Es gibt viele Wege, Überweisungen zu tätigen: Über das Internet (wie hier im Bild), das Telefon oder die Filiale Foto: dpa

Minizinsen lassen nicht nur die Sparguthaben der Verbraucher schmelzen. Auch die Erträge der Banken geraten unter Druck. Sie suchen nach neuen Einnahmequellen und drehen an der Gebührenschraube.

Stuttgart - Der Brief seiner Sparkasse hat Otto S. ziemlich in Fahrt gebracht. Die Kreissparkasse Ludwigsburg teilt ihm darin mit, dass sich die Jahresgebühr für seine Kreditkarte Gold von 50 auf 72 Euro erhöht. „Als Rentner trifft mich das besonders“, sagt Otto S. und zeigt wenig Verständnis für den Schritt. So ähnlich geht es auch Klaus M., der mehrere Seiten mit Änderungen im Preis- und Leistungsverhältnis der Volksbank Konstanz-Radolfzell-Steisslingen in den Händen hält. Diverse rote Stellen im Text markieren, was alles teurer wird. Um wie viel sich der Preis verändert, lässt sich nicht nachvollziehen. Doch die Preise lassen Klaus M. aufhorchen. Fünf Euro werden fällig, wenn ein Kunde ein Duplikat seines Kontoausdrucks möchte, 20 Euro, wenn er ein Duplikat einer Umsatzaufstellung verlangt. „Ganz schön happig“, findet er.

Was die Postbank jetzt ankündigt, haben andere Banken schon seit geraumer Zeit vollzogen. Nur nicht so im Scheinwerferlicht. Von 1. April an verlangt die Deutsche-Bank-Tochter von Kunden, die eine Überweisung auf Papier einreichen, 99 Cent. Der Sturm der Entrüstung scheint groß. Eher unbemerkt verlangt die Volksbank Stuttgart seit Jahren schon von Online-Kunden, die einen Papier-Überweisungsbeleg einreichen – also eine Dienstleistung in der Filiale in Anspruch nehmen – 1,50 Euro.

Allen Geldhäusern ist gemein, dass sie mit steigenden Kosten zu kämpfen haben. Schuld sind die Minizinsen, die nicht zulassen, dass die Banken mit den Geldeingängen der Kunden kostendeckend arbeiten. Seit vergangenem Jahr verlangt zudem die Europäische Zentralbank (EZB) Strafzinsen für kurzfristige Einlagen der Banken. Hinzu kommen steigende Anforderungen durch die Bankenaufsicht.

Isabel Kurz, Sprecherin der Kreissparkasse Ludwigsburg, verweist darauf, dass die Gebühren bei der Kreditkarte Gold, die Versicherungsleistungen für Reisen einschließt, zuletzt 1989 erhöht wurden. Seither hätten sich die Versicherungsleistungen für die Kunden erhöht, gleichzeitig seien aber die Regulierungskosten durch den EU-Gesetzgeber gestiegen. „Es ist uns nicht mehr möglich, die Kostensteigerungen über höhere Kartenumsätze zu kompensieren.“

„Die Kreditinstitute verdienen wegen der Niedrigzinsen derzeit mit Guthaben auf Girokonten kein Geld“, sagt Max Herbst von der Finanzberatung FMH. Die Folge: Die Geldhäuser erhöhten in kleinen Schritten die Gebühren an den verschiedensten Stellen.

Und das sehr geschickt, wie Horst Biallo vom gleichnamigen Finanzportal beobachtet. Die Geldhäuser tarnen die Preiserhöhung, „indem sie den Kunden beispielsweise geänderte Geschäftsbedingungen zusenden, ohne auf die Unterschiede zu den alten hinzuweisen“, sagt Biallo. Die Kunden schlucken die neuen Gebühren einfach, so seine Erfahrung. „In der Girokontenabrechnung zum Ende des Quartals sind die Kosten nicht einzeln aufgeführt, so dass der Kunde sich vielleicht über die höheren Kosten wundert, sich diese aber nicht erklären kann.“

Grundsätzlich sind die Gebühren bei Girokonten schwer vergleichbar. Banken haben oft drei, vier verschiedene Modelle im Angebot mit ganz unterschiedlichen Preisen. Klar ist für Branchenkenner, dass überall dort eine Preiserhöhung droht, wo noch Hand angelegt wird. Die Banken suchen nach Einnahmequellen, heißt es.

Das kostenlose Girokonto wurde kürzlich vom baden-württembergischen Sparkassenpräsidenten Peter Schneider heftig kritisiert. „Welches Geschäftsmodell lebt vom Verschenken seiner Produkte?“, fragte er. Wettbewerber, die das täten, würden an Stellschrauben drehen, wo Kunden es nicht merkten. Die Chefin der Finanzaufsicht Bafin, Elke König, gibt Banken und Sparkassen Rückendeckung: „Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich Kunden freuen, wirtschaftlicher Logik entsprechen sie nicht.“ Die Bafin-Chefin rät den Kreditinstituten, für ihre Dienstleistungen angemessene Preise zu verlangen. Die Kunden dürften das nicht so sehen.