Ein Bauer aus Uttenweiler verrät, wie er den Einsatz von Glyphosat gesenkt hat. Ein komplettes Verbot lehnt er trotzdem ab. Warum erklärt Klaus Keppler im Interview.
Biberach - Darf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auch in Zukunft noch in der EU eingesetzt werden? Das steht derzeit zur Debatte. Glyphosat ist bis Ende 2022 in der EU zugelassen. Nun haben die Hersteller bei der EU-Kommission eine Verlängerung der Zulassung beantragt. Das Mittel steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Der oberschwäbische Landwirt Klaus Keppler hat die Qualität seiner Böden verbessert und den Glyphosat massiv reduziert. Trotzdem warnt er die Bundesregierung davor, das Mittel ganz zu verbieten.
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An diesem Donnerstag legt Agrarministerin Julia Klöckner dar, wie sie sich den Ackerbau der Zukunft vorstellt. Was ist aus Ihrer Sicht dafür nötig?
Wir müssen es schaffen, die Forderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft umzusetzen – und zwar so, dass die Landwirtschaft insbesondere für Familienbetriebe, die ja ausdrücklich gewünscht werden, rentabel bleibt. Fruchtfolgen beispielsweise müssen wieder weiter gestaltet werden, denn dies ist eine Grundvoraussetzung für die Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Das ist jedoch leichter gesagt als getan.
Woran hapert es?
Bei gängigen Kulturen wie Weizen und Mais haben wir etablierte Vermarktungswege, weshalb viele Landwirte vor allem diese Kulturen anbauen. Besser wären aber vielgliedrigere Fruchtfolgen, in welche beispielsweise Klee, Erbsen, Hafer oder Ackerbohnen integriert werden. Damit reduziert sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln automatisch, weil die Bestände durch längere Anbaupausen gesünder sind. Das Problem ist aber, dass es für manche Kulturen kaum Märkte gibt. Unterm Strich honoriert der Markt die breitere Fruchtfolge nicht. Enge Fruchtfolgen, aber auch intensive Bodenbearbeitung führen noch zu weiteren, langfristigeren Problemen.
Welche sind das?
Zum Beispiel die Degradierung der Böden durch Erosion und Humusverlust. Weil der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit für mich ein zentraler Punkt in Sachen Nachhaltigkeit ist, habe ich auf meinem Betrieb versucht, genau diesem Problem vorzubeugen.
Wie haben Sie das gemacht?
Wir haben schon 1992 auf die Bodenbearbeitung ohne Pflug umgestellt und arbeiten seit 2012 nur noch in Direktsaat in einer mittlerweile sechsgliedrigen Fruchtfolge. Seither ist der Humusgehalt in unseren Böden um einen Prozentpunkt auf 3,5 Prozent gestiegen. Mein Ziel ist, den hier üblichen Humusgehalt von Grünland mit 4,5 Prozent zu erreichen.
Ein Plus von einem Prozentpunkt in 25 Jahren ist nicht viel.
Wenn wir bedenken, dass sich die Entwicklung von Böden in einem Zeitraum von mehreren tausend Jahren abspielt, dann können und dürfen wir in 25 Jahren keine großen Sprünge erwarten, zumal der Aufbau der Bodenfruchtbarkeit viel länger dauert, als deren Abbau zuvor. Insbesondere in der Anfangszeit der Umstellung half uns dabei der Wirkstoff Glyphosat, auf welchen ich auch heute noch nicht in Gänze verzichten möchte.
Es wäre also falsch, wenn Berlin Glyphosat ganz verbieten würde?
Ja, das wäre es aus meiner Sicht. Es ist richtig und sinnvoll, Pflanzenschutzmittel noch gezielter anzuwenden. Wir konnten deren Einsatz allgemein und insbesondere von Glyphosat auf unserem Betrieb schon um bis zu 90 Prozent reduzieren. Aber als Notnagel sollte es erhalten bleiben – zum Beispiel in Verbindung mit der Auflage, den Wirkstoff nur noch alle fünf Jahre auf einer Fläche anwenden zu dürfen.
Viele Bauern wollen auf den Pflug aber nicht verzichten.
Natürlich ist das eine Umstellung und es dauert mindestens zehn Jahre, bis ein Ackerbausystem auf Direktsaat umgestellt ist. Ein funktionierendes Direktsaatsystem steht anderen Systemen jedoch ertraglich in nichts nach, spart Zeit und Kraftstoff auf dem Feld, schont den Boden und reduziert durch ein hohes Wasserhalte- und Infiltrationsvermögen den Abtrag von Nährstoffen oder auch Pflanzenschutzmitteln, was nebenbei bares Geld spart.
Nehmen wir an, die Glyphosat-Nutzung bleibt erlaubt. Wie kann ein Landwirt dessen Einsatz reduzieren?
Ziel ist es immer, einen Wirkstoff so effizient wie möglich einzusetzen. Dazu gehört die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu optimalen Witterungsbedingungen. Diese herrschen überwiegend nachts, weshalb wir im Falle einer Anwendung ausschließlich bei Nacht aufs Feld fahren, um insbesondere Abdrift und Verdunstung zu vermeiden.