Mitte des Jahres könnten in Baden-Württemberg die ersten Lang-Lkw rollen Foto: dpa

Daimler und das baden-württembergische Verkehrsministerium haben sich vergangene Woche auf die Teilnahme am bundesweiten Feldversuch Lang-Lkw verständigt. Jetzt stehen auch die Spediteure in den Startlöchern. „Wir gehen davon aus, dass sich unter diesen Bedingungen neben Daimler weitere fünf Unternehmen im Land mit etwa 25 Lang-Lkw am Versuch beteiligen werden“, heißt es gegenüber den Stuttgarter Nachrichten.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler und das baden-württembergische Verkehrsministerium haben sich vergangene Woche auf die Teilnahme am bundesweiten Feldversuch Lang-Lkw verständigt. Jetzt stehen auch die Spediteure in den Startlöchern. „Wir gehen davon aus, dass sich unter diesen Bedingungen neben Daimler weitere fünf Unternehmen im Land mit etwa 25 Lang-Lkw am Versuch beteiligen werden“, sagte Andrea Marongiu, Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik (VSL), unserer Zeitung.

Der Verband begrüßte grundsätzlich die Entscheidung des Verkehrsministeriums, kritisierte aber die Beschränkung auf nur drei Autobahnabschnitte. „Dabei handelt es sich um Strecken, die nicht für alle geeignet sind – wir fordern daher die Freigabe aller Autobahnen“, sagte Marongiu. Der VSL setzt sich wie Daimler bereits seit Jahren für den Einsatz der rund 25 Meter langen Lkw ein. Unter den Mitgliedern gebe es aber auch kritische Stimmen, so Marongiu.

Es werde etwa befürchtet, dass Kunden versuchen könnten, den Preis zu drücken, da der XXL-Laster mehr Stücke pro Fahrt befördere. Für viele komme ein Einsatz auch deshalb nicht infrage, weil Investitionen etwa in spezielle Achsen erforderlich seien. Marongiu betonte zudem, dass der Lang-Lkw nur ein Baustein zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Straßengüterverkehrs sein könne. „Das Stauproblem löst der Lang-Lkw nicht.“

Kern der Einigung zwischen Daimler und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist die Teilnahme am bundesweiten Feldversuch Lang-Lkw. 350 Kilometer auf der A 5 (von Karlsruhe Mitte bis Rastatt), der A 8 (von Ulm bis Kreuz Karlsruhe) und A 81 (nahe Würzburg bis Herrenberg) sollen dafür beim Bundesverkehrsministerium für die Aufnahme in den Test beantragt werden. „Wir wollen die Strecken bis Mitte April melden“, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums unserer Zeitung. Experten gehen davon aus, dass Daimler und die anderen Speditionen damit bereits Mitte des Jahres die ersten Lang-Lkw auf die Straße schicken könnten.

Mit den jetzt freigegebenen Strecken kann Daimler etwa ein Drittel der ursprünglich gewünschten Fahrten aufnehmen. Damit sollen vorrangig die Werke in Sindelfingen und Rastatt bedient werden. Der Autobauer rechnet damit, dass sich mit dem Einsatz der Langlaster etwa 1000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen lassen. Daimler-Nutzfahrzeugchef Wolfgang Bernhard kritisierte aber: „Über 8000 Lkw-Fahrten, zwei Millionen gefahrene Kilometer und 2000 Tonnen CO2 in Baden-Württemberg bleiben im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke.“

An dem bundesweiten Feldversuch, der im Jahr 2012 startete und bis 2016 dauern soll, nehmen aktuell 42 Unternehmen mit 113 XXL-Laster teil. Diese sind bis zu 6,50 Meter länger als normale Lkw. Die Bundesanstalt für Straßenwesen, die den Feldversuch wissenschaftlich begleitet, hat bisher keine Erkenntnisse zu negativen Auswirkungen der Lang-Lkw – etwa auf die Sicherheit des Verkehrs oder auf Infrastruktur wie Brücken und Straßen.

In Baden-Württemberg soll es trotzdem eine zusätzliche Studie geben. Dies ist Teil des Deals zwischen Daimler und Verkehrsministerium. „Ich freue mich, dass nun auf wissenschaftlicher Basis geklärt wird, ob Lang-Lkw wirklich Klimaschutzvorteile haben“, sagte Hermann. Wie die Kosten für die Untersuchung verteilt werden, ist derzeit noch unklar.