Eine spiegelglatte Eisschicht auf Straßen und Gehwegen sorgt am Mittwochmorgen für zahlreiche Unfälle. Betroffen sind auch die Autobahnen – zum Dreieck Leonberg muss die Leonberger Feuerwehr fünfmal ausrücken. Auch in den Schulen startet der Tag turbulent.
Staus in den Städten und auf den Autobahnen, zahlreiche Unfälle, verspätete Schüler und eine enorme Menge Streusalz: Einsetzender Nieselregen war wegen niedriger Temperaturen zu einer spiegelglatten Eisschicht auf Straßen und Fußwegen gefroren, die am frühen Morgen für Chaos sorgte. Besonders betroffen: Das Dreieck Leonberg.
Verkehr Der Mittwochmorgen hielt die Leonberger Feuerwehr in Atem. Glatteis verwandelte die Straßen in gefährliche Rutschbahnen und sorgte bereits bis 10.30 Uhr für fünf Einsätze im Verkehr. Besonders dramatisch war die Lage am Leonberger Dreieck, dort gab es mehrere Verletzte. „So etwas wie heute hab ich in den letzten Jahren nicht mehr erlebt“, beschreibt ein Feuerwehrmann die Lage.
Das Polizeipräsidium in Ludwigsburg spricht von einer „außergewöhnlichen Einsatzlage“: Ab etwa 4.30 Uhr seien der Polizei nahezu im Minutentakt neue Verkehrsunfälle per Notruf gemeldet worden. Die Beamten waren im Dauereinsatz gewesen. „In der Spitze musste das Führungs- und Lagezentrum mehr als 200 Einsätze gleichzeitig koordinieren, davon rund 190 Unfälle im Zusammenhang mit Glatteis.“ Besonders betroffen war dabei der Landkreis Ludwigsburg.
Bis 12 Uhr Mittags registrierte das Polizeipräsidium 416 Unfälle. Der Sachschaden wird auf knapp zwei Millionen Euro geschätzt. 21 Personen erlitten leichte Verletzungen, zwei Menschen wurden schwer verletzt. 38 der 416 Unfälle ereigneten sich auf den Autobahnabschnitten im Gebiet des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. Betroffen war dabei auch das Leonberger Autobahndreieck massiv, hier staute sich der Verkehr bis weit in den Vormittag. Ein Unfall mit sieben Fahrzeugen zwischen Heimsheim und Pforzheim brachte den Verkehr auf der A8 zusätzlich ins Stocken. Bei Korntal-Münchingen krachten zwei Autos wegen der Glätte frontal aufeinander, dabei wurde ein Mensch leicht, ein weiterer schwer verletzt.
Schulbetrieb Mit reichlich Kulanz und Vorsicht ist man am Mittwochmorgen in den Schulbetrieb gestartet. Vielerorts kamen die Kinder und Lehrkräfte mit Verspätung an. Unterrichtsstunden ausfallen mussten aber nirgends. „Bei uns ist die Lage relativ normal“, berichtet Roman Peters, Schulleiter des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Leonberg. Viele der Kinder kommen aus dem Stadtgebiet und waren zu Fuß unterwegs. Die Pausen hatte man am JKG ebenso wie an anderen Schulen vorsichtshalber nach innen verlegt.
In Weil der Stadt wurde der Schulweg derweil zur besonderen Herausforderung, weil das dortige Johannes-Kepler-Gymnasium auf einer Anhöhe liegt. Eben jener Weg nach oben sei auch „das Problem“ gewesen, wie die stellvertretende Schulleiterin Claudia Winter-Baker sagt. Auf dem Schulhof hätten Bauhof und Hausmeister kräftig gestreut, „soweit es eben möglich war“.
Teilweise fror der Boden trotz Streuen gleich wieder fest. Zwei Kinder hätten sich auf dem Schulweg leicht verletzt. Von kleinen Prellungen und Schürfwunden berichtet auch der Gerlinger Realschulleiter Eiko Schwalbe. Davon abgesehen sei man glimpflich davongekommen. „Viele waren zu spät oder kamen erst zur dritten Stunde.“
Bahnhöfe Eine böse Überraschung erlebten viele, die am Mittwochmorgen in Leonberg mit der Bahn unterwegs waren. Vor den Bahnhöfen in der Kernstadt und in Höfingen war es an nicht überdachten Stellen spiegelglatt. Auch die Zufahrt zum Höfinger Bahnhof im Glemstal sei komplett vereist gewesen, berichtet Thorsten Kühner aus Höfingen, der um kurz nach 7 Uhr dort mit dem Auto unterwegs war. Er und weitere Betroffene entschlossen sich spontan zur Selbsthilfe. „Mit der Unterstützung einiger Nachbarn haben wir den Gehweg und dann die Straße abschnittsweise gestreut, um Bahnfahrgäste sicher von und zum Bahnhof zu bringen“, berichtet er. Zudem stellte er ein Warndreieck auf und sprach Autofahrer direkt an. So sei in der Zeit, in der er vor Ort war, kein Mensch und kein Auto zu Schaden gekommen. „Ohne uns wäre es womöglich nicht so glücklich ausgegangen.“
Während für die Zufahrten zu den Bahnhöfen die Stadt zuständig ist, kümmert sich um die Bahnsteige die Deutsche Bahn AG selbst. „Die Wettervorhersage mit Eisregen war bekannt und es wurde flächendeckend gestreut“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens unserer Zeitung. „Nachdem wir heute früh festgestellt haben, dass nicht alle Bahnhöfe wirkungsvoll abgestreut waren, ist weiteres Personal nochmals ausgerückt.“