Am Wochenende kamen Tausende Badegäste aus der ganzen Region Stuttgart nach Neckartailfingen. Foto: /7aktuell

Nachdem am Wochenende am Neckartailfinger Aileswasensee das Chaos ausgebrochen war, ist der Badesee wieder in den Schlagzeilen: Es geht um eine blutige Gewalttat.

Neckartailfingen - Erst der gewaltige Bade-Ansturm am Wochenende und dann das: Am Aileswasensee in Neckartailfingen hat am Montagabend ein 18 Jahre alter Reutlinger einen 19-jährigen Bekannten mit einem Messer schwer verletzt. Wie die Polizei mitteilte, ging der Täter gegen 19.50 Uhr zielstrebig auf den am Badesee liegenden 19-Jährigen zu und stach mehrmals auf ihn ein, dann floh er. Die Polizei suchte mit einer Hundestaffel und einem Hubschrauber nach dem Mann. Gegen 21.30 wurde er in einem Maisfeld von einem Polizeihund aufgespürt und festgenommen. Nun ermitteln die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Kriminalkommissariat Reutlingen wegen versuchten Totschlags gegen ihn. Die Hintergründe der Tat seien noch unklar. Die anfänglichen Angaben eines Polizeisprechers, wonach das Opfer lebensgefährlich verletzt sei, wurden später korrigiert: Er schwebe nicht in Lebensgefahr.

Schon am Samstag und Sonntag war der Aileswasensee in die Schlagzeilen geraten. Die Hitze hatte Tausende Menschen aus der ganzen Region Stuttgart an seine Ufer getrieben. Und das führte zu Chaos in der 3200-Seelen-Gemeinde. Stau auf den Straßen, Wildparker auf Feldern und Wiesen, überforderte Ordner und Sicherheitskräfte – Bilder wie diese bestimmten das Geschehen. Direkt am See sei laut Augenzeugen keine Spur von Ordnungskräften gewesen. Die Folge: Handtücher dicht an dicht, niemand schien sich für den coronabedingten Mindestabstand zu interessieren.

„Die Security-Mitarbeiter mussten vor allem den Verkehr ordnen“, erklärt Achim Rapp, Leiter des Neckartailfinger Hauptamtes. „Zwar hatten wir auch eigene Leute am See, aber die konnten angesichts dieser Massen wenig machen.“ Es sei nur eine Handvoll Ordner übrig gewesen, um die Regeln am See durchzusetzen. „Wir hatten gehofft, dass die Leute selbstverantwortlich handeln.“ Das war offensichtlich nicht so. „Es ist sehr schade, dass der Staat dann immer regulieren muss“, sagt Rapp.

Aber auch die Polizei schien von der hohen Besucherzahl überfordert zu sein. „Unsere Kollegen haben irgendwann keine Menschen mehr auf das Gelände gelassen“, sagt Martin Raff vom Polizeipräsidium Reutlingen, das auch für den Landkreis Esslingen zuständig ist. Viel mehr schien nicht möglich gewesen zu sein. „Man kann nicht einfach einen Platz mit Tausenden Menschen räumen.“

Es seien rein praktische Gründe gewesen, warum die Corona-Verordnung nicht durchgesetzt werden konnte. „Mittlerweile kann man nicht mehr zuordnen, wer zu welchem Haushalt gehört – vor allem nicht bei solchen Massen“, erläutert Raff. Generell gebe es am Aileswasensee kaum Kriminalität. Lediglich elf Straftaten habe es im vergangenen Jahr gegeben, sieben davon Diebstähle.

Kommende Woche beginnen die Sommerferien. Deshalb rechnet Hauptamtsleiter Rapp damit, dass die Zahl der Besucher weiterhin hoch bleiben wird. „Wir müssen uns jetzt ein Konzept überlegen. Ich hoffe auch, dass das mediale Echo Wirkung zeigt“, sagt er.