Ein seltenes Beispiel für Firmenumsiedlungen in Fellbach: der Neubau des Autospezialisten Eisemann an der Stauferstraße. Foto: Patricia Sigerist

Die Nachfrage von Unternehmen nach Gewerbeflächen besteht zwar, doch die vorhandenen freien Flächen liegen bei Null. Allenfalls an der Siemensstraße und in Oeffingen gibt es noch Reservegebiete.

Fellbach - Pumperlgsund und gleichzeitig ziemlich ausgemostet – so stellt sich derzeit die Situation in Fellbach dar. Ein Widerspruch? Nur zum Teil. Denn einerseits ist die wirtschaftliche Lage tatsächlich durchaus zufriedenstellend. Das allerdings ist auch das Manko: Erweiterungs- oder ansiedlungswillige Betriebe aus Fellbach wie von außerhalb müssen zur Kenntnis nehmen: Es ist nahezu nichts mehr vorhanden, was ihren Interessen entspricht.

Null Quadratmeter in petto

Dies musste Hannah Schröder-Jung, Wirtschaftsförderin der Stadt, im Verwaltungsausschuss gleich mehrfach einräumen. „Leider muss ich bei jedem derartigen Anruf sagen: Ich habe null Quadratmeter in petto.“ Es sei eben tatsächlich so, erklärte die erst kürzlich aus der Elternzeit zurückgekehrte Schröder-Jung, dass bei den Gewerbearealen „unsere Reserveflächen bei null sind, auch um Firmen in Fellbach halten zu können.“ Irgendwelche Reserven „auszuschlachten“ sei kaum mehr drin.

Hauptsächlich handelt es sich bei den Anfragen um Kaufgesuche, „nur selten sind zu vermietende Objekte nachgefragt.“ Besonders nachgefragt sind kleine bis mittelgroße Flächen von bis 1000 Quadratmeter beziehungsweise bis zu 2000 Quadratmeter. Mit den wenigen verfügbaren Flächen hätten auch im Jahr 2016 bei weitem nicht alle Anfragen bedient werden können, erklärte die Ingenieurin den Räten.

Einige Areale sind in der Fertigstellung

Für die Ermittlung des künftigen Gewerbeflächenmanagements hat das Amt für Wirtschaftsförderung gemeinsam mit dem Stadtplanungsamt vor einigen Monaten eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Der Start für dieses neue Konzept in Form einer Befragung von Fellbacher Unternehmen erfolgte bereits Ende vergangenen Jahres, die Expertise „wird im Jahr 2017 fertiggestellt“, verspricht Hannah Schröder-Jung.

Einen leichten Lichtstreifen am Fellbacher Horizont gibt es allerdings doch. Genau genommen sind es gar zwei Bereiche: das Gewerbegebiet Grund VI in Oeffingen und das Gewerbegebiet südlich der Siemensstraße, die als wichtige Schwerpunkte vorangetrieben werden sollen.

Immerhin gab es zuletzt auch durchaus positive Beispiele, unterstützte die Fellbacher Baubürgermeisterin Beatrice Soltys die Wirtschaftsförderin. Größere Bereiche wie das Mahle-Areal – „da fehlt nur noch ein letzter Baustein“ – sowie das Bauknecht-Areal am Schmidener Weg mit seinem „wunderbaren Konglomerat“ hätten sich hervorragend zu Vorzeigeobjekten entwickelt. Auch der Neubau des Unfall-Spezialisten Eisemann auf dem Gelände eines früheren Küchenhändlers an der Stauferstraße („Der Auto-Doktor“) wurde positiv erwähnt. Zur künftigen Gewerbeansiedlung auf dem einige hundert Meter weiter westlich gelegenen Gebiet an der Siemensstraße verwies Soltys auf die Haltung der Verwaltung, dass „wir dort keine Speditionen brauchen“ und dass „offene Lagerflächen ausgeschlossen“ seien.

Kleinere und mittlere Unternehmen sollen zum Zuge kommen

In der Diskussion wiesen diverse Stadträte mit Bedauern auf den Verlust der Firma Löffelhardt hin. Der Elektrogroßhändler – Jahresumsatz 230 Millionen Euro, 300 Mitarbeiter – hoffte vergeblich auf Vergrößerungsmöglichkeiten in Fellbach und wird sich nun 20 Kilometer remsaufwärts in Schorndorf ansiedeln. Die Lösung bei der Nachfrage in solchen Dimensionen, so Ulrich Spieth (CDU), sei aber eben „mit der Größe unserer Markung nicht einfach“. Für die Siemensstraße wie auch in Oeffingen sollte gewährleistet sein, dass kleinere und mittlere Unternehmen aus Fellbach zum Zuge kommen sollten. Dort müsse man „behutsam rangehen“, erklärte Sybille Mack (SPD). Und: „Es ist klar, dass wir bei Grund VI konsequent hart bleiben müssen“, betonte Ulrich Lenk.

Der FD/FW-Fraktionschef äußerte sich allerdings auch kritisch zum Thema Wirtschaftsförderung. „Ich kenne Handwerker, die haben sich händeringend an die Stadt gewandt und wurden vertröstet nach dem Motto: Danke für Ihre Anfrage – aber passiert ist nichts.“