Ingenieur Siegfried Rotthäuser über das von ihm kreierte Kleinheizelement in Glühbirnenform.

Stuttgart - Heizen mit Strom ist in Europa nicht verboten, konventionelle Leuchtmittel schon. Ingenieur Siegfried Rotthäuser (49) hat sich über diesen Verordnungswirrwarr der EU geärgert und ein Kleinheizelement in Glühbirnenform kreiert.

Herr Rotthäuser, der von Ihnen erfundene Heatball ist eine Miniheizung, die aussieht wie eine Glühbirne. Wo ist der Unterschied?

Der Unterschied liegt im Verwendungszweck. Der Heatball dient der Wärmeerzeugung. Die Leuchtwirkung während des Heizvorgangs ist nur ein technisch bedingter Nebeneffekt und stellt keinen Reklamationsgrund dar. Wir verstehen den Heatball als Aktionskunstwerk, als Protest gegen den Bürokratismus der EU.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Als im September 2009 die erste Stufe der Glühbirnen-Verordnung in Kraft getreten ist, haben wir uns darüber unheimlich geärgert. Hier wird Lobbyarbeit über die Köpfe der Verbraucher hinweg und unter dem Deckmantel des Umweltschutzes gemacht.

Wie läuft die Produktion?

Der Entwicklungsprozess hat etwa ein Jahr gedauert. Ich habe das zusammen mit meinem Schwager gemacht, der die entsprechenden Kontakte nach China hat. Der Heatball wird dort hergestellt. Alles ganz legal, mit jeder Menge Bescheinigungen und allem, was dazugehört. Das muss der EU natürlich ein Dorn im Auge sein, denn wir haben nicht einfach alte Bestände umgelabelt, sondern Ware neu produziert.

Was sagt die Kundschaft dazu?

Wir bekommen sehr viel positives Feedback. So schreiben uns zum Beispiel viele ältere Leute und sagen: super, ich kann jetzt wieder besser abends meine Zeitung lesen. Das ist viel schöner, viel gemütlicher. Das warme Licht, das wir als Urmenschen schon vom Lagerfeuer kannten, vermissen viele.

Das heißt, manche Kunden haben den Heatball als Lampe zweckentfremdet?

Das will ich doch wohl nicht hoffen! Aber verhindern können wir das natürlich nicht.

Sie nutzen eine Gesetzeslücke, wonach Heizen mit Strom erlaubt ist, Glühbirnen mit 100 oder 75 Watt aber verboten sind.

Ich weiß nicht, ob ich die nutze. Dahinter steckt jedenfalls kein Geschäftsinteresse. Wir haben auch nur eine kleine Stückzahl produziert. Die haben wir zu 1,69 Euro das Stück angeboten. Die Nachfrage war so groß, dass nun alle weg sind. Die Intention von Heatball ist eine Art Satire, elektrische Widerstandskunst. Wir zeigen, dass sich unsere Politiker um Nebenkriegsschauplätze kümmern. Wirklich wichtige Sachen wie die Abholzung der Regenwälder hingegen interessieren niemanden. Daher spenden wir 30 Cent von jedem verkauften Heatball für ein Regenwaldprojekt.

Im Moment kann man Heatball also gar nicht mehr kaufen?

Nein. Aber wir arbeiten an einer 2nd-Edition. Wie sich das Projekt Heatball weiterentwickelt, liegt nicht nur in unseren Händen. Wir werden für die Freiheit der Widerstandskunst kämpfen, soweit dies möglich und sinnvoll ist. Denn in erster Linie macht das Projekt viel Spaß, weil man Dinge einmal in einem anderen Licht sehen kann. Außerdem ist es eine schallende Ohrfeige für die Bürokratie in Brüssel. 

Haben Sie schon juristischen Ärger wegen Ihrer kleinen Satire bekommen?

Jein. Offiziellen Ärger noch nicht. Aber der WDR hat in Brüssel nachgefragt, was man dort vom Heatball hält. Nun werden wir von offizieller Seite beleuchtet, wegen der Produktsicherheit.

Falls der Heatball verboten werden sollte, können Sie ja den Cookball erfinden.

Was ist das?

Eine Kochplatte in Glühbirnenform. Ich war da als Kind meiner Zeit schon weit voraus und habe zur Freude meiner Mutter Salamischeiben auf der Birne meiner Schreibtischlampe geröstet.

Keine schlechte Idee, aber nicht ganz ungefährlich, ich werde das mit meinen Kindern mal testen, es könnte Spaß machen.

www.heatball.de