Die Stadt Göppingen prüft, ob sie die Stadt Augsburg auf Schadensersatz verklagen kann. Foto: Pascal Thiel

Die Stadt kann jetzt nach einem Nachfolger für den wegen Untreue verurteilten Harald Knobloch suchen. Ausgestanden ist die Geschichte aber noch nicht.

Göppingen - Der ehemalige Göppinger Feuerwehrkommandant Harald Knobloch hat seine Berufung gegen ein Urteil des Augsburger Amtsgerichts zurückgezogen, teilte die Stadt Göppingen jetzt mit. Vor einem Jahr war Knobloch wegen Untreue zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Damit ist das Urteil nun rechtskräftig und die Stadt kann die Kommandanten-Stelle neu besetzen. Knobloch war nur rund sieben Monate in Göppingen tätig, bevor er wegen der Ermittlungen gegen ihn beurlaubt wurde – bezahlen musste ihn die Stadt aber zweieinhalb Jahre lang. Ob die Querelen um den Feuerwehrkommandanten nun tatsächlich vorbei sind, muss sich allerdings noch zeigen.

Denn die Stadt Göppingen prüft jetzt, ob sie einen Teil des Schadens, der ihr durch den Fall entstanden ist, von der Stadt Augsburg zurückfordern kann, und sie prüft, ob sie Knoblochs Ernennung nachträglich zurücknehmen und dadurch Geld von ihm zurückfordern kann. Immerhin musste sie dem Kommandanten insgesamt zwei Jahre lang einen Teil seiner Bezüge bezahlen, obwohl er seit September 2015 vom Dienst freigestellt war. Auch nach dem Urteil im Mai dieses Jahres in Augsburg musste die Stadt weiter zahlen, weil es wegen der Berufung nicht rechtskräftig war.

Waren für Privatgebrauch auf Kosten der Feuerwehr bestellt

„Es war für uns eine ganz bittere Erfahrung, dass uns der Vorgang zum Einstellungstermin von keiner Seite, weder von Herrn Knobloch noch von der Stadt Augsburg, mitgeteilt worden ist, so dass wir Herrn Knobloch unter falschen Voraussetzungen zum Kommandanten ernannt haben“, sagt der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till mit Blick auf die Ermittlungen in Augsburg, die bereits liefen, als sich Knobloch in Göppingen bewarb.

Knobloch hatte seine Stellung bei der Augsburger Feuerwehr ausgenutzt und über Jahre immer wieder Waren für den Privatgebrauch auf Kosten der Feuerwehr bestellt. Insgesamt richtete er damit einen Schaden von rund 10 000 Euro an. Die letzte Bestellung erfolgte im November 2014 – einen Monat bevor er in Göppingen zum Kommandanten gewählt wurde. Als der Fall schließlich vor Gericht landete, handelte er einen Deal aus: Er gestand 69 Fälle von Unterschlagung und kam mit einer vergleichsweisen milden Strafe davon: ein Jahr und sieben Monaten Haft auf Bewährung.

Berufung trotz milden Urteils

Zur Überraschung aller Beteiligten legte Knobloch trotz des milden Urteils Berufung ein. Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin ebenfalls Berufung ein. Damit stellte sie sicher, dass es in der nächsten Instanz auch eine höhere Strafe für Harald Knobloch hätte geben können. Womöglich ist die Sorge, dass die Justiz in der nächsten Instanz weniger milde geurteilt hätte, der Grund dafür, dass er seine Berufung nun zurückgezogen hat. Der tatsächliche Grund ist allerdings nicht bekannt.

Für Göppingen ist nun der Weg frei, einen neuen Kommandanten zu wählen. Auf die Ausschreibung haben sich 15 Bewerber gemeldet. Die Stadt werde nun in aller Ruhe einen geeigneten neuen Chef für die Feuerwehr suchen, heißt es aus dem Rathaus. Denn die Hilfskonstruktion, mit der die Feuerwehrleitung zuletzt sichergestellt wurde, scheint zurzeit gut zu funktionieren. Die Stadt hat die Leitung auf zwei langjährige ehrenamtliche Führungskräfte der Feuerwehr verteilt: „Wir sind sehr glücklich, mit Karlheinz Widmeyer einen hochkompetenten amtierenden Kommandanten zu haben, der als Leiter einer Werksfeuerwehr selber Berufsfeuerwehrmann ist, und mit Ulrich Falter einen erfahrenen Feuerwehrmann, der die laufenden Amtsgeschäfte zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt“, sagt Till.