trendsportler schon lange auf einer künstlichen Welle surfen. Foto: Lichtgut,Max Kovalenko, dpa

Die Fraktion fordert Geld, um die Filswelle für Surfer voranzubringen und um zu prüfen, ob sich eine Downhill-Piste von Hohenstaufen nach Göppingen für Mountainbiker anlegen lässt. Ist das die Morgendämmerung für Funsportler?

Göppingen - Der Weg von der ersten kleinen Rampe in Göppingen bis zum im April eröffneten Skatepark auf dem Theodor-Heuss-Platz hat Jahrzehnte gedauert. „Heute ist die Stadt stolz darauf, das zu haben, aber als wir anfingen, haben die Leute nur den Kopf geschüttelt“, sagt Daniel Schindler. Der Lehrer sitzt für die SPD im Bezirksbeirat in Hohenstaufen, vor rund 25 Jahren war er einer der ersten Göppinger, die sich für das Skaten in der Stadt stark gemacht haben. Er ist sozusagen einer der Großväter des Skateparks – und bis heute in der Szene aktiv, etwa als Erfinder und Organisator des Staufen Downhill, das jedes Jahr an einem Wochenende im Sommer hunderte Skateboarder zu dem Wettbewerb auf den Hohenstaufen lockt.

Der Großvater des Skateparks begeistert sich auch für andere Trendsportarten. Und so ist es keine Überraschung, dass die Idee, die Fils mit einer Welle für Surfer attraktiver zu machen, und der Vorschlag, für die vielen Mountainbiker, die schon heute auf dem Hohenstaufen unterwegs sind, eine richtige Downhill-Strecke anzubieten, aus seiner Feder stammen. Die SPD hat beide Ideen nun bei den Haushaltsberatungen eingebracht. Die Fraktion fordert zum einen Geld, um die bisherigen Pläne für eine Surfwelle zu konkretisieren. Zum anderen soll die Stadt prüfen, ob eine Downhill-Strecke von Hohenstaufen nach Göppingen angelegt werden kann. Was die anderen Fraktionen dazu sagen, wird sich im Verlauf der weiteren Beratungen zeigen.

Immer wieder illegale Downhill-Strecken

Noch, so sagt Schindler, sei das Surfen auf Flüssen, etwas ganz Neues. Doch viele Städte seien bereits dabei, Pläne für solche Surfwellen zu entwickeln, Nürnberg etwa und Stuttgart. Das Vorbild ist der Eisbach in München, an dem Surfer schon seit Jahren im Sommer Schlange stehen, um mitten in der Stadt im Englischen Garten zu surfen. Es sei wie damals mit dem Skaten, ist Schindler überzeugt. Heute schüttelten noch viele den Kopf über diese Ideen, „aber in einigen Jahren wird das ein ganz normales Freizeitangebot sein“.

Während die Zahl der Surfer in der Stadt und im Kreis mangels Vor-Ort-Angeboten bisher überschaubar ist, gibt es dafür umso mehr Mountainbiker. Viele von ihnen bevorzugen für ihren Sport sogenannte Downhill-Strecken, die sich durch schmale, zum Teil steile Pisten, Sprünge und andere Herausforderungen auszeichnen. Zwar gibt es in und um Göppingen fast keine legalen Strecken, „aber ich weiß von vielen Mountainbikern, die sich im Wald eigene Strecken anlegen“, erzählt Schindler. Deshalb habe er in seiner Fraktion vorgeschlagen, eine offizielle, legale Downhill-Strecke anzulegen. Dort, so die Idee, könnten die Mountainbiker kanalisiert werden, die schon heute, zum Teil illegal im Wald rund um den Hohenstaufen unterwegs sind – ähnliche Projekte wurden bisher bereits mit großem Erfolg in Esslingen mit der Esnos-Strecke und in Stuttgart-Degerloch mit dem Woodpecker-Trail umgesetzt.

Über Filswelle wurde schon öfter diskutiert

Die Chancen für das Surfen auf der Fils und das – legale – Downhill fahren am Hohenstaufen scheinen gar nicht so schlecht zu stehen. Über die Filswelle wird schon seit zwei Jahren immer wieder diskutiert. Der Göppinger Baubürgermeister Helmut Renftle hat sich bisher stets positiv zu dem Vorschlag geäußert. Schließlich plant die Stadt ohnehin, die Fils für die Bürger wieder erlebbar zu machen. Das Flüsschen, das jahrzehntelang hinter zugewachsenen Böschungen vielerorts kaum wahrnehmbar war, soll an ausgewählten Stellen wieder zugänglich sein, etwa an den Filsterrassen, die neben dem Christophsbad angelegt wurden und in den kommenden Jahren noch weiter aufgewertet werden sollen.

An durchschnittlich 60 bis 90 Tagen im Jahr reicht das Wasser für eine Surfwelle

Stimmen die anderen Fraktionen im Gemeinderat zu, werden Experten für Strömungstechnik den Fluss genau unter die Lupe nehmen und prüfen, wo sich eine Filswelle am besten einbauen ließe. Klar ist schon jetzt, dass der Fluss an durchschnittlich 60 bis 90 Tagen im Jahr genug Wasser für das Surfen führt. Außerdem haben Mechatronik-Studenten der Fachhochschule bereits herausgefunden, dass der Einbau einer Anlage, die eine solche Welle erzeugt, grundsätzlich möglich sei.

Auch für eine Downhill-Strecke ist die wichtigste Voraussetzung gegeben: Der bei Mountainbikern beliebte Bereich um das Hörnle bei Hohenstaufen ist Stadtwald, die Kommune müsste also nicht mit privaten Eigentümern verhandeln, wenn sie eine Strecke anlegen wollte. Naturschützer wie der Nabu-Vorsitzende Wolfgang Rapp fordern allerdings schon jetzt, dass die Auswirkungen einer Downhillstrecke sowie einer Surfwelle auf Fauna und Flora genau untersucht werden müssten.