Der Höflesmarkt des Gewerbe- und Handelsvereins zieht jedes Jahr die Massen an. Tausende Besucher säumen die Stuttgarter Straße. Auch 2019 soll er stattfinden. Foto: Ströbele (Archiv)

Der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins, Jochen Heidenwag, tritt nicht mehr zur Wahl an.

Stuttgart-Feuerbach - Zehn Jahre lang hat Jochen Heidenwag die Fäden beim GHV in der Hand gehalten. Am Dienstag, 19. Februar, ist Schluss. Der 62-Jährige möchte kürzer treten. Einen potenziellen Nachfolger für den GHV-Vorsitz gibt es schon, dessen Name wird allerdings noch nicht verraten.

Herr Heidenwag, Sie sind 62 Jahre alt, gesund und treten beruflich kürzer: Warum kandidieren Sie am 19. Februar nicht mehr für den Vorsitz des GHV?

Völlig unabhängig davon, ob man Vorsitzender eines Vereins oder Bundeskanzler ist: Nach zehn Jahren sollte Schluss sein. Auch der GHV braucht nach so einer langen Zeit eine andere Sicht auf die Dinge und ein neues Team.

Gibt es denn ab dem 19. Februar eine neue GHV-Mannschaft?

Nicht nur ich höre auf, sondern auch mein Stellvertreter Peter Schmaus und Schatzmeisterin Christa Allgöwer. Aber wir haben Menschen gesucht und gefunden, von denen wir überzeugt sind, dass sie Feuerbach und den Gewerbe- und Handelsverein stärken. Zudem wollen die zweite Stellvertreterin Julia Schäfer und Schriftführer Harald Hofherr weitermachen. Der GHV wird auch künftig sehr gut aufgestellt sein.

Es war sicher nicht leicht, jemanden zu finden, der in Ihre Fußstapfen treten möchte.

Es war ein absoluter Glücksfall. Den Namen unseres Kandidaten kann ich noch nicht verraten, aber er lebt in Feuerbach und bringt alles mit, was ein GHV-Vorsitzender braucht – inklusive eigener Vorstellungen für die Zukunft.

Was wird aus Ihrer Sicht die wichtigste Aufgabe des GHV in den nächsten Jahren sein?

Mit Sicherheit muss sich der neue Vorstand intensiv um die Stuttgarter Straße kümmern. Die Attraktivität zu halten und noch zu verbessern, wird schwierig.

Woran machen Sie das fest?

In den vergangenen Wochen sind immer wieder Einzelhändler auf mich zugekommen, die über Umsatzrückgang klagen und befürchten, falls es zu autofreien Samstagen auf der Stuttgarter Straße und zusätzlich zu großen Umbaumaßnahmen kommen wird, sie ihr Geschäft aufgeben müssen. Und jeden Einzelhändler, den wir verlieren, können wir nicht adäquat ersetzen.

Was muss passieren, um die Attraktivität der Einkaufsmeile zu halten und zu steigern?

Es gibt genug Ansätze, nur die Erfolge fehlen noch. Nehmen wir einmal die Konzeptstudie, die der GHV und die Firma Ranger Design erarbeitet haben. Da geht es nicht nur um die Umgestaltung des Grazer Platzes, sondern um viele andere Stellen auf der Stuttgarter Straße, die zur Aufenthaltsqualität beitragen. Und es würden dafür lediglich zwei Parkplätze wegfallen. Es wäre eine Katastrophe, wenn nichts passiert. Aber ich bin frohen Mutes und hoffe darauf, dass bis 2020 sichtbare Ergebnisse von der Stadtverwaltung geliefert werden.

Unabhängig Ihrer Sorge um die Stuttgarter Straße: Wie steht es Ihrer Meinung nach um Feuerbach?

Grundsätzlich muss man sagen, dass es sehr beachtlich ist, was im Stadtbezirk passiert. Auf dem ehemaligen Schoch-Areal und im Gewerbegebiet Feuerbach-Ost sind großartige Entwicklungen zu verzeichnen. Und auch an der City Prag wächst Feuerbach. Wenn wir kein Bezirk, sondern eine eigene Stadt wären, würde ich vor lauter Stolz nicht mehr durch die Türe kommen.

Und der GHV hat in den vergangenen Jahren sehr viel dazu beigetragen, dass Feuerbach so ein attraktiver Stadtbezirk ist.

Die Aufgabe des GHV ist es, sich um Feuerbach zu kümmern. Dazu gehört auch, Veranstaltungen durchzuführen. Auch in diesem Jahr werden unter anderem der Höflesmarkt und der Weihnachtsmarkt stattfinden. Zudem beteiligt sich der GHV seit Jahren auch an der Feuerbacher Kulturnacht – mit einer Langen Einkaufsnacht.

Die Kulturnacht steht am Samstag, 30. März, im Veranstaltungskalender. Einen Tag zuvor ist auch ihr letzter Arbeitstag. Wie sieht Ihr Alltag denn künftig aus?

Ich verspreche mir schon, dass mein Leben ruhiger wird. Es wird kein enges Terminkorsett mehr geben.

Und wie wollen Sie Ihre neu gewonnene Freiheit genießen?

Ich habe das mit langer Hand vorbereitet. Etwa 50 Prozent des Jahres werde ich künftig in einem kleinen Ort am Bodensee verbringen. Dort wird auf einem Dauercampingplatz ein großer Wohnwagen mit einem sehr massiven 21 Quadratmeter großen Vorzelt stehen. Morgens werde ich als Digitalnomade noch etwas arbeiten und dann die Natur genießen – 300 Meter entfernt vom Bodensee.

Wenn Sie nicht am Bodensee sind, trifft man Sie dann in Feuerbach an?

Auf jeden Fall. Ich werde Bezirksbeirat in Feuerbach bleiben und kandidiere ja im Mai auch für den Stuttgarter Gemeinderat. Die Brücke zu Feuerbach wird immer aufrecht erhalten.