Mit dem Fahrrad hat man es in der Göppinger Innenstadt leicht. Trotzdem kommen viele Besucher mit dem Auto – und finden dann oft keinen Parkplatz. Foto: Horst Rudel

Der Gemeinderat hat es immer wieder gefordert, jetzt ist es da: ein Stellplatz-Konzept für die Innenstadt. Bis aus den Vorschlägen konkrete Maßnahmen erwachsen, dürften allerdings noch viele Fahrzeuge falsch abgestellt werden.

Göppingen - Kopfschüttelnd steht der ältere Herr vor dem Aushang am Parkhaus in der Jahnstraße: „Jetzt kann man hinter dem Parkhaus gar nicht mehr Parken“, schimpft er. „Überall kostet’s, und Plätze gibt es trotzdem nicht genug.“ Bruddelnd zieht der Mann von dannen. Weil er nicht der einzige ist, der mit der Parkplatzsituation in Göppingen alles andere als zufrieden ist, stricken Stadtverwaltung und Gemeinderat schon seit geraumer Zeit an einem Parkplatzkonzept. Inzwischen gibt es zwar eine Erhebung der Situation und ein umfangreiches Bündel mit Verbesserungsvorschlägen aus dem Rathaus – ob und ,wenn ja, wann daraus allerdings zusätzliche Parkplätze werden, ist offen. Bisher geht es vor allem um eine bessere Organisation der vorhandenen Stellflächen.

Tatsächlich sind die Parkplätze auf der Außenfläche des Parkhauses Jahnstraße seit Anfang August gesperrt. Das Gebäude wird erweitert, um die Situation in der Innenstadt zu entschärfen, wo Autofahrer immer wieder auf der Suche nach einem Platz auf und ab kurven und ihren Wagen schließlich einfach irgendwo abstellen. Außerdem plant die Stadt bekanntlich am Bahnhof eine Tiefgarage. Hinter dem Projekt steht wegen der unerwartet hohen Kosten derzeit aber ein Fragezeichen.

Einzelhändler fordern mehr Stellplätze für Kunden

Dass die 3148 bestehenden Stellplätze in Parkhäusern und an den Straßen in der Innenstadt nicht ausreichen, hat erst jüngst eine Befragung der Gewerbetreibenden und Bewohner bestätigt: Die Bewohner bezeichnen die Parksituation als den größten Störfaktor, von den Einzelhändlern beklagt die Hälfte, dass die Parkplätze für Kunden nicht ausreichten. Allerdings zeigt ein Blick in die Region, dass es in anderen Kreisstädten auch nicht mehr Plätze, aber offenbar mehr Zufriedenheit gibt (siehe „Böblingen setzt auf die Brötchentaste“).

Eine Erhebung eines Ingenieurbüros hat außerdem gezeigt, dass vor allem die Parkhäuser im Süden und Südwesten der Stadt tagsüber aus allen Nähten platzen. Häufig finden Autofahrer dort mittags kaum noch freie Flächen. Ausnahmen bilden nur die beiden Parkhäuser am Rande der östlichen City. Warum vergleichsweise wenig Bürger ihr Auto im Frey-Center oder im Kaufhof-Parkhaus abstellen, konnten die Experten nicht beantworten.

Brötchentaste ist heiß umstritten

Die Stadt hat ein ganzes Bündel von Ideen gesammelt, um die Situation zu verbessern. Viele Vorschläge gehen auf Anträge aus den Fraktionen zurück. So sollen die Höchstparkdauer und die Gebühren für die Straßenstellplätze vereinheitlicht werden. Dazu sollen aus den bisher vier verschiedenen Zonen zwei gemacht werden. In Zone 1 soll die Gebühr bei 1,50 Euro pro Stunde liegen, die Höchstparkdauer bei 90 Minuten. In Zone 2 ist ein Euro pro Stunde und zwei Stunden Höchstparkdauer anvisiert.

Heiß umstritten ist der Vorschlag, eine Brötchentaste einzuführen, mit der Bürger, die nur kurz etwas abholen wollen, in der Zone 1 15 Minuten und in Zone 2 20 Minuten kostenlos parken können. In der Haupt- und der Poststraße könnten dafür fünf spezielle Kurzparkplätze eingerichtet werden, schlägt die Verwaltung vor. Die Grünen warnten allerdings davor, das Konzept der Neuen Mitte aufzuweichen, dass überhaupt kein Parken dort vorsieht. Jürgen Schaile (FDP/FW) hingegen bezeichnete die Brötchentaste als sinnvoll und verwies auf andere Innenstädte, wo man sogar 30 Minuten kostenlos parken könne.

Neue Parkhäuser sind ebenfalls im Gespräch

Auf der Vorschlagsliste steht außerdem ein dynamisches Parkleitsystem, das Autofahrern zeigt, wo gerade Stellplätze frei sind. Das Parken in den Parkhäusern soll nachts günstiger werden, damit diese auch zu später Stunde besser ausgelastet sind und Anwohner ihre Autos dort über Nacht unterbringen können. Und Elektroautos sollen kostenlos parken dürfen.

Weil dadurch freilich das Grundproblem, der Parkplatzmangel, nicht behoben ist, schlägt die Göppinger Stadtverwaltung außerdem vor, weitere Parkhäuser im Südwesten und Nordosten der Stadt zu bauen. Angedacht ist etwa ein neues Parkhaus im Zuge der geplanten Erweiterung des Landratsamtes und ein Parkhaus bei der Stadthalle. Letzteres ist in der Vergangenheit schon häufiger im Gespräch gewesen, bisher aber stets gescheitert.

Böblingen setzt auf die Brötchentaste

Region - Was in der Stadt Göppingen noch für heiße Debatten sorgen wird, ist in Böblingen Alltag: die Brötchentaste, die dort Brezeltarif heißt. Autofahrer können in der Innenstadt 30 Minuten kostenlos parken. Insgesamt zeigt man sich mit dem Parkplatzangebot zufrieden. Die Stadt bewirtschaftet nach eigenen Angaben 2000 Stellplätze, die meisten in Parkhäusern. Hinzu kommen die Parkhäuser, die private Investoren geschaffen haben, etwa beim Möbelhaus Mömax, dem City-Center und den sogenannten Mercaden. Und dann gibt es noch Park&Ride-Plätze an zwei S-Bahnstationen.

Auch in Esslingen zeigt sich die Stadtverwaltung in Sachen Parkplatzangebot zufrieden – zumindest wenn nicht gerade Mittelalter- und Weihnachtsmarkt ist. In der erweiterten Altstadt stehen auf öffentlicher Verkehrsfläche 1500 Parkplätze zur Verfügung, davon sind 500 mit Parkschein- und Parkscheiberegelungen als Kurzzeitparkplätze mit einer Höchstparkdauer von einer Stunde ausgewiesen. Die restlichen Parkplätze sind teilweise Bewohnerparkplätze, aber auch Parkplätze ohne Regelung. In den Parkhäusern gibt es etwa 1400 Kurzzeitparkplätze. Ein Parkleitsystem zeigt an, wo gerade etwas frei ist.

In Ludwigsburg bewirtschaften die Stadtwerke 2700 Stellplätze (Parkhäuser und Parkplätze). Hinzu kommen weitere 1350 Plätze in privaten Parkhäusern und auf den Parkplätzen Untere Stadt und Arsenalplatz. Die Auslastung ist laut der Verwaltung „zufriedenstellend“. Während des Weihnachtsmarktes gebe es allerdings Engpässe. Auch in Ludwigsburg verschafft ein dynamisches Leitsystem den Autofahrern mehr Überblick.