Ruslan Boschirow (links) und Alexander Petrow stellen sich den Fragen der Moderatorin. Foto: RT

Die zwei im Fall Skripal beschuldigten Russen treten im russichen Fernsehen auf, und beteuern ihre Unschuld. Sie seien als Touristen eingereicht, und hätten nur die Kathedrale in Salisbury besuchen wollen. Doch ihre Erklärungen wirken unbeholfen.

Moskau - „Ja, wir sind die, die sie – die Briten – gezeigt haben. Wir heißen auch so, wie sie gesagt haben.“ Alexander Petrow und Ruslan Boschirow sollen die Namen der beiden Männer sein, die an diesem Donnerstagmittag Fragen im russischen Auslandssender RT beantworten. Als „Exklusivinterview“ verkauft die RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan den Auftritt der Männer, die von der britischen Regierung beschuldigt werden, den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia vor einem halben Jahr im englischen Salisbury mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet zu haben. Vater und Tochter waren bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Sie mussten wochenlang intensiv behandelt werden und entkamen nur knapp dem Tod.

In der vergangenen Woche hatte die britische Polizei einen Fahndungsaufruf der beiden Verdächtigen veröffentlicht. Am Mittwoch hatte Russlands Präsident Wladimir Putin erklärt, man habe die Männer gefunden, sie seien Zivilisten. Er forderte diese dazu auf, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Prompt geschieht genau das. Angespannt sitzen Petrow und Boschirow im Büro der RT-Chefin Simonjan, drehen sich nervös auf ihren Stühlen hin und her. Sie sprechen leise, nehmen zuweilen die Hände zur Hilfe. „Es ist heiß hier, ich schalte mal die Klimaanlage an“, sagt Simonjan. Warum sie sie denn angerufen hätten, was sie denn von ihr erwarteten, fragt die Journalistin, die den Westen offen verachtet. „Man hat mit den Beschuldigungen unser Leben zerstört. Wir wollen Schutz. Wir wollen, dass man uns in Ruhe lässt“, sagen die beiden in blauen Pullovern.

Die beiden geben kaum etwas preis

Zur Aufklärung des Anschlags, der zu einer schweren Krise zwischen Russland und dem Westen führte und für eine großangelegte Ausweisung von Diplomaten auf beiden Seiten sorgte, tragen Petrow und Boschirow wenig bei. Als Touristen seien sie nach London gekommen, seien weiter ins „wunderschöne“ Salisbury gereist, erzählen sie. „Jeder in der Welt weiß, dass die Kathedrale dort berühmt ist, 123 Meter ist der Kirchturm hoch“, sagt Petrow. Allerdings habe sie der Schnee überrascht. „Bis zu den Knien waren wir nass.“ Nach nur einer Stunde seien sie dann abgereist. Wo das Haus der Skripals sei, wüssten sie nicht. Sie arbeiteten auch nicht für Russlands Militär-Nachrichtendienst GRU, sondern seien in der Fitnessindustrie tätig.

Mehr geben sie in den 25 Minuten ihrer Unschuldsbeteuerung nicht von sich preis. Das Interview wirft mehr Fragen auf als es beantwortet. Doch es passt in das russische Narrativ des Skripal-Falls und nicht nur dieses. Es stiftet Verwirrung, zeigt, dass die Wahrheit so ausgelegt werden kann, wie sie gerade gut zu gebrauchen wäre, und dass es scheinbar keine Wahrheit gibt.