Für einen echten Neustart sind die Resultate des Gipfels von Donald Trump und Wladimir Putin zu dürftig. Immerhin wurden aber neue Rüstungskontrollgespräche ins Auge gefasst, meint unser Kommentator Michael Weißenborn.
Stuttgart/Helsinki - Allein die Tatsache des ersten Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin wird von beiden Seiten schon als Erfolg gewertet. Vor allem Trump betonte, wie sehr ihm an verbesserten Beziehungen mit Russland gelegen sei. „Mit Russland auszukommen ist eine gute Sache, keine schlechte“, wiederholte er sich am Montag. Das klingt erst einmal gut. Doch die skeptische Frage bleibt: Wozu und zu welchem Preis?
Für einen „Neustart“ sind die Resultate des Treffens zu dürftig. Dafür wiegt der Ballast aus den Spannungen der Vergangenheit zu schwer: das brutale Vorgehen Russlands in Syrien und der Ukraine oder die russische Einmischung in den US-Wahlkampf 2016. Dass Trump bei Letzterem Putins Beteuerungen öffentlich mehr glaubt als den US- Geheimdiensten, wirkt befremdlich. Immerhin: Die neuen Gespräche zur atomaren Rüstungskontrolle sind willkommen.
Test the West
Putin kann das Treffen mit Trump in jedem Fall als Erfolg verbuchen, hat er doch die neue Stärke seines Landes in der Welt demonstriert. Auch wenn sich in Russland die Stimmen mehren, die eher bessere Lebensverhältnisse daheim fordern. Trump kann für sich in Anspruch nehmen, den Dialog zwischen beiden Nuklearmächten wieder in Gang gebracht zu haben. Es liegt auch im Interesse der USA, Kommunikationskanäle wiederzueröffnen, um das Risiko von Fehleinschätzungen zu minimieren.
Der Test für den Westen aber bleibt: Russland unter Putin will das Bündnis auseinanderdividieren und die Machtverteilung zugunsten Russlands verändern. Dabei scheint ihm beinahe jedes Mittel recht – unterhalb der Schwelle einer direkten militärischen Auseinandersetzung. Raufen sich Europa und die USA da wieder zusammen?
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