Die Fläche, die den Besitzer gewechselt hat, umfasst mit 80 000 Quadratmeter einen Großteil des Gewerbegebiets. 2015 werden von dort die letzten Bücher versandt. Foto: KNO-VA

Auf dem verkauften Areal von Koch, Neff und Oettinger sollen mehrere Neubauten errichtet werden. Eine Münchner Objektgesellschaft übernahm das gesamte Areal an einem Stück.

Vaihingen - Nach dem Verkauf des gesamten Betriebsgeländes des Buchgroßhändlers Koch, Neff und Oetinger (KNO) sowie der Schwesterfirma Koch, Neff und Volckmar (KNV) vor einigen Wochen will der neue Eigentümer keine Zeit verlieren, das Areal umzugestalten. „In den nächsten Tagen werden wir ein Baugesuch für das neue Verwaltungsgebäude von KNV einreichen“, sagt Axel Ramsperger, der Geschäftsführer des Stuttgarter Immobilienentwicklers Blue Estate. Bereits Mitte 2014 sollen die Bagger anrollen. Der Hauptsitz des Großhändlers soll demnach langfristig in Vaihingen verbleiben, in frischen, wenngleich nur angemieteten Büros. Die gesamte Logistik indes wird, wie geplant, nach Erfurt verlegt. Auf der so frei werdenden Fläche wird sich in den nächsten Jahren das Gesicht des Gewerbegebiets Stück für Stück verändern.

Privatinvestor will ungenannt bleiben

Ende Oktober bestätigte das 1829 gegründete Stuttgarter Traditionshaus den Verkauf seines 80 000 Quadratmeter großen Betriebsgeländes entlang der Industrie- und Schockenriedstraße (siehe Karte). Eine Münchner Objektgesellschaft übernahm das gesamte Areal an einem Stück. Der Privatinvestor, der hinter dieser Gesellschaft steht, will ungenannt bleiben. Auch über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Münchner beauftragten die Stuttgarter Blue Estate, das Gelände neu zu planen, zu bebauen und zu vermieten. Dazu soll vor Ort auch ein Vermarktungsbüro eingerichtet werden.

2011 hatte der Großhändler angekündigt, seine gesamte Logistik neu zu ordnen. Nach eigenen Angaben beliefert KNV mehr als 7000 Buchhändler und greift dabei auf ein Sortiment von rund 500 000 Büchern zurück. Obschon der Standort in Stuttgart der größte ist, hat KNV in mehreren Städten Niederlassungen und beschäftigt knapp 3000 Mitarbeiter.

150 Euro für neues Logistikzentrum

Für das neue Logistikzentrum in Erfurt gibt das Unternehmen 150 Millionen Euro aus. Im September wurde Richtfest gefeiert. Nach nur 16 Monaten Bauzeit sollen das Hochregallager, das dazugehörige Frachtzentrum und einige weitere Gebäude fertig sein. Künftig sollen dort bis zu 1000 Menschen Bücher in Kartons verpacken und in Lastwagen stapeln. Die meisten dieser Stellen freilich werden in Vaihingen wegfallen, weshalb sich die Politik vor zwei Jahren darum bemühte, den Standort zu erhalten. Auch der Betriebsrat wehrte sich – letztlich aber vergeblich.

Dass es KNV in Vaihingen zu eng geworden ist, davon kann freilich keine Rede sein. Nur rund zwei Drittel der nun verkauften Fläche wird von dem Unternehmen genutzt. Der Rest der Gebäude steht entweder leer oder wird zum Beispiel an Handwerker, Architekten oder Künstler vermietet, die dort Ateliers eingerichtet haben. Aus dem Keller eines Hauses dringt auch schon mal das Schlagzeug einer probenden Musikband.

„Wir werden nur vermieten, nicht verkaufen“

Genau dort, im westlichen Bereich des Geländes an der Ecke Industrie- und Ruppmannstraße, soll die neue Zentrale von KNV entstehen. „Dort wird ab Mitte 2014 zuerst gebaut“, sagt Ramsperger. Die rund 600 Verwaltungsmitarbeiter, die derzeit über sechs Gebäude verteilt sind, sollen in dem Neubau zusammengezogen werden. Das wird voraussichtlich Ende 2015 der Fall sein, wenn alles nach Plan verläuft. KNV wird in seinen neuen Räumen nur noch Mieter sein. Für wie lang, ist unklar. Bereits ab Ende 2014 wird die Logistiksparte mit dem Umzug nach Thüringen beginnen, was irgendwann 2015 abgeschlossen sein dürfte.

Dann erst wird das Areal im großen Stil sein Gesicht verändern. „Die Vision des Investors ist es, ein Gewerbequartier zu entwickeln unter Einbeziehung von Bestandsgebäuden und Neubauten“, sagt Ramsperger. Einen in Stein gemeißelten Plan dafür gibt es jedoch noch nicht. Letztlich soll also Stück für Stück saniert oder gebaut werden, je nachdem, was gewünscht wird. Neben den allfälligen Bürogebäuden für Dienstleister könnten auch Werkräume entstehen. „Wir machen die Tür für alle Art von Produktion auf“, sagt Ramsperger. Nur zwei Dinge sind dabei sicher. Große Hallen werden nicht gebaut, dafür sind die Grundstückspreise in Vaihingen zu hoch. „Und wir werden nur vermieten, nicht verkaufen“, sagt Ramsperger.