Frauen haben es nicht leicht, im öffentlichen Dienst die Karriereleiter hinauf zu klettern (hier bei einer früheren Kundgebung in Berlin). Foto: dpa

Von Gleichberechtigung der Frauen kann im öffentlichen Dienst noch nicht die Rede sein. Das geht bei der Leistungsbeurteilung los und zeigt sich erst recht auf der Karriereleiter. Grund zu handeln, stellt der Beamtenbund auf seiner Tagung in Köln fest.

Köln - Etwa 57 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind weiblich, konkret 2,7 Millionen – Tendenz steigend. Doch auf den Führungsebenen macht sich diese Mehrheit bisher weniger bemerkbar. So werden erst 35 Prozent aller Leitungsfunktionen in den obersten Bundesbehörden von Frauen besetzt. Und in den 424 größten öffentlichen Unternehmen stagniert deren Anteil in den Aufsichtsratsgremien bei unter 30 Prozent.

Laut dem Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung darauf verpflichtet, bis 2025 die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an den Leitungsfunktionen des öffentlichen Dienstes zu erreichen. Auch die Erfahrungen durch Kindererziehung und Pflege sollen dann bei Bewährungsaufstiegen berücksichtigt werden. Da bleibt noch einiges zu tun, bis der Staat eine Vorbildrolle für die freie Wirtschaft einnimmt, wie der Deutsche Beamtenbund (DBB) auf seiner Tagung in Köln festgestellt hat.

Für die Quote – um Frauen auf der Karriereleiter sichtbar zu machen

„Wir haben kein Regelungsproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“, sagte die Vorsitzende der DBB-Bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, unserer Zeitung. Demnach geben die Gesetze die richtige Richtung vor, doch mangelt es am entsprechenden Bewusstsein. Beispielsweise arbeiten etwa 47 Prozent aller weiblichen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Teilzeit – aber nur jeder zehnte Mann. Wildfeuer spricht von daher auch einer „Teilzeitfalle“, weil sich die Fehlzeiten aufgrund familiärer Pflichten nachteilig bei der Leistungsbeurteilung auswirkten. Diese sei bisher an durchgehenden Berufsbiografien orientiert. Untersuchungen auch in Baden-Württemberg beweisen es: Wer weniger Zeit im Büro verbringt, wird bei Beförderungen seltener berücksichtigt.

Um im Sinne des Koalitionsvertrags aus den Startlöchern zu kommen, müsse man neue Mechanismen schaffen, meint Wildfeuer. Denn geeignete Frauen gebe es. „Wir müssen sie stärker sichtbar machen“, sagt die Regierungsdirektorin. Insofern spricht sie sich einerseits für eine Quote auch in der Verwaltung aus – „ohne die wird es im öffentlichen Dienst nicht gehen“. Zugleich wirbt sie im Zuge des digitalen Wandels für mehr mobile Arbeitsformen und für die Teilbarkeit von Führungsaufgaben („Top-Sharing“).

„Führung in Teilzeit funktioniert“

„Natürlich funktioniert Führung in Teilzeit“, sagt die Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnnen, Jasmin Arbabian-Vogel, bei einer Podiumsrunde. Dies könne man in der freien Wirtschaft schon beobachten. Auch sie tritt für eine Quote ein, um weibliche Vorbilder zu schaffen. Ohne eine aktive Mitwirkung der Männer werde es aber nicht gehen – die Frauen müssten sie „zu Komplizen machen“.

Auch der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, wirbt für eine Bewusstseinsschärfung bei den Führungskräften. Zudem sollten die Beurteilungskriterien weniger einseitig zugunsten von Männern formuliert werden, sodass „Frauen bei der Bestenauslese nicht durch unsichtbare Dinge durch das Raster fallen“, wie der frühere Stuttgarter Finanzamtsleiter sagt. Ansonsten sei es wichtig, den jungen Frauen Mut zu machen, damit sie sich die Leitungsfunktion zutrauen. Wenn dieser Punkt erreicht sei, würden sie auch gute Führungskräfte.

Allerdings hat selbst der Beamtenbund ein Geschlechterproblem: Sieben der neun Kräfte in der Bundesleitung sind männlich – obwohl 32,4 Prozent der 1,32 Millionen DBB-Mitglieder Frauen sind. Doch da setzt Wildfeuer auf kleine Schritte statt der Brechstange. Der DBB habe sich da noch nicht positionieren müssen, sagt sie feinsinnig – und auf mehr Einsicht wartend.