Diese Stütze gehört zu der im Bau befindlichen Logistikanlage. Foto: Horst Rudel

Vor Jahren sollte auf der Alb bei Geislingen ein Vorzeigeprojekt in Sachen Energiegewinnung entstehen. Die Pläne wurden nur geschrumpft verwirklicht – jetzt zieht ein Logistikzentrum ein.

Geislingen - Ein dicker Fisch ist neun Nachbarkommunen unter Federführung von Geislingen ins Netz gegangen. Im dortigen Gewerbepark Schwäbische Alb siedelt das Logistikzentrum Stuttgart Süd 2 auf 36 000 Quadratmetern Fläche an. Den Ausschlag habe das Platzangebot gegeben, denn andernorts in der Region sei es schwierig für Logistik Flächen zu bekommen, erklärte der Projektentwickler des Investors Gazeley, Michael Gerke.

Brummis statt innovativer Energiekonzepte

Das jüngste Baustellenfest im Gewerbepark Schwäbische Alb war auch für den Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer ein erfreuliches Ereignis, auch wenn der Park sich anders entwickle als zunächst geplant.

Ursprünglich war dort die innovative Technologieplattform Bioenergie und Methan (TBM) samt dem ersten deutschen Holzvergasungswerk vorgesehen gewesen. Trotz der angekündigten millionenschweren Unterstützung von Bund und Land scheiterte das Projekt an zu hohen Kosten. Nach der Ansiedlung der energetisch zukunftsweisenden Schradenbiogasanlage vor sechs Jahren, die aus Speiseresten Gas gewinnt, das die EnBW dort veredelt und die Energieversorgung Filstal ins Netz einspeist, ist das Logistikzentrum die zweite große Ansiedlung in dem Gewerbepark.

Der Oberbürgermeister verteidigt die Logistik-Ansiedlung

Der Gewerbepark entwickle sich in eine andere Richtung, stellte Dehmer fest. Und das zu recht, auch an anderen deutschen Standorten zeige sich, dass innovative Konzepte zur Energiegewinnung gescheitert seien. Anfragen in dieser Richtung habe es für Geislingen in den vergangenen Jahren keine gegeben. „Logistik ist nicht immer und überall sehr beliebt, aber ohne Logistik wäre ein Wirtschaftsstandort wie die Region Stuttgart – und damit eben auch unsere Gegend – nicht überlebensfähig“, verteidigte Dehmer die neue Anlage.

Eine Logistikfirma aus Ebersbach zieht auf die Alb um

Neun Unternehmen haben sich inzwischen insgesamt 7,5 Hektar Bauland im Gewerbepark gesichert. Zehn Hektar stehen im ersten Abschnitt zur Verfügung. Im Endausbau sollen es 44 Hektar sein. Über die Zahl der dort entstehenden Arbeitsplätze konnte Dehmer auf Anfrage unserer Zeitung keine genauen Angaben machen. Ihm sei bekannt, dass die Merklinger Firma Stewe Sondermaschinen und Werkzeuge 30 bis 40 Arbeitsplätze anstrebe. Weitere 70 bis 80 Arbeitsplätze wolle die Firma Schneider schaffen, die in dem geplanten Logistikzentrum von Gazeley den gerade entstehenden Neubau mit 13 000 Quadratmetern Fläche mieten wird. Der seit 2006 in Ebersbach ansässige Betrieb, der im unteren Filstal keine Erweiterungsmöglichkeit sieht, möchte mit dem Umzug von Ebersbach nach Geislingen seine Ebersbacher Lagerfläche verdoppeln und den auf vier Einzelstandorte verteilten Betrieb künftig an einem Standort bündeln, erklärte der Geschäftsführer Heinz Schneider.

Die sehr gute Anbindung an die Autobahn 8 und die örtliche Infrastruktur lobte der Gazeley-Projektentwickler Michael Gerke. Das Unternehmen Gazeley bietet bereits in Marbach (Kreis Ludwigsburg) und nahe Oberndorf Logistikanlagen an. Der Geislinger Gewerbepark wirbt mit schnellem Internet, Strom aus erneuerbarer Energie, kostengünstig beziehbarer Prozesswärme sowie der Möglichkeit, einen 24 Stunden-Betrieb zu fahren.

Der Traum vom Vorzeigeprojekt ist geplatzt

Das Land hat viel Geld hinein gesteckt

Den 2003 gegründeten Gewerbepark Schwäbische Alb unterstützt das Land mit der Rekordsumme von 1,2 Millionen Euro – der damals zweithöchsten Förderung, die für ein solches Projekt zur Verfügung gestellt wurde. Dazu kommt ein Zinszuschuss von 300 000 Euro vom Verband Region Stuttgart. Ziel ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze im Raum Geislingen. Für Grunderwerb und Erschließung wurden bisher 7,8 Millionen Euro ausgegeben.

Die TBM sollte ein Vorzeigeprojekt werden

2007 wird die Betriebsgesellschaft für die Technologieplattform Bioenergie und Methan (TBM) mit zahlreichen Stadtwerken von Ulm bis Friedrichshafen sowie der Uni Karlsruhe gegründet. Entstehen soll in Geislingen ein vierteiliges Großprojekt zur Energieerzeugung und -versorgung mit dem ersten deutschen Holzgaswerk. Die Energieversorgung Filstal plant eine Biogas-, eine Pyrolyse- und eine Erdgasverflüssigungsanlage. Der Baubeginn 2009 wird verschoben. Die europaweite Ausschreibung ergibt einen Anstieg der veranschlagten Baukosten um 30 Prozent. Im November 2011 verkündet der Aufsichtsrat der Betriebsgesellschaft mangels ausreichender Rentabilität das Aus für die TBM, trotz Förderzusagen von Bund und Land über 4 Millionen Euro. Schuld sind die gestiegenen Holzpreise.

Die Schradenbiogasgesellschaft aus Brandenburg kauft 2008 als erste Ansiedlung 1,3 Hektar im Gewerbepark für den Bau einer innovativen Biogasanlage. Dort werden pro Jahr 25 000 Tonnen Speisereste in Biogas für etwa 1600 Haushalte umgewandelt, das über einen Methangehalt von bis zu 70 Prozent verfügen soll. Die EnBW baut dafür eine Gasveredelungsanlage und die Energieversorgung Filstal (EVF) 2014 eine Einspeisestation.

Der Traum vom Vorzeigeprojekt ist geplatzt