Er ist zurück: Aus heutiger Sicht würde ein „Itzy bitsy teenie-weenie Honolulu Strandbikini“ locker für einen Diskobesuch ausreichen. Foto: dpa

Die ARD senden eine Frontreportage vom Beckenrand in Böblingen. Die Badbetreiber kontern rührend. Verletzt wurde niemand.

Böblingen - Der Bundesgesundheitsminister arbeitet an Warnaufdrucken für Freibadkassen: „Baden gefährdet Ihre Gesundheit“. Seine Fachleute konferieren hektisch. Schließlich ist, auch wenn die Erkenntnis stets schmerzt, jeder Sommer endlich. Gleichzeitig ist der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags beauftragt zu ergründen, welche Schockbilder noch abschreckend genug, aber mit EU-Recht vereinbar wären. Von der Oppositionsbank aus nörgelt die FDP, es sei längst Allgemeingut, dass Freibadbesuche eine Gefahr für Leib und Leben bergen, selbst für versierte Schwimmer.

Dazu meldete sich jüngst die ARD-Reporterin Jenni Rieger mit einer Frontreportage aus dem Böblinger Freibad. Dort hatten eine Woche vor dem Dreh sieben Vollpfosten die statistische Erkenntnis erneuert, dass unter 7000 Badegästen schon mal sieben Vollpfosten zu finden sind. Die Polizei verwies sie des Bades. Riegers Kameramann filmte auf der Suche nach ähnlichen Gefahrenherden Jungs, die hintereinander die Rutsche hinunter schlitterten, und Mädels, die vom Sprungbrett hüpften. Verletzt wurde niemand.

Zu den Missständen verweigern die Badbetreiber jede Stellungnahme

In einem rührenden Versuch einer Gegenoffensive veröffentlichen die Verantwortlichen des Böblinger Freibads eine vorzeitige Saisonbilanz, ihre „Freibadtrends 2019“. Zu den Missständen verweigern sie jede Stellungnahme mit Ausnahme vielleicht für Menschen, denen Hammam-Tücher als ernste Bedrohung für die Nation gelten. Sie seien vermehrt zu beobachten, genauso wie rechteckige Sonnenbrillen. Dies ist folgerichtig, da immer mehr Menschen die Realität nur noch als solche anerkennen, wenn der rechteckige Bildschirm in ihrer Hand sie als Abbild spiegelt. Kulturhistorisch bedeutsam dürfte die Beobachtung sein, dass als „High-Waist-Bikini“ ein nostalgisches Bekleidungsstück aus den Sechzigern zurückkehrt, ein Bikini, der mehr Haut verdeckt als offenbart.

La Valente hat den Honolulu Strandbikini gestohlen

Aus heutiger Sicht würde die Stoffmenge auch locker für einen Diskobesuch ausreichen. Damals war die Bademode skandalträchtig. Menschen gehobenen Alters lässt sie sich mit dem Stichwort „Itzi Bitzi Teenie-Weenie Honolulu Strandbikini“ verbildlichen. Klingelt da was? Die Kollegin hat Caterina Valente gerufen. In Wahrheit schrieben Paul Vance und Lee Pockriss den Ohrwurm der Sechziger. La Valente hat ihn gestohlen und nur leidlich übersetzt, in Unkenntnis späterer, also aktueller Debatten über eine sprachliche Geringschätzung des weiblichen Geschlechts. Der Originaltext beschreibt die Not eines Mädchens, das es nicht wagt, derart anzüglich gekleidet die Umkleidekabine zu verlassen. Dieses Phänomen wird nur noch selten beobachtet.

Der Bundesgesundheitsminister hat trotzdem den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags beauftragt, mögliche Spätfolgen eines solchen Traumas für die weibliche Psyche zu ergründen. Der Vollständigkeit halber ist anzumerken, dass Vorgaben des Ministeriums Kosten von 42 Milliarden Euro verursachen – nur für Bürokratie, Warnhinweise nicht inbegriffen.