Bei der Queen-Show am Samstagabend ist der Marktplatz gerammelt voll. Foto: privat

Jahrelang galt die Veranstaltung vielen Bürgern nur noch als langweilige Trink- und Fressmeile. Dann steuerte der Stadtfest-Verein um und ging mit den Machern des Straßenkunstfestivals eine fruchtbare Kooperation ein – zur Freude der Festbesucher.

Göppingen - Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass das Stadtfest so cool war“, sagt ein ehemaliger Göppinger am späten Samstagabend erstaunt. Er lebt seit 20 Jahren in Kirchheim und war bis jetzt der Ansicht, die unterhaltsamere Stadt zu seinem Wohnsitz gemacht zu haben. Er werde wohl wieder öfter unter dem Hohenstaufen vorbeischauen, speziell beim Stadtfest, kündigt er lachend an.

Während er spricht, schweift sein Blick über den Marktplatz in Richtung der Bühne, auf der Markus Engelstaedter und seine Band gerade mit ihrer Queen-Show beginnen. Vor der Bühne rockt das Publikum bereits dicht gedrängt mit. Aber Engelstaedter ist noch nicht zufrieden. „Es wäre schön, wenn ihr da hinten auf den Bänken auch aufstehen und mitmachen würdet“, ruft er den Festbesuchern zu, die etwas weiter hinten entspannt beisammen sitzen.

Das Ziel, mehr Kultur aufs Stadtfest zu bringen, ist erreicht

„Ich verspreche euch, in einer Viertelstunde steht ihr auch“, ruft der Sänger – und er behält Recht. Spätestens gegen Ende der Show, bei Krachern wie „Don’t stop me now“, „Another one bites the Dust“ oder „Bohemian Rhapsody“ tobt der ganze Platz. Einschließlich des Ex-Göppingers.

Es war das erklärte Ziel des Stadtfest-Vereins, mehr Kultur auf das Fest zu bringen und wieder mehr Vereine davon zu überzeugen, sich an der Veranstaltung zu beteiligen. Beides ist an diesem Wochenende offensichtlich gelungen – trotz des Regens am Sonntag.

Queen-Show und ein buntes Programm begeistern die Besucher

Besonders gut getan hat der Veranstaltung zum einen das mitreißende Programm, das der Verein zusammengestellt hat. Die Masse der Besucher feierte am Samstagabend auf dem Marktplatz bei der Queen-Show und zuvor bei der Coverband Orangefuel. Doch auch die anderen Bühnen hatten ihr Publikum, und speziell um den neuen Irish Square an der Ecke Kirch- und Kellereistraße drängten sich ebenfalls viele Zuschauer bei den Konzerten von Nervine und später Acoustics. Und auch am Freitag und am Sonntag war auf den Bühnen viel geboten.

Zum anderen aber zauberten die Clowns, Artisten und Musiker, die zum Straßenkunstfestival in die Stadt gekommen waren, immer wieder magische Momente in die Innenstadt. Das Festival hatte sein Zentrum zwar auf dem Schlossplatz, doch die Künstler zogen durch die ganze Innenstadt. Und so konnte es einem passieren, dass man nichts ahnend zwischen den Buden der Vereine und Gastronomen entlang schlenderte und plötzlich pantomimisch karikiert und zum Zentrum einer kleinen spontanen Show wurde. Immer wieder bildeten sich in der Innenstadt Menschentrauben, wenn die Künstler etwas zum Besten gaben.

Stadtfest-Verein hofft, dass sich der Erfolg herumspricht

Entsprechend zufrieden zeigte sich der Vorsitzende des Stadtfest-Vereins, der CDU-Stadtrat Paul Lambert, am Sonntag. Die Kooperation mit dem Straßenkunstfestival sei ein Erfolg und eine Bereicherung für die Veranstaltung, resümierte er. Dass das Stadtfest so langsam wieder an Zugkraft gewinne merke man auch daran, dass sich wieder mehr Vereine und Gruppen dafür interessierten, am Fest mitzumachen. „Dieses Mal war zum Beispiel die Feuerwehr zum ersten Mal dabei“, sagte er. Nun hoffe er, dass sich der Erfolg herumspreche und sich für die nächste Ausgabe im kommenden Jahr noch mehr jener Vereine meldeten, die das Fest früher schon bereichert hätten.

Dem Gerücht, dass viele Vereine wegen der hohen Standmieten abgesprungen seien, trat Lambert ausdrücklich entgegen. Das Problem sei eher, dass es heutzutage oft schwierig sei, genügend ehrenamtliche Helfer zu finden, um einen Stand zu betreiben. „Aber ich hoffe, dass die Leute wieder mehr Lust haben, sich zu engagieren, wenn sie sehen, wie gut das Stadtfest bei den Bürgern ankommt. Das ist doch eine tolle Werbung für jeden Verein.“