Der Gigabit-Chef Hans-Jürgen Bahde schaut optimistisch in die Zukunft. Foto: Leif Piechowski

Zum Jahresende könnten mehr als 300 000 Haushalte in der Region Zugang zum schnellen Internet haben. Aber nicht alle Bürger nutzen die Angebote der Gigabit Region Stuttgart.

Es fallen große Worte, aber sie sind durchaus berechtigt: „Wir stehen noch vor einer gewaltigen Herausforderung. Aber wir haben jetzt einen Meilenstein erreicht“, sagt Hans-Jürgen Bahde. Als Bahde 2019 die Geschäftsführung der neu gegründeten Gigabit Region Stuttgart (GRS) übernahm, hatten gerade einmal 2,9 Prozent der 1,2 Millionen Haushalte und 130 000 Unternehmen in der Region Stuttgart Zugang zum Glasfasernetz. Ende 2022 werden schon mehr als 300 000 Kunden die Möglichkeit haben, mithilfe der Glasfasertechnologie durchs Internet zu reisen. Das entspricht knapp 24 Prozent aller Haushalte der Region.

Damit hat die GRS fast die Hälfte des ersten Etappe bewältigt: Denn erklärtes Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres 2025 mindestens 50 Prozent der Privathaushalte, sämtlichen Schulen und allen Unternehmen der Region ein Glasfaserangebot machen zu können. Bis zum Jahr 2030 sollen dann in einem zweiten Schritt 90 Prozent aller Haushalte mit Glasfaserzugang ausgestattet sein.

Kleinere Gemeinden haben einen Vorteil

Etwas überraschend mag es sein, dass der Glasfaserausbau in kleineren Gemeinden und in der Peripherie der großen Städte schneller vorangeht als in den Metropolen. Kleinere Verwaltungen und der damit verbundene leichtere Zugang zu Informationen und den Ansprechpartnern seien Gründe für diese Entwicklung, sagt Bahde. Aber auch in Stuttgart selbst geht es voran. Ende 2022 wird es in der Landeshauptstadt rund 60 000 Glasfaseranschlüsse geben, nahezu doppelt so viele wie im Vorjahr. 2023 sollen weitere 40 000 Anschlüsse in mindestens zehn Stadtteilen hinzukommen.

Lange schien das für 2025 angepeilte Ziel nahezu ausgeschlossen. Doch jetzt ist Hans-Jürgen Bahde sehr optimistisch. Den mit Abstand größten Anteil an der Entwicklung hat die Deutsche Telekom, die mit der GRS einen Kooperationsvertrag geschlossen hat, um den die Region Stuttgart von zahlreichen anderen Wirtschaftsmetropolen in Deutschland beneidet wird. Dabei steht nicht der flächendeckende Aufbau des Glasfasernetzes in einzelnen Städten und Gemeinden im Vordergrund. Vielmehr sollen möglichst alle der 175 Mitgliedskommunen der Gigabit Region Stuttgart in den Genuss von Glasfaseranschlüssen kommen. Ein Grund, warum die Telekom 2022 mit 100 000 Anschlüssen sogar 20 Prozent mehr als ursprünglich geplant herstellen kann, ist die Kooperation mit Stadtwerken der Region: Unter anderem in Ludwigsburg, Böblingen, Bietigheim-Bissingen, Weinstadt, Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt arbeiten die Telekom und die örtlichen Stadtwerke gemeinsam an dem Ausbau und der Vermarktung des Glasfasernetzes.

Möglichst alle Kommunen sollen vom Glasfaserausbau profitieren

Die Aussichten für das kommende Jahr sind noch deutlich besser. Denn neben der Telekom drängen seit dem vergangenen Jahr auch andere Anbieter auf den Markt in der Region. Diese meist auf Investorenmodellen fußenden Konkurrenten bemühen sich um den Komplettaufbau einzelner Gemeinden. Die Deutsche Glasfaser etwa will 2023 insgesamt 60 000 Anschlüsse legen, fünf andere Anbieter zusammen weitere 40 000. „Allein mir fehlt angesichts der Dauer der Genehmigungsprozesse sowie der Bau- und Materialkapazitäten der Glaube, dass diese Ziele zu erreichen sind“, erklärt Bahde. Er wäre aber schon höchst zufrieden, wenn die Hälfte der angekündigten Anschlüsse tatsächlich verwirklicht wird. Ganz unabhängig davon begrüßt Bahde den wachsenden Wettbewerb.

Bahde begrüßt den wachsenden Wettbewerb

Die Rolle der GRS sieht er dabei im Moderieren und Vermitteln zwischen den unterschiedlichen Interessen. Das sei ihm bisher gut gelungen. Bahde: „Nirgends in der Region hat die neue Konkurrenzsituation dazu geführt, dass es zu Dopplungen beim Glasfaserverlegen gekommen ist.“ Ein Wermutstropfen ist sicher, dass nicht alle angebotenen Glasfaseranschlüsse von den Kunden auch genutzt werden. Lag die Zahl der Sofortnutzer am Anfang aber noch im einstelligen Bereich, so machen mittlerweile rund 38 Prozent der Kunden unmittelbar nach der Bereitstellung vom Glasfaserangebot Gebrauch. Bahde: „Auch da gibt es einen erfreulichen Bewusstseinswandel.“

Geförderter Ausbau des Glasfasernetzes für 2023

Ludwigsburg
Die Telekom hat sich erfolgreich an Ausschreibungen zum geförderten Ausbau beteiligt. In den Landkreisen Ludwigsburg und Esslingen hat sich das Unternehmen mit seinem Ausbaukonzept durchgesetzt. Im Landkreis Ludwigsburg wird die Telekom bis Ende 2023 weitere 52 Schulen und ein Krankenhaus in 22 Kommunen mit Glasfaseranschlüssen ausstatten.

Esslingen
Im Landkreis Esslingen verlegt die Telekom im kommenden Jahr Glasfaser in 17 Kommunen, um hochmoderne Internetanschlüsse für Schulen, Gewerbegebiete und bislang unterversorgte Haushalte zu schaffen.