Ex-VfB-Stürmer Giovane Elber über VfB-Manager Bobic, Trainer Labbadia und die Präsidentenwahl.
Stuttgart - Er lebt zwar wieder in Brasilien, für die Bundesliga interessiert sich Giovane Elber aber immer noch - besonders für den VfB, den er auf einem guten Weg sieht. Vor allem, dass die Roten jetzt wieder verstärkt auf die eigene Jugend setzen wollen, gefällt dem Torjäger a.D.
Herr Elber, schön Sie in Ihrer alten Heimat zu sehen. Was bringt Sie nach Deutschland?
Meine Stiftung. Wir kümmern uns um Straßenkinder in meiner Heimat Brasilien. Das ist mir eine absolute Herzensangelegenheit. Wir haben hier für die Kinder großzügige Spenden entgegengenommen - dafür kom-me ich natürlich besonders gerne vorbei.
Sie leben aber mit Ihrer Familie in Brasilien.
Genau, seit 2006 leben wir wieder in meiner Heimatstadt Londrina. Aber ich bin noch oft in Deutschland, etwa alle zwei Monate.
Das heißt, Sie haben die Bundesliga noch fest im Blick?
Klar verfolge ich die Bundesliga. Auch in Brasilien werden viele Spiele live übertragen. In der vergangenen Saison vor allem die von Dortmund, aber auch von den anderen Partien kann man alle Tore sehen.
Dann haben Sie mitbekommen, dass es bei Ihren Ex-Clubs nicht so gut lief in der vergangenen Saison?
Ja, und ich war überrascht. Ich dachte, dass es schwer wird für Bayern wegen der kurzen Vorbereitung nach der WM. Aber dass es so schwer wird, habe ich nicht erwartet.
Dem VfB erging es noch viel schlechter.
Der VfB hat mir große Sorgen gemacht. Als er so lange nicht unten rausgekommen ist, hatte ich echt Angst, dass er es nicht schafft. Aber Gott sei Dank hat es ja noch geklappt.
Warum hatten die Roten so große Probleme?
Weil wichtige Spieler gegangen sind. Dazu kam, dass die Neuen nicht richtig eingeschlagen haben. Der Verein hatte wenig Geld zur Verfügung und musste ausprobieren. Aber ich bin sicher, dass es in der jetzt anstehenden neuen Saison besser wird.
Was macht Sie so sicher?
Ich habe meinen Besuch auch genutzt, um beim Training zuzuschauen.
Und was haben Sie dort gesehen?
Mir hat gefallen, dass viele junge Spieler aus der eigenen Jugend dabei waren. Und dann fiel mir noch ein Japaner auf. (Lacht.) Er heißt Kawasaki - oder so ähnlich.
Shinji Okazaki.
Ja, genau. Der hat mir gut gefallen.
Den hat Ihr alter Freund und Kollege Fredi Bobic nach Stuttgart geholt. Er hat es nicht leicht gehabt als Manager.
Das ist wahr. Als er kam, konnte er nicht mehr viel ausrichten. Und dann begann gleich diese schwere Zeit. Ich wollte ihn oft anrufen, aber habe dann gewartet, weil ich dachte, dass er sicher anderes zu tun hat.
Wie macht er seinen Job?
Fredi hat in Bulgarien und im ersten Jahr als Manager beim VfB viel gelernt. Und eines kann ich mit Sicherheit sagen: Er ist in Gedanken immer beim Verein. Wir waren gemeinsam essen, und dabei war der VfB ständig in seinem Kopf. Ich denke, er weiß genau, wo es lang geht.
Gilt das auch für die anderen Köpfe in der Vereinsführung? Vor der Präsidentenwahl herrschte ein ordentliches Hickhack.
Es gibt immer viel Hektik, wenn es um solche Entscheidungen geht. Allgemein kommt es beim Präsidenten vor allem auf wirtschaftliche Kompetenz an, ins Sportliche sollte sich der Vorstand nicht so viel einmischen. Das ist ja oft das Problem.
