Sehr beliebt und weithin bekannt: Das Blühende Barock ist das Aushängeschild der Stadt Ludwigsburg. Foto: /factum/Simon Granville

Eine neue Studie der GMA gibt Ludwigsburg fast durchweg gute Noten – wäre da nur nicht das Ärgernis Auto. Um das aus der Welt zu schaffen, braucht es eine politische Entscheidung, meint der Händlerverein LUIS.

Ludwigsburg - Das Blühende Barock und der Weihnachtsmarkt sind Ludwigsburgs größte Publikmagneten. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie, die die Stadt bei der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in Auftrag gegeben hatte – und es dürfte die wenigsten überrascht haben. Wirklich verblüfft aber hat die Mitglieder des Kulturausschusses, denen das Gutachten am Dienstag präsentiert wurde, dass die Venezianische Messe zwar ebenfalls sehr beliebt ist – aber nur bei denen, die sie kennen. Und das waren gerade mal 1,6 Prozent der Befragten.

Für eine Stadt mit knapp unter 100 000 Einwohnern habe Ludwigsburg ein vergleichsweise großes Einzugsgebiet, meinte Stefan Holl von der GMA. Aber anders als etwa Heilbronn, wo es weit und breit keine Konkurrenz gebe, müsse die Barockstadt mit Stuttgart als auch mit dem Breuningerland in Wettbewerb treten.

City für Bummler und Flaneure

Allerdings habe die Neuauflage der Studie – die GMA analysiert die Ludwigsburger Situation seit 2001 im Dreijahresturnus – gezeigt, dass die Konkurrenz zum Einkaufscenter nicht so groß sei wie befürchtet: „Denn das Breuningerland wird überwiegend von Auswärtigen und Bewohnern des nördlichen Landkreises besucht.“ Außerdem werde deutlich, dass die Innenstadtbesucher zum Flanieren, Bummeln oder Bekannte-Treffen kommen. „Das Shoppen steht nicht im Vordergrund.“ Das sei nicht zuletzt einer verbesserten Gastronomie zu verdanken.

Die Talente, mit denen Ludwigsburg wuchern könne, seien das barocke Flair, ein attraktiver Laden-Mix und das Angebot von Events wie Weihnachtsmarkt, Weinlaube, Schlossfestspielen oder Kastanienbeutelfest, sagte Holl. Wirklich schlechte Noten hätten die insgesamt 1500 Befragten der Stadt nur in Sachen Verkehr erteilt: Die einen ärgern sich über zu viele Autos in der Stadt, die anderen vermissen Parkplätze. „Wir haben eine lebendige und funktionierende Innenstadt“, meinte FW-Stadtrat Florian Lutz. Aber er sehe sie durch das große Angebot von Stuttgart und dem Onlinehandel bedroht.

Aus „Parkeschön“ wird „Dankeschön“

Dirk Keuthen vom Vorstand des LUIS, der im Anschluss an die GMA-Präsentation das neue Programm des Innenstadtvereins vorstellte, widersprach Holl: Für die Cityhändler sei das Center auf der grünen Wiese nach wie vor eine große Konkurrenz. Allein das Angebot von 3000 kostenlosen Parkplätzen, mit dem das Breuningerland werbe, sei ein Wettbewerbsvorteil, auf den LUIS nur gemeinsam mit der Stadt Antworten finden könne. Etwa durch die Schaffung von Park-and-Ride-Parkplätzen am Rand der City.

Der Verein werde vor allem seine Angebote zur Kundenbindung ausweiten, sagte Markus Fischer, der neue Citymanager: So soll etwa aus der bekannten Aktion „Parkeschön“ die Aktion „Dankeschön“ werden. Von den Rabatten, die die Einzelhändler gewähren, sollen nicht mehr allein die Autofahrer profitieren. Sie erhielten bisher ein Euro für die Parkgarage. Mit der neuen Karte kann jeder diesen Betrag wie einen Bon bei einem anderen Innenstadtgeschäft einlösen – etwa beim Kaffee oder im Lokal. „Im Jahr 2018 wurde ,Parkeschön’ 305 000-Mal ausgegeben, 2019 sogar 320 000-Mal“, sagt Fischer. „Es ist unser bestes Mittel zur Kundenbindung, aber es ist nicht kostenlos: Die Händler zahlen dafür.“ Auch der Ludwigsburg-Gutschein – das sind Einkaufs-Gutscheine von teilnehmenden Läden – sei sehr beliebt, er müsse aber noch besser beworben werden.

Kostenloses WLAN

Insgesamt habe die Stadt von der GMA eine gute Bewertung erhalten, sagte Frank Steinert, städtischer Wirtschaftsförderer und Mitglied im LUIS-Vorstand. „Aber wir können die Hände nicht in den Schoß legen.“ Damit Ludwigsburg weiterhin attraktiv bleibe, müsse „eine Willkommenskultur hochgehalten werden“. Steinert sucht zum Beispiel nach Ladenflächen, in denen Händler neue Produkte in einem Pop-up-Geschäft präsentieren könnten. Außerdem könne man die Öffnungszeiten für Lokale zeitweise ausdehnen. Wichtig sei außerdem eine weiterer Ausbau des WLANs in der City. Bei mehr als 50 Prozent der von der GMA Befragten stand eine kostenlose WLAN-Nutzung ganz oben auf der Wunschliste.