Priester Assaf Cohen Foto: Lissy Kaufmann

Der barmherzige Samariter ist eine bekannte Figur der Bibel. Bis heute lebt seine winzige Religionsgruppe im Heiligen Land, die sich vor mehr als 2000 Jahren von den Juden abgespalten hat. Zwischen Tradition und Aufbruch kämpft sie ums Fortbestehen.

Tel Aviv - Der tiefe Gesang von Assaf Cohen hallt durch die Synagoge in Cholon, einem Vorort von Tel Aviv. Die kehligen Laute des Althebräischen, die er von sich gibt, ähneln dem Arabischen. In Socken steht der brummige Priester mit dem weißen Bart auf dem flauschigen Teppich, er trägt ein langes Gewand und eine rote Kopfbedeckung. Bankreihen gibt es nicht. „Alle Männer der Gemeinde kommen am Schabbat zum Gebet hierher“, sagt der Priester nach seiner Gesangseinlage voller Stolz. „Und alle sitzen hier auf dem Boden.“ Wie in einer Moschee. Ein Priester in einer Synagoge, die innen einer Moschee gleicht? Hier versammeln sich die Samaritaner, eine winzige Glaubensgruppe, bekannt aus dem Neuen Testament vom Gleichnis des barmherzigen Samariters.