Klaus Schwab, der Präsident des Forums, will bei dem Treffen in Davos eine „gemeinsame Basis“ mit US-Präsident Donald Trump finden. Foto: dpa

Der angekündigte Besuch von US-Präsident Donald Trump wertet den Manager- und Politikergipfels in Davos auf, stellt die Organisatoren aber auch vor einige Herausforderungen.

Genf - In der Zentrale des Weltwirtschaftsforums (WEF) am Ufer des Genfer Sees versuchen sie den Ball flach zu halten. Ein „Trump-Effekt“ sei nicht zu beobachten, erklärte ein Sprecher. Schon vor der Ankündigung des US-Präsidenten, nächste Woche nach Davos zu reisen, hätten sich 60 Staats- und Regierungschefs angemeldet – ein Rekord. Trotzdem dürfte die Anwesenheit Donald Trumps einiges ändern.

Zum 48. Mal findet das jährliche Treffen der Wirtschafts- und Politikelite im Schweizer Ski-Ort Davos statt. Es ist der wohl größte derartige Kongress weltweit. Mittlerweile erwarte er 70 Staats- und Regierungschefs, sagte WEF-Präsident Klaus Schwab am Dienstag. Bundeskanzlerin Angela Merkel überlegt noch, ob sie nächste Woche in die Schweiz reist.

Klaus Schwab, der Präsident des Forums, will eine „gemeinsame Basis“ mit Trump finden

„Gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt“ lautet das Motto der Veranstaltung. Das ist ein Reflex auf den Schock, den die Wahl Donald Trumps bei den Befürwortern der Globalisierung, die sich in Davos treffen, auslöste. Und ein Ausdruck der Hoffnung, dass sich der US-Präsident an die Regeln der internationalen Zusammenarbeit halten möge. Ob Trump dieser Hoffnung in seiner Rede am Freitag kommender Woche entspricht, steht indes in den Sternen.

Schwab neigt wohl dazu, schon den Besuch an sich als Zeichen der Konzilianz zu werten. Durch Gespräche vermutet er eine „gemeinsame Basis“ mit Trump zu finden. Schwab lässt erkennen, dass er nicht alles falsch findet, was Trump sagt. Die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte habe tatsächlich dazu geführt, dass Industriearbeiter, beispielsweise in den USA, ihre Jobs verloren. Aber man müsse die „positiven Effekte der Globalisierung“ beibehalten, mahnt der WEF-Chef. Das dürfte eine Anspielung unter anderem darauf sein, dass die USA unter Trumps Führung aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen wollen.

Die Europäische Union wird mit zahlreichen Spitzenpolitikern vertreten sein

Seit Trumps überraschender Besuchsankündigung steht das WEF jedenfalls kopf. Einerseits freut man sich über die Aufwertung der Veranstaltung. Andererseits muss man eine Vielzahl von Problemen lösen – beispielsweise Hunderte Sicherheitsleute, Diplomaten und Assistenten in Trumps Gefolge im ohnehin überfüllten Davos unterbringen.

Die Europäische Union wird mit zahlreichen Spitzenpolitikern vertreten sein. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will ebenso erscheinen wie Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni, die britische Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker. Aus Amerika kommen unter anderem die Staats- und Regierungschefs von Argentinien, Brasilien und Kanada. Zehn ihrer Kollegen aus Afrika und neun aus dem Nahen und Mittleren Osten reisen in die Berge des Kantons Graubünden. Ein Drittel der über 3000 Teilnehmer des Forums kommen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, so Schwab.

Die Digitalisierung zählt zu den großen Themen des Treffens

Zu den großen Themen der Veranstaltung gehört die Digitalisierung. Dabei geht es darum, wie sich bestehende Unternehmen und Arbeitsplätze verändern, wie viele Jobs wegfallen und wo Ersatz entsteht. In einigen der insgesamt über 400 geplanten Vorträge, Seminare und Podiumsdiskussionen werden die Teilnehmer über neue Formen der sozialen Sicherung diskutieren. Die Vertreter von Facebook, Google und anderen Internetkonzernen aus den USA müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie nicht inzwischen zu viel Macht angehäuft haben.

Seinen Charme bezieht das Treffen daraus, dass im Kongresszentrum von Davos Hunderte Vorstandsvorsitzende, Spitzenmanager, Politiker und Wissenschaftler gleichzeitig anwesend und ansprechbar sind. Manchmal herrscht die Atmosphäre eines kollektiven Bildungsurlaubs der Weltelite. Und ein bisschen Kultur gibt es auch. Die Schauspielerin Cate Blanchett erhält den Preis des Forums für ihren Einsatz für Flüchtlinge, der Sänger Elton John für sein Engagement in Sachen Aids.