Ginger Baker 2013 bei einem Auftritt mit der Jazz Confusion Band im Yoshi’s Jazz Club in Oakland Foto: dpa/Jerome Brunet

Er war mal der berühmteste Rock-Drummer der Welt – und galt als der menschlich schwierigste. Nun wird Ginger Baker achtzig Jahre alt: Zeit, ein großes Werk zu überblicken. Wir haben ein paar Einsteigertipps.

Stuttgart - Mochte auch mancher Rocker denken, das Schlagzeug sei eine Takthilfe für Gitarrenstars, der Brite Edward „Ginger“ Baker, der am 19. August vor 80 Jahren geboren wurde, wusste, dass er den Ursprung aller Musikinstrumente unter den Händen hielt. Als Baker mit Jack Bruce und Eric Clapton 1966 die Superrockband Cream gründete, kochte und brodelte es schon in ihm, war ihm klar, dass viele Fans und manche Musiker seine Ideen von Polyrhythmik und Melodieführung über Becken, Snares, Toms und Hi-Hats nie begreifen würden.

Wie zum Hohn spielt der legendär Reizbare darum auch zwei Basstrommeln, als müsse er die Machtgesten der Gitarristen mit ihren Verstärkertürmen kontern. Aber Baker war auch in seinen drogensatten Zeiten kein Krawallbluffer. Gelernt hat er von Jazzern, in den Siebzigern ging er nach Afrika und gründete dort ein Studio: Vielen jüngeren Kollegen hat das die Ohren weit geöffnet. Er selbst war zeitweise so gefrustet von Musikgeschäft, dass er eine Schauspielerkarriere anstrebte. Dass daraus nicht viel wurde, hat zu vielen schönen Aufnahmen geführt. Wir geben fünf Hörtipps zum Kennenlernen.

„Sunshine of your Love“ mit Cream, 1967

Die Band Cream wollte die Rockmusik in neue Sphären katapultieren – durch die Zusammenarbeit dreier extrem kreativer Virtuosen. Allerdings prallten die Egos hart aufeinander, die Band löste sich wieder auf.

„What a Day“ mit Ginger Baker’s Air Force, 1970

Dass Ginger Baker seine eigenen Band, die Rock-Grenzen überschritt, als Air Force, als Luftwaffe also, bezeichnete, darf man auch auf Hinweis auf latenten Aggressionen deuten. Aber die Kriegserklärung an allzu einfältige Musik wurde dann nicht verbissen, sondern ein vielfältiges Happening.

„That’s alright, Mama“ mit Energy, 1980

Ginger Baker speilet immer mal wieder in Formationen, die es nie ins Aufnahmestudio schafften. Energy ist eine davon, eine Band, die nur für eine kurze Tournee zusammenhielt.

“Imabar“ mit der Ginger Baker Band, 1991

Ginger Bakers Interesse an afrikanischer Musik war immer etwas ganz anderes als die im Pop nicht seltene Suche nach exotischem Zierrat für die eigene Musik. Er behandelt Afrikas Musik als Kraftquelle, Inspiration und Lehrstuhl: Im Zusammenspiel mit afrikanischen Musikern wirkt Baker oft besser gelaunt als in Rockbands.

Ginger Baker mit Stewart Copeland,

Es gibt viele Videos von Baker mit anderen Musikern, und immer ist eine gewisse Wachsamkeit zu spüren: Keiner will den Zorn des Meisters provozieren.