Fredi Bobic ist wieder bei den Roten. Könnten Sie sich auch vorstellen, wieder für den VfB zu arbeiten, vielleicht als Scout?
(Lacht.) Es ist nicht so, dass ich das wegen Fredi einfach machen würde. Es müsste schon alles passen. Aber wer weiß, es kann schon sein, dass das mal kommt. Fredi hat ja meine Nummer, wenn der VfB mich braucht, bin ich Tag und Nacht erreichbar.
Dann würde nur noch Krassimir Balakov als Trainer fehlen - und das magische Dreieck wäre wieder perfekt.
(Lacht.) Das wäre es, ja. Aber im Ernst: Bei Trainern zählen zwar nur Ergebnisse, und alles kann schnell gehen. Aber Bruno Labbadia macht einen tollen Job. Er ist in der schwierigen Situation ruhig geblieben und hat es geschafft, die Sache noch zu drehen. Ich glaube, der VfB ist auf einem guten Weg.
Und der FC Bayern? Auch ihr zweiter deutscher Ex-Club hat eine harte Zeit hinter sich.
Ich dachte zwar schon vor der letzten Saison, dass es nicht einfach wird, aber dass es so schwer wird, habe ich nicht erwartet. Wegen der WM gab es nur eine kurze Vorbereitung, dazu kamen noch Verletzungen...
...und dann hat der Verein auch noch zu lange an Trainer Louis van Gaal festgehalten.
Ich glaube nicht, dass dies das Problem war. Van Gaal war zuvor ja sehr erfolgreich, hat beinahe das Triple geholt. Da ist es doch normal, dass der Trainer bleibt. Problematischer war wahrscheinlich, dass keine neuen Spieler geholt wurden.
Nun wurde kräftig eingekauft, und Jupp Heynckes kommt zurück. Eine gute Entscheidung?
Ich denke schon. Jupp kennt den Verein gut, er weiß, wie man mit Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge arbeiten muss. Das war wahrscheinlich auch ein Problem für van Gaal. Als FCB-Coach muss man die beiden anhören. Aber die Entscheidungen muss dann dennoch der Trainer treffen.
Er hatte sich zunächst gegen Mario Gomez entschieden, der frühere VfB-Stürmer belehrte ihn dann eines Besseren. Hat Mario Gomez auch Sie überzeugt?
In seinem ersten Jahr hatte er es zunächst sehr schwer. Aber ich wusste, dass er was drauf hat und nicht alles verlernt haben kann beim Wechsel nach München. Dies hat er dann ja auch eindrücklich gezeigt.
Seinen Sturmkollegen Miroslav Klose dagegen hat der Verein dagegen ziehen lassen.
Ich glaube, dass das vor allem Kloses Entscheidung war und der Verein ihn behalten hätte. Aber ich kann ihn verstehen: Wer nicht mehr spielt, der hat keinen Spaß mehr.
Viele Experten sagen, der FC Bayern sei zu sehr abhängig von Ribéry und Robben. Sehen sie das auch so?
Ja. Die beiden sind schon sehr wichtig. Ist einer verletzt oder gesperrt, merkt man das dem Spielaufbau sofort an. Das sollte nicht passieren. Die Mannschaft muss als Ganzes funktionieren. Nur so kommt der Erfolg.
International hat der FCB zuletzt 2001 mit dem Sieg in der Champions League etwas gerissen. Sie waren dabei. Was war anders?
Genau das, was ich eben sagte: Andere Mannschaften hatten vielleicht bessere Spieler, aber wir haben als Team funktioniert. So muss der FCB auftreten: spielerisch zeigen, wofür der Club steht. So bekommen andere Mannschaften auch wieder Respekt vor den Bayern. Der ging in den letzten Jahren ein bisschen verloren.