Der Studie zufolge gibt es in Göppingen viele Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen – ein Pluspunkt. Foto: dpa

Erstmals sieht das Prognos-Institut für den Landkreis Göppingen mehr Chancen als Risiken für die weitere Entwicklung. Allerdings gibt es auch durchaus Kritik.

Göppingen - Vor drei Jahren war der Kreis Göppingen beim bundesweiten Landkreisvergleich des Prognos-Instituts der Aufsteiger im Land. Jetzt hat der Projektleiter, Peter Kaiser, erneut gute Nachrichten ins Kreissparkassen-Forum mitgebracht: Göppingen macht weiter Boden gut. Prognos attestiert dem Kreis erstmals mehr Chancen als Risiken für die Zukunft. Zu verdanken ist das einem gewissen Wohlstand, geringen Schulden und der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Weniger gut ist es jedoch um die Entwicklungsdynamik in den untersuchten Bereichen, die Innovationsfreude und die Geburtenrate bestellt. Ohne Neubürger würde die Bevölkerung schrumpfen.

Innerhalb von sechs Jahren hat sich der Kreis im bundesweiten Vergleich der 402 Landkreise und kreisfreien Städte deutlich vorgearbeitet: von Platz 242 im Jahr 2010 über Platz 137 vor drei Jahren auf Platz 117 im aktuellen Ranking, das sich weitgehend auf statistische Zahlen aus dem Jahr 2014 bezieht. In der Region Stuttgart bleibt Göppingen allerdings weiter das Schlusslicht. Die hiesigen Spitzenreiter, der Kreis Böblingen und die Stadt Stuttgart, belegen die Plätze vier und sieben, der Kreis Ludwigsburg liegt auf Rang zwölf.

In Göppingen lebt es sich sehr sicher

Zu verdanken hat der Kreis Göppingen seinen Aufstieg vor allem seinem Wohlstand und der geringen Kriminalitätsrate. Beides hat sich in den vergangenen Jahren weiter verbessert. So hat der Kreis bei der kommunalen Schuldenlast je Einwohner in den vergangenen drei Jahren 16 Plätze gut gemacht und belegt nun Rang 63. Nur 4,2 Prozent der Bürger bekommen Transferleistungen vom Staat, in der Region sind es 4,3 Prozent. Bei der Kriminalitätsrate verbesserte sich der Kreis um vier Plätze auf Rang 75, es gibt deutlich weniger Straftaten als in der Region oder im Land. Insgesamt sieht das Institut Göppingen beim Thema Wohlstand im Deutschlandvergleich auf Platz 47 – vor drei Jahren war es Platz 104.

Gut stehen die Göppinger auch beim Thema Arbeitsmarkt da. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, der Branchenmix hat sich verbessert. Immer mehr Menschen arbeiten in sogenannten Zukunftsberufen, nämlich 35 Prozent. Die Schulabbrecherquote ist zwar gestiegen, aber mit 4,6 Prozent geringer als in der Region und im Land. Allerdings bemängelt das Institut, dass es zu viele unbesetzte Ausbildungsstellen gebe (9,1 Prozent, Region: 8,1 Prozent, Land: 7,2 Prozent)

Wenig Patentanmeldungen und Unternehmensgründungen

Prognos sieht auch einige Risiken: So hat sich die Dynamik im Kreis zwar erhöht, doch im regionalen Vergleich kann er immer noch nicht mithalten. Auch die demografische Entwicklung hinkt der Region Stuttgart hinterher: Die Zahl der Einwohner wächst weniger stark, die Geburtenrate ist gering, und der Anteil der jungen Menschen an der Bevölkerung hat sich zwar verbessert, liegt aber mit 13,8 Prozent immer noch hinter der Region (14,8 Prozent).

Beim Thema Innovation hat der Kreis im Vergleich zu der Auswertung von 2013 Boden verloren (Rang 118, minus 15 Plätze): Die Zahl der Patentanmeldungen liegt mit 245 je 100 000 Einwohner hinter dem Landesschnitt von 255 und deutlich hinter dem regionalen Wert von 435. Unternehmensgründer scheinen sich im Kreis weniger wohlzufühlen als im Rest der Region. Auch landesweit gibt es mehr Firmengründungen. Der Wirtschaftsförderer des Landkreises, Alexander Fromm, sieht darin allerdings nicht unbedingt einen Standortnachteil. Aus seiner Sicht liegt die Zurückhaltung daran, dass es genügend gute Arbeitgeber gibt und der Druck, sich selbstständig zu machen, daher gering ist.

Der Verkehr bleibt ein großes Zukunftsthema

Außerdem sprach der Projektleiter Kaiser ein leidiges Thema an, das erst jüngst in den Etatberatungen des Kreises wieder eine große Rolle spielte: den Verkehr. Sein Institut wertet beispielsweise die teils langen Fahrtzeiten bis zur A 8 als Standortnachteil. Am Thema Autobahn und B 10 ist der Landkreis freilich schon lange dran, ebenso wie an dem Versuch, die Schienenverbindung nach Stuttgart mit dem geplanten Metropolexpress zu verbessern. Der Landrat Edgar Wolff wies denn auch darauf hin, dass der Kreis seine Hausaufgaben gemacht habe und ohnehin viele Entwicklungsfaktoren wie etwa Unternehmensentscheidungen oder die Konjunktur nicht in der Hand des Landratsamts lägen.