Roulette zählt zu den beliebtesten Spielarten im Kasino Foto: dpa

Neben Stuttgart, Baden-Baden und Konstanz - jetzt auch in Mannheim eine staatliche Spielbank?

Mannheim - Baden-Württembergs zweitgrößte Stadt könnte bald eine Spielbank bekommen. Die grün-rote Landesregierung prüft zurzeit in Mannheim den Bau eines vierten staatlichen Kasinos im Südwesten. Das bestätigte das Finanzministerium in Stuttgart. Auch der Geschäftsführer der Spielbankengesellschaft, Otto Wulferding, hält neben den Glücksspielhäusern Baden-Baden, Stuttgart und Konstanz einen weiteren Standort aus wirtschaftlichen Erwägungen für sinnvoll. Baden-Württemberg sei ein großes Bundesland, und gerade in der Rhein-Neckar-Region gebe es bereits zahlreiche gewerbliche Spielhallen, heißt es weiter.

Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) ist Feuer und Flamme für die Idee und stellt wirtschaftliche Argumente vor die Gefahren wachsender Spielsucht. Die möglichen Investitionen für ein ganz neues Zockermekka werden auf 15 bis 25 Millionen Euro geschätzt. Mannheim würde aus dem Gewinn eine geschätzte Abgabe von zwei bis drei Millionen Euro im Jahr in der leeren Haushaltskasse verbuchen.

Zudem könnte nach Meinung von Kurz illegales Glücksspiel eingedämmt werden. Erst vor wenigen Wochen hatte der Gemeinderat die Steuer auf Glücksspielautomaten erheblich erhöht, um die Spielsucht zu dämpfen, so die damalige Begründung. Sollte das Land den Standort Mannheim wählen, werde er dem Stadtparlament empfehlen, diese Chance zu nutzen, erklärt Kurz auf Anfrage. Nicht zuletzt sei ein Kasino ein wichtiger Arbeitgeber. Zwischen 150 und 200 neue Jobs würden geschaffen.

Internet als Konkurrenz

Gegenwind allerdings kommt von der FDP im Gemeinderat. Sie fürchtet um die Glaubwürdigkeit der Kommunalpolitik. „Von der einzudämmenden Spielsucht selbst ist offenbar keine Rede mehr“, erklärt die stellvertretende Fraktionschefin Elke Wormer. „Noch vor kurzem wurden die privaten Spielkasinos verteufelt – jetzt soll ein staatliches Spielkasino angesiedelt werden“, wundert sich die Liberale über die Kehrtwende des OB.

Finanziell allerdings könnte die Rechnung von Kurz mittelfristig aufgehen, denn Kasinos in Baden-Württemberg erleben momentan auch an den Pokertischen einen wahren Boom. Wer bisher an den – eigentlich verbotenen – Pokerrunden im Internet teilnehme, suche nun häufiger das echte Pokererlebnis, sagt Fachmann Wulferding. Dennoch bleiben das Internet und die Daddelautomaten größte Konkurrenten. Wurden 2005 in allen 74 deutschen Spielbanken noch rund 950 Millionen Euro eingesetzt, waren es zuletzt nur noch etwa 615 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum stieg der entsprechende Einsatz im Internet von knapp 200 Millionen Euro auf mehr als 550 Millionen Euro. Baden-Württemberg gehört hinsichtlich der Anzahl der Spielbanken zu den kleinen Bundesländern. Diese Bewertung ist allerdings relativ, da sich zwei der größten deutschen Spielbanken im Land befinden: Baden-Baden und Stuttgart.

Die Entscheidung, ob Mannheim ein Kasino erhält, könnte in diesem Monat fallen. Das kündigte Finanz-Staatssekretär und Aufsichtsratsvorsitzende der Spielbanken GmbH, Ingo Rust, an. Wenn „objektive Gründe dafür sprechen, machen wir es“, so der SPD-Politiker.