Das Gewerbegebiet am Fuße des Grünen Heiners hat bei einer bundesweiten Studie schlecht abgeschnitten. Foto: Archiv Butschek

Gestalter haben ein Konzept entworfen, um die Attraktivität des Standorts zu steigern.

Weilimdorf - Das Gewerbegebiet Weilimdorf soll ein neues Image bekommen. „Der Standort besitzt Potenzial und ist es wert, aufgewertet zu werden“, ist Ines Aufrecht überzeugt. Auf Antrag der FDP berichtete die Leiterin der Wirtschaftsförderung vergangene Woche im Bezirksbeirat über das Konzept, das derzeit für das 132 Hektar große Areal am Fuße des Grünen Heiners erarbeitet wird. Anstoß für die Marketingmaßnahme hatte zum einen der Wegzug der Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young gegeben. 2015 werden dadurch auf einen Schlag rund 40 000 Quadratmeter Bürofläche frei. Zum anderen hatte das Gewerbegebiet in einer Studie des Marktforschungsinstituts BulwienGesa, in der bundesweit 68 Teilmärkte bewertet wurden, den letzten Platz belegt (wir berichteten).

Seit Mai treffen sich daher Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung, des Amts für Stadtplanung und -erneuerung, Eigentümervertreter der Immobilien sowie die Bezirksvorsteherin Ulrike Zich regelmäßig, um Ideen zu entwickeln, wie der Standort regional und auch überregional in ein besseres Licht gerückt werden kann. Laut Ines Aufrecht war schnell klar, dass das Gesamtkonzept von professionellen Agenturen – eine mit dem Schwerpunkt auf der Kommunikation, die andere mit Blick auf die Inhalte – erarbeitet werden soll. Die Geschäftsführerin des Gestaltungsbüros Inga-Lisa Burst stellte den Bezirksbeiräten das Konzept vor.

Das Potenzial stärken

„Unser Ziel ist es, den Standort neu auszurichten und seine Attraktivität zu steigern, um den Wegzug von Firmen zu verhindern und Neue zu gewinnen“, sagte Burst. Zusammen mit ihren Kollegen habe sie vor Ort eine Analyse gemacht, um festzustellen, wo das Potenzial liegt, damit dieses gezielt verstärkt werden kann. Dabei sei aufgefallen, dass das Gewerbegebiet von viel Natur umgeben ist und zudem einige Firmen ihre Dächer begrünt haben. Daraus ergab sich die wesentliche Grundidee des neuen Konzepts: „Unsere Vision ist, die Begrünung zu erweitern, und wo möglich, die Dächer für die Nutzung auszubauen, zum Beispiel als Cafeteria“, sagte Burst.

Auch ein Slogan steht schon fest: „Weilimpark, der Bürostandort von morgen“. Das Logo soll ein grünes „W“ sein. „Das kann als Leuchtkörper auf den Firmendächern platziert werden, oder es könnten Sitzbänke in W-Form aufgestellt werden“, so Burst. Auch wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, soll sofort auf das Konzept aufmerksam gemacht werden: Die Gestalter stellen sich vor, dass auch die Dächer der S-Bahn-Haltestelle begrünt werden. „Unsere Botschaft soll sein, dass das Gewerbegebiet Weilimdorf ein zukunftsorientierter Standort mit hoher Aufenthaltsqualität ist“, betonte Burst. Als Marketinginstrumente sind unter anderem eine Imagebroschüre, ein Imagefilm, die Präsentation auf Messen, eine eigene Webseite (www.weilimpark.de), einheitliche Banner oder Events vor Ort angedacht, um den neuen Ruf nach außen zu tragen.

Weilimtreff, Weilimfit und Weilimkita

Auch auf die Wünsche der Angestellten – derzeit arbeiten 18 500 Beschäftigte in 260 Betrieben – soll eingegangen werden. Diese hatten bei einer Umfrage unter anderem angegeben, dass sie sich bessere Einkaufsmöglichkeiten, mehr Parkplätze, Grünanlagen und Mittagsangebote wünschen. All dies soll unter den Schlagworten Weilimtreff, Weilimlunch, Weilimfit, Weilimkita und Weilimservice umgesetzt werden. Unter letzterem ist angedacht, dass Einzelhändler aus dem Stadtbezirk einen mobilen Service im Gewerbegebiet anbieten. Zum Beispiel Blumen- oder Hemdenservices sind im Gespräch. Im Bebauungsplan ist nämlich festgeschrieben, dass sich kein Einzelhandel im Gewerbegebiet ansiedeln darf. Laut Ines Aufrecht hat Baubürgermeister Matthias Hahn jedoch zugesichert, dass in Einzelfällen die Befreiung von der Vorschrift geprüft werden könne.

Der Bezirksbeirat unterstützt das Konzept einstimmig. „Es freut uns, dass Bewegung in die Sache kommt“, sagte Eberhard Keller (SPD). Dem Lob schloss sich der FPD-Sprecher Julien Flaig an: „Das Konzept gibt Weilimdorf einen modernen und innovativen Anstrich.“ Die stellvertretende Bezirksbeirätin Annette Schäfer (Grüne) schlug kritischere Töne an. In ihren Augen spricht das Konzept vor allem Menschen an. „Die sollen da hingehen und es schön finden. Nicht ganz schlüssig geht hervor, warum sich Firmen dort ansiedeln sollen“, meinte sie. Neben den „grünen Mützchen“ fehlten Bausteine der Nachhaltigkeit.

Firmen über die Mitarbeiter gewinnen

Der Immobilienexperte Ulf Walliczek, der die Eigentümer vertritt, widersprach dieser Auffassung. „Wir überzeugen Firmen auch über die Menschen“, sagte er. „Mitarbeiter sind über Betriebsräte heute ganz anders in Entscheidungen eingebunden.“ Entsprechend wichtig sei, den Angestellten ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Auch solle das Gewerbegebiet mehr als nur eine „grüne Mütze“ bekommen, vielmehr soll es „ein grüner Standort werden“. Dies sei auch für Firmen immer wichtiger, sagte Walliczek. Stromfressenden Nachtspeicheröfen, die im Gewerbegebiet verbreitet seien, führten inzwischen dazu, dass Mieter das Weite suchten. Von dem Konzeptentwurf ist Walliczek überzeugt. „Er ist toll, denn er hat was mit dem Standort zu tun. Die Ideen lassen sich realisieren“, meinte der Immobilienexperte.

Nachdem die Bezirksbeiräte ihr Plazet gegeben haben, hofft Aufrecht nun, dass sich auch die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) in der Sitzung am Dienstag, 6. November, mit dem Konzept einverstanden zeigen. Denn: „Das Konzept wird größtenteils über die Immobilieneigentümer finanziert. Von ihnen wird sich aber keiner bereit erklären, wenn Politik und Verwaltung nicht dahinter stehen“, sagte die Wirtschaftsförderin. Sobald die Räte grünes Licht gegeben haben, werden die örtlichen Firmen angesprochen.