Johanna Schober war 46 Jahre alt, als sie ihr Talent als Autorin entdeckte. Foto: Horst Rudel

Völlig unverhofft ist Johanna Schober einst zum Bücherschreiben gekommen. Mittlerweile hat sie drei Kinderbücher und zwei Märchenbücher für Erwachsene veröffentlicht.

Salach - Johanna Schober erinnert sich gut an den Anfang. Im Jahr 2006 ist es gewesen, in den trüben Monaten vor dem Sommermärchen, das die Fußball-Nationalelf den Deutschen bescherte. Sie war 46 Jahre alt, stand mit beiden Beinen im Leben und beschloss dem in jenem Frühjahr allgemein herrschenden Stimmungstief zum Trotz: „Ich schreibe ein Buch.“ Inzwischen sind fünf daraus geworden, drei Kinderbücher und zwei Märchenbücher für Erwachsene, und die Autorin aus Gingen ist für Lesungen sehr gefragt. „Das ist mein größter Lohn, wenn jemand sagt, das hat mir geholfen und Mut gemacht“, sagt sie.

Besonders naheliegend sei die Idee, ein Buch zu schreiben, nicht gewesen, merkt Johanna Schober selbstkritisch an. „Ich bin im gehobenen Verwaltungsdienst tätig, ich arbeite im Führungsteam des evangelischen Krankenpflegevereins.“ Entsprechend erstaunt reagierten Freunde und Bekannte auf ihr Ansinnen. „Ein Buch? Ja, meinsch?“, schallte es ihr mehr als einmal entgegen. Doch sie ließ sich davon genauso wenig beirren wie von der Möglichkeit des Scheiterns, getreu ihres Credos. „Es ist nicht schlimm, keinen Erfolg zu haben, am schlimmsten ist es, wenn man etwas, das einem am Herzen liegt, nicht wagt.“ Außerdem fand sie, dass sie eine Botschaft habe. Sie wollte Geschichten schreiben, die trösten und Mut machen. „Ich fand, dass alles gar nicht so schlimm ist, und wollte das auch mitteilen.“

Schwierige Suche nach einem Verlag

Also erschuf sie den kleinen Engel Sebastian, der auf der Suche nach seinem Freund auf die Erde fällt und dort die Farben der Liebe entdeckt. Beim Schreiben staunte sie über sich selbst. „Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Fantasie habe“, sagt sie. Da sie keine halben Sachen mag, dachte sie keine Sekunde daran, das Manuskript in der Schublade verschwinden zu lassen. Sie wollte es veröffentlichen, unbedingt. „Die Suche nach einem Verlag war schwierig“, erzählt sie. Schließlich fand sie quasi vor ihrer Haustür eine Verlegerin: Manuela Kinzel aus Göppingen-Hohenstaufen erklärte sich bereit, die Geschichte des kleinen Engels zu veröffentlichen, versuchsweise erst einmal als zwölf auf zwölf Zentimeter großes geklammertes Heftchen.

Fehlte nur noch ein Illustrator. Johanna Schober fragte Stefan Renner, den damaligen Kunsterzieher ihres Sohnes am Geislinger Michelberg-Gymnasium, ob er ihr weiterhelfen könne. Der erklärte spontan, dass er Lust habe, das selbst zu machen. Seine warmherzigen Zeichnungen zieren nun alle Bücher der Gingener Autorin.

Gern gesehener Gast in Grundschulen

Das Heftchen schlug ein. Johanna Schober war fortan ein gern gesehener Gast an Grundschulen. Das freut sie besonders, weil sie am liebsten Lehrerin geworden wäre. „Jetzt darf ich mit meinen Geschichten in die Schule gehen und den Kindern den Rücken stärken“, sagt sie. Sie nimmt zu diesen Terminen grundsätzlich ihre vollgekritzelten Manuskripte mit – um den Mädchen und Jungen zu zeigen, dass da „ganz viele Fehler drin“ sind und dass trotzdem etwa daraus geworden ist.

Eine große Leserschaft haben auch ihre Märchen für Erwachsene gefunden. 2009 erschien „Hüterin der Muster“ und Ende des vergangenen Jahres „Hüterin der Märchen“. Den Erfolg ihrer Bücher erklärt sich Johanna Schober damit, dass sich die Menschen in ihnen wiederfänden. Im Moment sortiert sie ihre Manuskripte, und wenn sie noch nicht angefangen hat, eine neue Geschichte zu schreiben, macht sie das vielleicht schon heute. Ideen hat sie genug.