Glasfaserkabel sollen in Stuttgart und der Region künftig flächendeckend schnelle Internetverbindungen ermöglichen. Foto: dpa

Die Telekom investiert 1,6 Milliarden Euro in den Glasfaserausbau. Die Konkurrenten der Telekom bezweifeln, dass sie Zugriff auf das neue Glasfasernetz erhalten werden.

Stuttgart. - Die Telekom wirbt um Vertrauen in ihre Glaubwürdigkeit. Als Reaktion auf die in unserer Zeitung geäußerte die Kritik von Vertretern kommunaler Stadtwerke, die die Absichtserklärung zum Ausbau des Glasfaser- und Mobilfunknetzes für schnelles Internet in der Region Stuttgart als „supergemachten Werbe-Gag“ bezeichnet hatten, erneuerte der Vorstandsbeauftragte für Breitbandkooperation, Johannes Pruchnow, das Versprechen der Telekom, der Konzern werde „mit allen Carriern, Stadtwerken, Kommunen und Bürgern, die ihr in der Region die Hand reichen, eng zusammenarbeiten“. Alle Beteiligten säßen „im selben Boot mit demselben Ziel: Schnell die Region ans Gigabitnetz anschließen“.

Investition von 1,6 Milliarden Euro

Zwar sei ihm bewusst, dass die Kooperationserklärung zwischen der Telekom und der Region Stuttgart mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro „für einige überraschend“ komme. Wenn der Konzern aber nun „im Rahmen des Partnerschaftsmodells unseren kooperativen Eigenausbau massiv vorantreibt, ist es an vielen Stellen nicht notwendig, dass die Städte und Kommunen den Netzausbau im geförderten Breitbandausbau eigenständig ausbauen“. Privatwirtschaftlicher Ausbau solle „vor gefördertem Ausbau stehen“, sagte Pruchnow. Außerdem stelle die Telekom den Netzzugang auch Dritten zur Verfügung. Die Vorgabe des sogenannten Open Access werde erfüllt: „So entsteht Angebotsvielfalt“, sagte Pruchnow.

Genau dies bezweifeln führende Vertreter von kommunalen Stadtwerken. „Wir hatten seit 2010 versucht, dass die Telekom auf unserem Open-Access-Netz ihre Dienste anbietet, weil wir Wettbewerb und Wahlfreiheit auf unserem Netz zugunsten der Kunden wollten. Die Telekom hat dies immer abgelehnt, ohne dass wir je über Preise geredet hätten“, betonte der Chef der Sindelfinger Stadtwerke, Karl-Peter Hoffmann, auf Nachfrage. Seines Wissens nach „bietet die Telekom auf keinem ihrer Glasfasernetze Open Access an“.

„Telekom verteidigt Monopol“

Ganz ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen, Tobias Bringmann, auf Twitter. „Bislang hat die Telekom nicht zu erkennen gegeben, dass sie mit kommunalen Akteuren an einem Strang zu ziehen bereit ist. Sie verteidigt ihr Monopol mit allen Mitteln. Zu viele Fragen sind ungeklärt, ob nicht Kommunen mit eigener Glasfaser der große Verlierer sein sollen“, schrieb Bringmann bereits unmittelbar nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung. Die Telekom und die 179 Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart wollen bis 2030 alle Unternehmen und 90 Prozent der Haushalte mit schnellem Internet versorgen.