Im Weilimdorfer Gewerbegebiet, das vom Grünen Heiner aus überblickt werden kann, arbeiten derzeit etwa 18 500 Beschäftigte in 260 Betrieben. Foto: Archiv Isabelle Butschek

Das Weilimdorfer Gewerbegebiet landet in einer bundesweiten Studie auf dem letzten Platz. Wirtschaftsförderer sehen dennoch Potenzial.

Weilimdorf - Das Ergebnis ist ernüchternd: Laut der jüngst veröffentlichten Studie des Marktforschungsinstituts BulwienGesa erreicht das Weilimdorfer Gewerbegebiet von 68 untersuchten Teilmärkten nur den letzten Platz. Untersucht wurden die Kriterien Miete, Angebot, Nachfrage, Investment und die Renditeerwartung in den nächsten fünf Jahren.

Die FDP-Gemeinderatsfraktion hat das Ergebnis dieser Studie zum Anlass genommen, bei der Stadt einen Antrag zu stellen. Die Stadträte fordern die Verwaltung dazu auf, im Wirtschafts- sowie im Umwelt- und Technikausschuss über geplante Konzepte und Marketingstrategien für das 132 Hektar große Areal zu berichten. Insbesondere Ergebnisse aus dem 2011 gegründeten „Runden Tisch Standortmarketing Gewerbegebiet Stuttgart-Weilimdorf“ sollen bekannt gegeben werden, so der Antrag.

Bei jenen Treffen haben Vertreter der Wirtschaftsförderung zusammen mit der Bezirksvorsteherin Ulrike Zich und Eigentümervertretern der Bürogebäude über Maßnahmen diskutiert, wie das angeschlagene Image des Weilimdorfer Gewerbegebiets aufgebessert werden kann. Sechs Marketingagenturen wurden beauftragt, entsprechende Konzepte zu erarbeiten; zwei von ihnen sollen diese künftig weiterentwickeln. Die Finanzierung dessen müsse „noch abgestimmt werden“, sagt die Leiterin der Wirtschaftsförderung Ines Aufrecht. Sie hofft, dass sich auch die Immobilieneigentümer daran beteiligen werden, schließlich sei eine Aufwertung des Gewerbegebiets auch zu ihrem Nutzen.

Die Vorteile gehen in der öffentlichen Wahrnehmung unter

Die Bulwien-Gesa-Studie sieht die Wirtschaftsförderin jedoch kritisch. „Ich kann die Ergebnisse nicht gänzlich teilen“, sagt sie. „Das Weilimdorfer Gewerbegebiet ist ein höchst attraktiver, hervorragend gegliederter und strukturierter Bürostandort.“ Der Anschluss an die Autobahn 81 sowie an den öffentlichen Nahverkehr sei ausgezeichnet. Die Vorteile würden jedoch untergehen, seit 2010 bekannt wurde, dass die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young im Jahr 2015 mit ihren 1500 Beschäftigten von Weilimdorf in die Nähe des Flughafens umsiedeln wird. Rund 40 000 Quadratmeter Bürofläche würden leer stehen, wenn sich kein Nachmieter finden sollte.

An Ideen, wie der Weilimdorfer Standort attraktiver werden kann, mangelt es der Wirtschaftsförderin nicht. So könne beispielsweise versucht werden, kleinere Handels- und Gewerbebetriebe im Gewerbegebiet anzusiedeln, damit die Beschäftigten in ihrer Mittagspause oder nach der Arbeit vor Ort Einkäufe erledigen können. „Nicht in großem Stil, aber vielleicht könnte ein fliegender Händler von einer Reinigung anbieten, Hemden abzuholen“, schlägt sie vor. Auch über Kinderbetreuung oder einen „Notfall-Kinderservice“ müsse nachgedacht werden.

Bernd Klingler regt darüber hinaus weitere Sportmöglichkeiten und Restaurants an. „Ich bin der Meinung, dass man schnell etwas machen muss“, sagt der FDP-Fraktionssprecher. „Wir müssen die Attraktivität des Standorts und das Interesse der Immobilieneigentümer daran befeuern.“ Seiner Meinung nach müsse vor allem der Bereich Flachter/Rutesheimer Straße neu geordnet werden. Dort müsse eine gesunde Mischung an produzierenden und repräsentativen Firmen her. „Die erste Reihe soll schließlich die Visitenkarte eines Gewerbegebiets sein“, sagt Klingler. Ferner missfällt ihm, dass sich in letzter Zeit überwiegend Logistikfirmen in Weilimdorf angesiedelt haben. Diese brächten viel Verkehr mit sich, deshalb fordert er: „Wir brauchen eine Ergänzung dazu.“