Die Galeria-Geschäftsleitung hofft auf motivierte Beschäftigte, um die Wende zu schaffen. Die Gewerkschaft hingegen befürchtet das Gegenteil. Foto: dpa/Jörg Carstensen

Die Gewerkschaft Verdi stellt sich gegen die Vorstellungen der Galerie-Geschäftsleitung für einen neuen „Warenhaus-Tarifvertrag“. Doch ihr Ziel, das Lohnniveau des Flächentarifvertrags, bleibt womöglich unerreichbar.

Der Neustart bei Galeria Karstadt Kaufhof verläuft holprig. Erstmals hat die Geschäftsleitung mit Verdi über einen sogenannten Warenhaus-Tarifvertrag für die 11 900 Beschäftigten verhandelt. Nun lehnte die Gewerkschaft den Vorschlag des Unternehmens „entschieden“ ab.

„Wer im Schweinsgalopp einen Billigabschluss durchdrücken will, verkennt die angespannte finanzielle Situation der Menschen und ihrer Familien bei Galeria“, moniert Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer. Statt ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, „verspielt die Geschäftsführung so die Chance, mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften in die Zukunft zu gehen“.

Die Verkäuferinnen sollen am Erfolg der Filiale gemessen werden

Galeria will den 2019 mit der Übernahme von Kaufhof durch Karstadt abgeschlossenen Integrationstarifvertrag durch das neue Vertragswerk mit einer Laufzeit von mindestens drei Jahren ersetzen. Zudem sollen acht Prozent höhere Tarifentgelte, in den Stufen verteilt auf drei Jahre, und ein Inflationsausgleich von 600 Euro gezahlt werden. Ferner sollen die Prämiensysteme durch eine filialbezogene Erfolgsbeteiligungsprämie „attraktiver ausgestaltet“ werden. Gemeint ist, dass die vielen Verkäuferinnen und relativ wenigen Verkäufer in der zu über 80 Prozent weiblichen Belegschaft stärker nach Leistung entlohnt werden. Höhere Verkaufszahlen würden mehr Prämien, angebunden an den Umsatz der Filiale, bedeuten.

Die Pläne seien „skandalös und ein Affront gegen die Beschäftigten“, kritisiert Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Sie seien „ein reines Kostensenkungsprogramm, kein tragfähiges Zukunftskonzept“. Die Geschäftsleitung entferne sich mit ihrer Idee vom Warenhaus-Tarifvertrag weit vom Integrationstarifvertrag. Vor fünf Jahren war auch die Rückkehr in den Flächentarif für das Jahr 2025 ausgehandelt worden. Es folgten drei Insolvenzen und der Abbau von rund 10 000 Stellen. Derzeit durchläuft die Warenhauskette ihr drittes Insolvenzverfahren - ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des 73-jährigen Unternehmers Bernd Beetz will zum 1. August neue Eigentümergemeinschaft werden. 82 Standorte sollen erhalten bleiben.

Mehrere Termine bis Ende August

Bisher verdienen die Beschäftigten laut Gewerkschaft durchschnittlich 5500 Euro weniger im Jahr als die vom Flächentarif profitierenden Kräfte. Die nun angebotenen Entgeltsteigerungen blieben weit hinter den allgemeinen Lohnzuwächsen zurück, heißt es. Der Abstand würde so über die Jahre noch anwachsen und schließlich bei rund 9000 Euro jährlich dauerhaft festgeschrieben.

Galeria-Arbeitsdirektor Guido Mager will den Beschäftigten „in kürzester Zeit“ Planungssicherheit geben. Bis Ende August sind mehrere Termine geplant. Doch ohne Reibungen wird es wohl nicht abgehen.