Weihnachtliche Aromen gehören zum Glühwein. Foto: Lucky Dragon/Fotolia

Obwohl das Wetter nicht dafür spricht: Advent ist Glühweinzeit. Doch nicht nur auf Weihnachtsmärkten steht das Heißgetränk hoch im Kurs, auch zu Hause sorgt Glühwein für besinnliche Stimmung. Wir haben uns durch die Ladenregale und das breite Angebot an Winzer-Glühwein getestet.

Stuttgart - Welcher Glühwein ist der beste? Das ist wie bei kalt serviertem Wein auch, natürlich eine Frage des Geschmacks. „Glühwein ist erhitzter und gesüßter Rotwein mit Gewürzen wie Zimt, Gewürznelken, Zitronenschalen und Sternanis“, erklärt Sommelier Philipp Berg, der für unsere Zeitung etliche Glühweine testete. Welche Glühweine etwas taugen, da war er sich mit der unbedarften Laiin Sarah Zimmermann und dem Autor, die mitgetestet haben, nicht immer einig. Dass mit Glühwein vor allem auch Weihnachtsflair verkauft wird, ist ein Nenner, auf den sich alle Tester einigen konnten.

Klassischer Glühwein

Wer Glühwein trinken will, wie er üblicherweise auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird, ist am besten mit Weinen beraten, die stark gewürzt und ordentlich gesüßt sind. Vom Grundwein ist häufig nicht mehr viel herauszuschmecken. Was aber nicht unbedingt ein Manko ist. „Die Qualität der Grundweine ist selten besonders hoch, manchmal werden auch Verschnitte aus verschiedenen Weinen verwendet“, sagt Berg. Glühweine, die mit recht klassischen Gewürzmischungen verfeinert sind, schwanken von der Qualität her. Finger weg vom Glühwein der Firma Hauser aus Fischbach im Tetrapack (für 99 Cent bei Rewe erhältlich). „Der hat Gummibäraromen und schmeckt nach Verpackung“, findet Zimmermann.

Deutlich mehr überzeugt da schon der Festtagsglühwein der Genossenschaftskellerei Heilbronn (2,86 Euro bei der Württemberger Weingenossenschaft), laut Berg „ein typischer Glühwein, sehr vordergründig und mit deutlichem Gewürznelkenaroma“. Am besten hat beim Test in der Kategorie Weihnachtsmarkt-Glühweine der Augsburger Christkindlmarkt-Glühwein von Kunzmann (für 3,89 Euro bei Rewe) abgeschnitten. „Schmeckt wie auf dem Weihnachtsmarkt“, sagt die 24-jährige Zimmermann. Fazit von Experte Berg: „Man kann die meisten trinken, sie sind aus Weinsicht allerdings nicht besonders spannend.“

Exoten

Neben Mainstream-Glühweinen mit klassischen Gewürzaromen drängen auch exotische Weine in den Markt. Das geht jedoch nicht immer gut. Zum Beispiel beim Fruchtglühwein mit Heidelbeerwein von der Nürnberger Weinkellerei (erhältlich bei Lidl für 1,79 Euro), von dem entschieden abzuraten ist. „Nur, wer Heidelbeerküchlein mag, mag diesen Glühwein“, sagt Zimmermann. Sie würde ihn sogar eher kalt als warm trinken. „Mit Glühwein hat das wenig zu tun“, bestätigt Berg. Andere Experimente funktionieren besser.

Der Bio-Glühwein von der Weinkellerei Kunzmann aus der Bügelflasche (erhältlich beim Benz-Getränkehandel für 4,79 Euro) ist mit sehr karamelliger Note auf jeden Fall interessant, der Winzerglühwein weiß vom Weinsberger Tal (3,45 Euro bei der Genossenschaft) ist auf Weißweinbasis hergestellt und schmeckt besonders zitronig, was jedoch nicht alle Tester überzeugt. „Mir ist er zu säuerlich“, sagt Zimmermann. Fazit von Experte Berg: „Glühwein auf Weißweinbasis kann funktionieren, alle anderen Experimente sind zumindest mit Vorsicht zu genießen.“

Hochwertige Grundweine

„Je hochwertiger der Grundwein, desto besser der Glühwein“, erklärt Sommelier Berg. Sarah Zimmermann kann das jedoch nur in manchen Fällen überzeugen. Beim Fürstenfass-Glühwein aus Hohenlohe (3,09 Euro) wird ihr Gaumen jedenfalls nicht angesprochen, auch wenn man schon am dunklen Farbton sieht, dass hier kein Trollinger verwendet wurde: „Der riecht zwar gut, aber schmeckt nach nichts.“

Besser mundet Zimmermann ein sortenreiner Glühwein vom westlichen Stromberg, der ihr jedoch zu stark nach Rotwein und zu wenig nach Glühwein schmeckt. Voll und ganz überzeugt hier alle Tester der Flamme Premium Glühwein der Bottwartaler Winzer (0,75 Liter für 3,99 Euro) und das nicht nur, weil er mit dem Slogan „Würzig und feurig – mach mich heiß!“ wirbt. „Der schmeckt mir sehr gut“, sagt Zimmermann. „Man merkt, dass hier hochwertige Weine verwendet wurden“, sagt Berg. Er favorisiert allerdings den Winzerglühwein vom Weingut Johannes B. für 3,80 Euro. Der reinsortige Acolon-Wein lässt leichtes Tanin durchblicken, was auf Zimmermann etwas „parfümiert“ wirkt. Fazit von Experte Berg: „Qualität schmeckt man auch beim Glühwein. Ich empfehle, beim Glühweinkauf auf reinsortige Grundweine zu achten.“

Fazit der Tester

Glühwein bleibt vor allem eine Typfrage. Wer Glühwein wegen der charakteristischen Aromen mag, kann getrost zu Supermarktglühweinen greifen, solange diese der klassischen Rezeptur folgen. Wer eher guten Wein zu schätzen weiß, kommt schwer um den Besuch beim Weinhändler herum. Sortenreine Grundweine, die dem Anspruch an einen guten Wein gerecht werden, finden sich nicht in jedem Glühwein. „Oft werden keine Gewürze, sondern nur Gewürzmischungen verwendet“, sagt Berg. Darum empfiehlt er als Alternative zum Kauf: einfach selber machen. „Einen guten Rotwein kaufen und Zimt, Nelken und Sternanis besorgen. Statt Zucker gerne mit Honig süßen.“ So kann aus dem Glühweingenuss schon beim Kochen ein weihnachtliches Gemeinschaftserlebnis werden. Ganz wichtig, ob gekauft oder selbst gemacht: Den Glühwein auf keinen Fall über 80 Grad erhitzen und kochen – sonst verliert er seinen Alkoholgehalt.